Nur wenige Sekunden nach Verlassen der
Brücke stand der Sicherheitschef vor der
Hangartür. Er nickte dem Team zu und kurz darauf stürmten sie den Raum...
[3 Wochen später...]
---GROSSE HALLE "...nur wenige Sekunden, nachdem
wir die Brücke verlassen hatten, standen wir
vor der Hangartür. Ich habe meinem Team zugenickt und kurz darauf stürmten
wir den Raum..." Verhaltenes
Gemurmel breitete sich im Saal rings um Georg Belloni aus. Die Mitglieder
des Förderationsausschusses schauten den Sicherheitschef der USS Mirage
gespannt an. Sein Bericht kam nun zu dem Punkt, an dem die Crew nach
Ansicht des
Oberkommandos entscheidende Fehler gemacht hatte. Das Wertvollste
der ganzen Föderation war an das Taholische Imperium gefallen, weil
die Mirage ihren Wettkampf verloren hatte, ganz zu schweigen von der
Eliminierung
einer ganzen Zivilisation, die die bisher stets so hochgelobte Besatzung
mit dem Vulkanier Tommok an ihrer Spitze nicht hatte verhindern können.
Es war jetzt drei Wochen her, dass die Mirage zum Sektor 001 zurückgekehrt
war. Die Freude
über ihre unerwartet schnelle Heimkehr mithilfe eines fluktuierenden
Wurmloches verblasste angesichts ihres niederschmetternden Berichtes.
Die Tahol hatten als Preis für ihren Sieg die Schiffswerften von Utopia
Planitia verlangt. Und die Beschädigungen der Mirage ließen keine Zweifel
aufkommen, wie die Tahol auf eine Verweigerung ihres "berechtigten"
Preises reagieren
würden. Nach Auswertung der Mirage-Berichte
waren Experten zu der Auffassung gekommen,
dass die Tahol mit ihrer Raumfahrttechnik etwa einen Monatbrauchen
würden, um Utopia Planetia zu erreichen und in Besitz zu nehmen. Nicht auszudenken
was hätte geschehen können, wenn das Wurmloch, durch das die Mirage geflogen
war, stabil gewesen wäre. Die Tahol wären dann gleichzeitig mit der Mirage
eingetroffen. So hatten sie noch 4 Wochen Zeit.
Das Oberkommando
hatte entschieden, die Tahol wörtlich zu nehmen...Sie wollten
die Werften? Sie sollten sie bekommen. Allerdings geräumt! Seit 24 Stunden
flogen alle verfügbaren Schiffe mit Frachtkapazität nach Utopia, um den Kern
der Raumschiffsentwicklung der Förderation zu demontieren und an einen geheimen
Ort zu verlegen. Gleichzeitig erhielten die Kampfschiffe Aufträge für verstärkte
Flüge in sensiblen Raumgegenden. Diverse kleine Provokationen gegen feindliche
Rassen wurden befohlen, versehentlich losgelöste Torpedos, minimale Grenzverletzungen,
geheimnisvoll chiffrierte Kommunikationen, scheinbar gezielte Flüge in völlig
wertlose Raumbereiche - all das sollte die Geheimdienste und Kriegsschiffe
der Feinde in Atem halten und für Ablenkung zu sorgen.
Denn um
jeden Preis musste verhindert werden, dass eine der konkurrierenden Mächte
Kenntnis von der Demontage und Verlegung der modernsten Raumfahrttechnik der
Förderation bekäme. Die Schwäche der Flotte, die Anfälligkeit der Transportkonvois
und die Sicherheitsrisiken der gesamten Aktion waren zu gewaltig....
Dazu
kam die Ungewissheit, wie die Tahol auf die Übergabe einer riesigen leergeräumten
Werft reagieren würden...
---
Admiral
Tarkoon riss sich aus seinen sorgenvollen Gedanken und konzentrierte sich
wieder auf Bellonis Worte...
"...der
Nahkampf mit den Taholkriegern endete in einem Desaster. Sie brachen die Regeln
und schickten statt 20 Einzel-Kämpfern 20 multiple Kampfeinheiten ins Gefecht,
insgesamt über 120 freigesetzte Drohnen und Kriegs-Androiden stürzten sich
auf unser Team..."
Tarkoon
reichte es, er wollte es nicht mehr hören.
"Mr.
Belloni!!!", unterbrach seine scharfe Stimme die Verhandlung. "All
das hätten Sie erwarten können, als sie den Wettkampf mit dieser bekannt mächtigen
- und bekannt falschspielenden Rasse eingingen. Ihre Berichte zeigen nur,
WIE töricht es war, das Schicksal einer ganzen Rasse und der modernsten Förderationstechnik
auf eine Karte zu setzen!!"
"Sir,
wir haben niemals zugestimmt, dass Utopia..."
"Schweigen
Sie, Mr. Belloni!", donnerte Tarkoon. Sein Adamsapfel hüpfte und mit
seinen 2 Meter 10 sah er überaus autoritär und widerspruchsresistent aus.
"Die
USS Mirage wird hiermit zum Coon-System abkommandiert. Die Terraforming-Station
auf der Südhalbkugel klagt über den Ausfall ihres Lüftungssystems! Ich lasse
Ihnen die technischen Pläne zukommen, vielleicht schaffen es ihre Techniker
und Wissenschaftler ja, dieses Problem zu lösen..." Tarkoons Mundwinkel
verzogen sich verächtlich.
"Wegtreten!"
---ERDE
/ FÖRDERATIONSHAUPTQUARTIER / TRANSPORTERRAUM
114 C
Bellonis
Oberkörper bebte. Die gesamte Flotte der Förderation schützte die Utopia-Werften
und Waffentransporte oder riskierte Kriege mit feindlichen Mächten...und sie
waren zum Klempnern abkommandiert!!
Belloni
hörte ein Knacken....und sah, wie sich Mahons Fäuste neben ihm grünviolett
verkrampften. Tommoks Stimme dagegen klang so ruhig, als würde er einen Tee
am Replikator bestellen.
"Drei
Offiziere zum Beamen auf die Mirage. Energie."
---USS
MIRAGE
"Captain
Tommok an alle Stationen. Das Oberkommando der Förderation schickt uns nach
Coon. Dort sollen wir den Ausfall des Lüftungssystems in der südlichen Terraforming-Station
beheben. Die nötigen Informationen finden Sie in ihren schriftlichen Berichten...."
Tommok
zögerte...
"...sollten
Sie trotz dieser wichtigen Aufgabe Gelegenheit finden..."
Tommok
zögerte erneut...
"...nun.....Informationen
über die Schiffsbewegungen unserer Flotte und etwaige
Probleme sind derzeit nur über hochrangige Förderationsquellen zu erhalten
und streng geheim..."
Tommok
zögerte zum dritten Mal...
"...trotzdem
könnten Sie in Zukunft von strategischer Bedeutung sein..."
Diverse
Augenpaare auf der Brücke wandten sich dem Captain zu. Doch Tommok ließ
sich ohne ein weiteres Wort in seinem Sessel nieder.
"Mr.
Broek! Wir verlassen die Erde, gehen Sie auf Impuls 2. Zeit bis zur Ankunft
auf Coon?"
Hajo betonte
jede einzelne Silbe, so als würde er mit einem Salzstreuer eine offene
Wunde würzen...
"13
Wochen, 2 Tage, 7 Stunden, 34 Minuten und 17 Komma 94 Sekunden...Captain..."
"Gut.",
erwiderte Tommok tonlos und wandte sich dann über den noch offenen Kanal
erneut an alle.
"Maschinenraum,
bitte versuchen Sie die Impulsgeschwindigkeit zu erhöhen! Unsere
Anfrage bezüglich der neuen Antimaterie wurde vom Oberkommando abgelehnt.
Angeblich wird derzeit alles für andere Zwecke benötigt. Vielleicht
finden Sie trotzdem einen Weg, in absehbarer Zeit wieder mit Warp zu
fliegen. Sicherheit, das Flottenkommando hat ein Gutachten über den schiffsinterne
Sicherheitszustand verfasst, wir wurden als ungenügend eingestuft.
Bitte arbeiten sie mit dem Bericht an einer Verbesserung. Krankenstation
- Dr. Mila und Mrs. Dilhan wurden von der Mirage abgezogen und
auf die USS
Extensior versetzt. An alle Abteilungen: Das Flottenkommando erwartet
nach Abschluss unserer Mission auf Coon einen Personalbericht. Man ist
der Meinung, dass eine Reduzierung der Mirage-Mannschaft um 33 Prozent
die Strukturen
und die Effizienz des Schiffes verbessern würde. Alle Abteilungsleiter
unterbreiten mir bitte in den nächsten Tagen Vorschläge für den
Personalabbau. Tommok Ende."
---QUARTIER
CLATON
Daniel
Claton saß hinter seinem Schreibtisch und sah sich ein Bild seiner Familie
an. Er vermisste sie alle wirklich sehr und jetzt, da auch noch das Weihnachtsfest
nahte, sehnte er sich nach ihnen in sehr starkem Ausmaße. Leicht
traten ihm Tränen in die Augen. Sicherlich ging es vielen Crewmitgliedern
ähnlich. Dann hatte er die rettende Idee! Er würde eine Weihnachtsfeier
organisieren. Er rannte sofort zu Dor. "Mr. Dor! Was halten Sie
davon, für die Crew eine Weihnachtsfeier zu organisieren?"
Mit dieser
Frage löste Claton eine wahre Flutwelle aus. Nicht mal eine Stunde
war seitdem vergangen, als sich das ganze Schiff schon in einer vorweihnachtlichen
Stimmung befand. Dabei wollte er doch die Crew mit der
Feier überraschen. Aber so war das nun einmal. Zufällig hörte eine wissenschaftliche
Mitarbeiterin, Mrs. Clinton, mit. Die erzählte es gleich
ihren 13 Freundinnen und so weiter.
Nichts
desto trotz fing nun die ganze Crew an, das Schiff zu schmücken. Es
war einer dieser Tage, wo Tommok beinahe froh war, dass sich außerhalb
der Außenhülle
ein Vakuum befand, sonst wäre sicherlich noch jemand auf die
Idee gekommen der Mirage eine gigantische Weihnachtsmütze aufzusetzen.
---
MASCHINENRAUM
Ysdi stand
hinter seiner Konsole und sah sich um. Er hatte den dringenden
Verdacht sich gerade im falschen Film zu befinden. Anstatt zu arbeiten
schmückten zahlreiche Techniker den Maschinenraum: hier eine Lichterkette,
da Weihnachtssterne, dort ein Tannenbaum, zwei versuchten sogar
den Warpkern zu schmücken. Sogar Magnees schloss sich diesem ganzen
Fieber an. Ysdi verstand das alles nicht, also ging er zu seinem Chef.
"Mr.
Magnees? Ist Ihnen nicht gut? Können Sie mir erklären, was hier los ist?",
fragte er.
"Ysdi!
Nun seien Sie doch nicht so. Es ist Weihnachten!", das war alles
was Magnees
zu ihm zu sagen hatte. Stattdessen schien es jetzt viel wichtiger
zu sein die Wand mit Goldstaub zu besprühen.
"Weihnachten?",
Ysdi kratzte sich den Kopf, was er noch nie getan hatte. Es
musste so sein, dass hier alle krank geworden waren. Vielleicht war es
ein seltener Virus? Er beschloss zur Krankenstation zu eilen. Die einzige
nicht-befallende Lebensform war sicher dort zu finden.
---KS
Ysdi betrat
eine völlig stille und humanoidenleere Krankenstation. Doch
bevor er auch nur ein `B...` mit den Lippen geformt hatte, raschelte
und klingelte
die Luft vor ihm plötzlich und der Gesuchte stand vor ihm.
"Bitte
nennen Sie die Art Ihres Wunsches!", flötete ein rotgewandeter Basani.
Er hatte sich eine silberne Kette aus Stethoskopen um den Hals gewunden,
auf dem Kopf saß ihm eine dreieckig geformte Mütze aus Wattetupfern
und einen schockierten Moment später analysierten Ysdis Sensoren,
dass das Rot auf Basanis Umhang Blut war...
Ysdi brauchte
ein paar Sekunden, um diese Informationen zu verarbeiten, Basani
schien es allerdings eilig zu haben.
"Na
Sie können ja noch überlegen, ich muß zur Feier! Sie können Ihr Geschenk
auch noch dort bestellen, ich bin dieses Jahr der Weihnachtsmann.
Ein paar Eltern haben zwar protestiert, aber das ist ja....ähm....wie
auch immer. Entschuldigen Sie mich..."
Ein riesiger
zusammengebundener Sack aus blutverschmierten Betttüchern
materialisierte neben dem Weihnachtsbasani und er begann, ihn
zur Tür hinauszuschleifen.
"Ho
ho ho....", dröhnte der Holodoc dabei mit künstlich bassverstärkter
Stimme und
das Klimpern und Rasseln in seinem Sack klang irgendwie verdächtig
nach Messern, Sägen und jeder Menge Glasbehälter. Ysdi
sah noch, wie aus den blutigen Laken ein paar ungesund grellfarbene
Flüssigkeiten heraustropften und den Boden verätzten, dann schloss
sich die Tür und er stand alleine im Raum.
---CASINO
Counselor
McKay war ins Casino gegangen. Es war ganz still und das Licht war ausgeschaltet.
Müde betrachtete sie, wie sie langsam den Sektor verließen, 'Strafexpedition'.
Sie seufzte.
Der Zwischenfall
im Hangar war nicht unbedingt gut ausgegangen. Die Fremde hatte
sofort das Feuer auf das Sicherheitsteam eröffnet, doch gegen den Hagel
von Phaserfeuer kam sie nicht an und segnete das Zeitliche. Sterbliche
Überreste
gab es nicht, die Leiche war einfach plötzlich verschwunden.
Doch es
würde wohl noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate, dauern bis McKay
wieder ein normales Leben führen könnte. Seit der Schuss beinahe ihr
Rückenmark
durchtrennt hatte, musste sie mit Dauerkopfschmerz leben. Basani hatte
ihr gesagt, dass das Problem durchaus mit Medikamenten gelindert werden
könnte, aber auf Dauer wäre das auch nicht gerade gesund.
'Was sind
schon ein paar Wochen, wenn ich hätte tot sein können', hatte sie gemeint,
als die Schwellung der Verletzung soweit zurückgegangen war und sie vor
gut zwei Wochen wieder aufstehen und gehen konnte. Man hatte ihr angeboten,
ja sogar geraten, die Reha auf der Erde zu machen, doch das hatte sie
ausgeschlagen. Und nun stand sie hier im leeren, dunklen Casino und sah
zu, wie die
Mirage auf eine Mission zum Nichtstun geschickt wurde.
---BRÜCKE
Tommok
saß, wie der Android zur Kenntnis nahm, seit nunmehr 3 Stunden, 32 Minuten
und 25.23 Sekunden regungslos auf dem Captain-Sessel. Nur seine Augenbrauen
ließen dann und wann ein leichtes Zucken erkennen.
"Ankunftszeit
am Zielort in 8 Wochen, 4 Tagen und 3 Stunden" ließ Hajo tom Broek
vernehmen, was die Stimmung auf der Brücke nicht wirklich ins Unermessliche
steigen ließ. "Bei konstant Impuls 2.64. Die Techniker im Maschinenraum
holen wirklich das letzte aus der MIRAGE raus, Captain!"
[GB: Welch
stolzes Schiff!!! *schnief*]
"Also
gut". Tommok stand auf. "Dann wollen wir uns mal dem ungebremsten
Frohsinn auf
unserer fachmännisch organisierten Weihnachtsfeier hingeben. Begleiten
Sie mich nach 10 vorne. Computer, bitte weiterfliegen, wenn etwas passiert
Meldung nach 10 vorne erstatten."
Paseolati
konnte bei Belloni ein leichtes Gähnen erkennen, während Mahon immer
noch mit dem Stillen beschäftigt war. Als
die Offiziere 10 vorne betraten, trauten sie ihren Augen kaum...
---WISSENSCHAFTSLABOR
Daniel
wurde leicht sauer. So schnell hatten wohl irgendwelche Ratschtanten
die Idee von
der Weihnachtsfeier rumerzählt. Es sollte doch eigentlich eine Überraschung
werden. Und jetzt war die Mirage auch noch auf Strafexpedition geschickt
worden. Mit dem Personal war er sich auch nicht so sicher. Hoffentlich
würde er nicht runtermüssen. Er hatte sich hier schon eingelebt, doch
wenn auf einem anderen Schiff bessere Karriereaussichten hätte, würde
er schon weggehen.
Im Moment hatte er eh nichts zu tun, also ging er runter ins
Arboretreum. [GB: ?]
---ARBORETREUM
[GB: ???]
"Hallo?"
fragte der Halbbetazoid laut. Niemand war da.
[GB: Die
sind alle im Arboretum...;o)]
Ein paar
Bäume standen herum. Er schaute sich hektisch um, lief zu einem Tannenbaum
hin und fing an, ihn einfach aus der Erde herauszuziehen.
"Computer,
Ort zu Ort Transport Tannenbaum ins Casino, dematerialisieren und mit
5 Minuten Verzögerung rematerialisieren." Als der Baum verschwunden war,
machte er
sich auf den Weg zum Casino.
---CASINO
Im Casino
war es dunkel. Der Halbbetazoid wollte ein wenig Weihnachtsschmuck für
den Baum replizieren und ihn dann schmücken. Wie er es immer zuhause
getan hatte...So
in Gedanken ging er durch den dunklen Raum und wartete bis zur
Materialisation.
Dann stieß
er gegen einen Gegenstand. "Computer, Licht!" sagte er nun. Er
wollte es
zwar noch nicht anschalten, nur irgendwer hatte hier Sachen Rumstehen
lassen. Als das
Licht anging, erkannte er, gegen was er gestoßen war. Gegen einen Counselor.
Wer liess die Dinger auch immer überall rumstehen?
"Was
machen Sie
denn hier?" fragte er überrascht und hatte leicht Angst, dass sein Plan
von ihr gestört
wurde.
"Ach,
ich genieße nur diese wunderbare Stille," kommentierte sie, ihre
Stimme klang
etwas tonlos, dann versuchte Ceoladh es mit einem Lächeln, "wie
ich sehe,
scheint es doch zu weihnachten. Und ich dachte in der Sternenflotte
würde man so was gar nicht mehr feiern."
Er war
leicht irritiert. Wer setzt sich allein ins Casino? Daniel tat es zwar
öfters, aber nicht gerade mit Begeisterung. Innerlich war er etwas erschrocken.
`"Sie haben das auch schon gemerkt? Eigentlich sollte es doch ne
Überraschung werden. Aber wenn Sie schon mal hier sind
und auch wollen, können
Sie mir auch gleich beim Baumschmücken helfen. Der müsste genau jetzt
hier eintreffen."
In einer Ecke des Raumes, an der solch ein Baum besonders passend
war, materialisierte das Ding. Grinsend zeigte Daniel drauf.
"Nun,
mir war da so was bloß zu Ohren gekommen", meinte sie und richtete
einige Zweige
der Tanne aus, "aber es lässt sich ja noch immer eine Überraschung
daraus machen, nicht wahr? Christbaumschmücken ist bei uns Tradition,
eine norwegische Tanne und Schmuck aus Lauscha in Thüringen.
Gebäck?
Dresdener Striezeln? Nürnberger Lebkuchen?" sie grinste verschmitzt.
Daniel
dachte nach. Was sollte er jetzt wählen? "Ich denke, ich nehme die
Nürnberger
Lebkuchen. Die Dinger gab's früher immer bei uns zu Hause. Sagen Sie
mal, sollen wir Lametta auf den Weihnachtsbaum werfen oder lieber nicht?
Mir ist
es egal, aber daheim hatten wir nie Lametta, ich weiß nicht warum."
[GB: Bitte
einen Forschungsaussschuß zu diesem Thema.!]
In diesem
Moment zischte die Tür auf und ein Gruppe verdatterter Offiziere lugte
in den anachronistisch geschmückten Raum hinein.
Belloni
fand zuerst die Worte: "Mr. Claton, was machen Sie da?!"
Der Wissenschaftsoffizier
drehte sich überrascht um und zuckte mit den Schultern:
"Ich schmücke den Weihnachtsbaum und Mrs. McKay hilft mir, wieso?"
Belloni
schüttelte den Kopf, Mahon ging an ihm vorbei und meinte:
"Wo
haben Sie diesen Baum her, Mr. Claton?"
Claton:
"Aus dem Arboretum. Sieht er nicht nett aus ?"
"Ja,
schon", meinte Belloni, "doch wurde er uns von den Haliianer als
Zeichen der
Freundschaft geschenkt. Er ist...er WAR einzigartig in der Föderation.
Die Haliianer leben in Abgeschiedenheit und dieser Baum sollte das
Freundschaftsbündnis zwischen unseren Völkern festigen."
"Dann
beamen wir ihn halt zurück ins Arboretum und replizieren uns einen neuen
Baum."
"SIE
HABEN IHN GEBEAMT?!", fragte der Sicherheitschef schroffer als er
wollte, "Dieser
Baum wurde mit einem Shuttle an Bord gebracht. Er darf unter keinen
Umständen weder gebeamt noch von den Temperatur- und Wasserverhältnissen
aus dem Arboretum entfernt werden. Er ist so gut wie tot."
[GB: :o)
cooler Zug.]
Claton
sah den Offizier an, der sich solche Sorgen um den Baum machte. "Nur
keine Panik.
Wenn das Ding nicht hält, wir haben Zellen von ihm und können ihn
klonen. Also liegt da gar kein Problem darin." Wie konnte man sich da
nur so aufregen,
das war doch wirklich keine große Sache.
McKay
hing unbeirrt einen Apfel an einen Zweig, "wir können für den Baum
eine Schweigeminute
einlegen", grummelte sie vor sich hin.
[GB:
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Tommok
zog eine Augenbraue hoch. "Miss McKay, eine Schweigeminute wäre in
dieser Situation
unlogisch."
[GB: Ts...wie
taktlos.]
Er wurde
unterbrochen von einem ohrenbetäubenden Dröhnen. Seine Lippen formten
mühsam die Worte "Was ist das?"
Basani,
der des Lippenlesens mächtig war, antwortete entzückt. "Captain,
Ensign Tagh'
Bratzlegh rezitiert gerade die Eingangs-Arie der ersten veröffentlichten
klingonischen Weihnachts-Oper der Geschichte!"
"Klingonische
Weihnachtsoper?"
"Ja,
Captain. Wie sie wissen hat sich vor nunmehr über 30 Jahren die erste
christliche
Gemeinde auf Kronos gegründet, im Zuge der klingonischen Liberalisierungswelle
darf diese sogar hochoffiziell existieren. Da haben sich
gleich einige der berühmtesten klingonischen Musiker eingeklinkt..."
Das Dröhnen
nahm mittlerweile bedrohliche Formen an. Petty Officer Bauer standen
die Tränen in den Augen. "Hören sie nicht, Captain? Jetzt besingt er
die Geburt
des Kindes und die Ankunft der Hirten!"
Nach einiger
Zeit wurde der Lärm unterbrochen durch eine Polonaise von Crewmitgliedern
mit roten und mehrfarbigen Zipfelmützen, angeführt von Magnees.
Auch Paseolati und der Android schunkelten zu leisem
Glockengebimmel
was das Zeug hielt. Währenddessen artikulierte Belloni:
"Computer,
bitte einige brennende Wachskerzen sowie einige Plätzchen und etwas
Marzipanstollen auf die Tische replizieren!"
Wäre es
nicht so laut gewesen, hätte Belloni das "Bestätigt"-Signal
vernommen.
So wusste er, dass sein Befehl ausgeführt worden ist, als die entsprechenden
Dinge auf den Tischen erschienen.
"Man
könnte sagen, das wäre ein Tischlein-Deck-Dich, nicht wahr Captain?",
fragte der
Sicherheitschef und wurde von der Stimmung offensichtlich angeheizt.
[GB: Ein
Brüller...]
Gleich
darauf stürzte er sich ins Getümmel und begann sich angeregt mit den
Crewmitgliedern
zu unterhalten.
Währenddessen
auf der...
---BRÜCKE
"...2
Stunden, 40 Minuten und 30 Sekunden. Noch 8 Wochen, 4 Tage, 2 Stunden,
40 Minuten
und 20 Sekunden. Noch...", meinte Hajo und sah weiterhin gespannt
auf den Schirm,
dass etwas passierte...
[HtB:
Ganz ähnlich wie bei "Star Trek: Nemesis", wie ich mir hab sagen
lassen...]
---MASCHINENRAUM
Während
die Weihnachtsfeier im Casino in vollem Gange war, hatte sich Ripley
ein Strandstühlchen
repliziert und es sich in der Mitte des leergefegten Raumes
gemütlich gemacht. Mit Blick auf den Warpkern schlürfte er entspannt
eine Tasse
heiße Schokolade. Er stellte sich auf eine lange (im Übrigen freiwillig
übernommene) Nachtschicht ein, als plötzlich ein unscheinbares Signal
seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Er erhob
sich seufzend aus seinem Stuhl und tänzelte zu einer Konsole herüber,
wo er die Tasse Kakao hinstellte. Er sah sich die Alarmmeldung genauer
an.
"Eine
Fluktuation im sekundären EPS-Gitter... mein Gott, wie aufregend!",
murmelte er,
als er sich ein Werkzeugkid schnappte [GB: Hey, Kinderarbeit ist
verboten...] und sich in Richtung Brücke aufmachte.
---GANG
VOR DEM TURBOLIFT
Jason
hörte merkwürdige Weihnachtsmelodien, die fade und leise durch das ganze
Schiff strömten. Irgendwie erinnerten ihn diese Melodien an Familienfeiern
vor einigen Jahren auf der Erde. Er verdrehte die Augen und ging
schnell in den Turbolift.
---BRÜCKE
Die Turbolifttüren
öffneten sich. Ripley trat einen Schritt auf die Brücke, einen
Ort den er in seiner Dienstzeit auf der Mirage noch nie gesehen hatte.
"Erbitte
Erlaubnis die Brücke zu betreten!", sagte er laut und deutlich. Er
wusste nicht,
welche Formregeln auf der Brücke genau genommen werden.
Pasoleati
drehte sich langsam um. Er war der einzige auf der Brücke.
"Aber
ja doch, bitte. Ich dachte schon die ganze Mannschaft vergnügt sich im
Casino!"
"Nicht
alle, Crewman! Ich habe eine Fluktuation im EPS-Gitter entdeckt. Ich
werde Sie
beheben und dann sind sie mich los!", sagte Ripley, als er eine
Abdeckplatte
unter der Wissenschaftsstation entfernt hatte.
---CASINO
Daniel
sah sich um. Sogar Dor war da. Die Musik spielte und er fühlte sich eigentlich
recht zufrieden. Lachend sah er auf die Alkoholleichen, die an der
Bar lehnten. Von hinten näherte er sich der Counselor, einen Lebkuchen
in der Hand.
"Counselor, möchten sie evtl. Tanzen?" fragte er sie höflich.
McKay
drehte sich um, ihr Blick spiegelte nicht gerade Freude und Ungezwungenheit
wider, "tut mir leid, im Moment kann ich noch nicht wieder tanzen,
Mister Claton," ein leichtes Lächeln bildete sich in ihrem angespannten
Gesicht, "aber Miss Do steht da drüben, sie möchte sicherlich gern
tanzen. [GB: Let's DO it.] Oder fragen Sie mal Miss East."
Ceoladh
hatte sich
eigentlich von der Feier zurückziehen wollen. Die Ruhe, die sie anfangs
hier gesucht hatte, war ja nun definitiv nicht mehr vorhanden.
"Bescherung!!",
schallte in diesem Moment Basanis Stimme durch den Raum. Er hatte
seine Wattetupfer-Mütze wieder aufgesetzt und den blutigen Umhang fester
um sich gezogen. An seinem Kinn materialisierte ein flauschiger weißer
Vollbart und mit geschickten Griffen beförderte der Chefdoktor nun einen
Gegenstand nach dem anderen aus seinem zusammengeknoteten Bettlaken-Sack:
"Für
Ihre empfindlichsten Stellen!", strahlte er und zog Tommok fürsorglich
eine weiß-rot
gestreifte Strickmütze über die Ohren.
"Für
Ihren Untermieter, Mr. Dor, damit Sie immer wissen, wies ihm geht!"
zwinkerte
Basani dem Trill-Wissenschaftschef zu und wedelte mit einem Stethoskop.
"Für
Ihre kleinen Lieblinge, Daniel!", lächelte er Claton an und stellte ein
grasgrünes
Katzenklo auf den Tisch.
"Für
Ihr kleines Problem, Mrs. East...", hüstelte Basani in Tamara Easts Richtung,
die schon wieder inmitten eines verstreuten Haufens von Haarfuseln stand
und schob ihr halb verdeckt einen Tischstaubsauger zu.
"Nur
für den Hausgebrauch, Mr. Bauer!", tönte es erneut unter dem weißen
Holo-Vollbart
und ein Audiopadd mit der Aufschrift ,Marsianische Karaoke-Volkslieder'
wechselte den Besitzer.
"Für
Ihre Depressionen!", wandte sich Basani an Ysdi und drückte dem
Androiden
ein Rezeptbuch ,Schokoküsse und andere Schokoladengenüsse' in die Hand.
"Für
Ihre Sammlung!", kam Ripley an die Reihe und ein verschnürtes Bündel
des kompletten
ersten Jahrganges 2337 des Sternenflottenkuriers erschien aus dem
Bettlaken-Sack.
"Für
Ihr Äußeres", bemerkte Basani vielsagend zu Magnees und steckte ihm einen
silbernen Designer-Kamm zu.
"Für
Notfälle!", flötete Basani Ba'Rina Balwok zu und heftete ihrer Tochter
Charlotte
einen kleinen silbernen Miniatur-Kommunikator an.
"Für
Ihre kleine Schwäche!", kam Sakura Do an die Reihe und fand im nächsten
Moment ein
Marzipan-Samuraischwert auf ihren Knien.
"Für
die, die sie auf Penelopea verloren haben!", erheischte die Stimme des
Holoweihnachtsmannes
Dankbarkeit, als er Kadija Ceram mit einer Ersatzabschrift
Ihrer offiziellen "Bewährungsauflagen" beglückte...
"Für
den Gaumen!", machte Basani mit seinem Sack vor Belloni halt und hielt
ihm eine handbeschriftete
Flasche "Synthehol-B." hin: "Voller Geschmack, ohne
Nebenwirkungen!", fügte er erklärend hinzu.
"Für
den richtigen Anriss!", kommentierte das MHB anschließend die Übergabe
eines Päckchens,
aus dem Counselor McKay ein Set extra-verstärkter Kunst-Fingernägel
für irische Cláirseach-Harfenspielerinnen wickelte.
"Für
Männer mit Prioritäten.", rief Basani weithin hörbar und platzierte ein
Packung Serellianischen
Blütentee - ,1. Pflückung / Ziehzeit 14 Stunden' - auf
Hajo tom Broeks leerem Stuhl.
"Für
die erste Tour!", klopfte der Chefdoc seinem Freund Ohros'gold auf die
Schultern
und schnallte ihm einen Babyrucksack für Bergsteiger auf den Rücken.
"Krankenstation
an Doktor Basani!", unterbrach die Stimme der stellvertretenden
Chefdoktorin Elen D'Sulan für alle hörbar die Bescherung.
"Doktor,
ihr Sohn muss gestillt werden, bitte kommen Sie auf die Krankenstation.
D'Sulan Ende."
Basani
erstarrte - neugierige, verwirrte und entsetzte Blicke trafen ihn von
ringsum.
Hastig liess
er den Geschenkesack fallen, rief: "Bedienen Sie sich ruhig, die
restlichen Geschenke sind namentlich beschriftet..." - und stürzte aus
dem Casino.
---BRÜCKE
Die Tür
zum Raum des Captains öffnete sich und Hajo tom Broek kam mit einer Kanne
frisch replizierten kochenden Wassers zurück.
Sofort
räumte Pasoleati den Captainssessel und erstattete Meldung: "Sir,
Schief Ripley
ist hier, um eine Energie-Fluktuation im EPS-Gitter zu korrigieren.
Und ich soll Ihnen ausrichten, dass im Casino ein Geschenk für Sie
bereit liegt."
Pasoleati
hatte keine Miene verzogen beim letzten Satz, seine Augen funkelten
allerdings leicht belustigt.
Hajo stellte
seine Kanne ab und griff nach dem aromatisch duftenden Stoffbeutel,
der neben seiner Konsole stand, als ein leises eindringliches Piepen
ertönte.
"Sir,
wir empfangen einen Funkspruch an die Erde, von der USS Livingston aus
Sektor 003.
Code 47, höchste Sicherheitsstufe!"
Hajo schwankte
eine Sekunden zwischen Beutel, Kanne und Pflichtgefühl, dann eilte
er nach hinten zur taktischen Station.
"Schön
aufzeichnen, Mr. Pasoleati, auch wenn wir nicht gemeint sind. Der Captain
hat Neugier ausdrücklich erlaubt. Ich werde die Sensoren neu auszurichten..."
---CASINO
Es dauerte
eine Weile, bis Broeks Stimme den fröhlichen Lärm im Casino durchdrang,
doch irgendwann wurden alle auf seine Stimme aufmerksam. "Brücke
an Captain.
Sir, wir empfangen einen Code 47-Funkspruch der USS Livingston aus
Sektor 003. Die Langstreckensensoren zeigen dort seltsame Energiefluktuationen,
sieht fast nach einer Warpkern-Explosion aus...Der Funkspruch
ist an die Erde gerichtet, wir könnten ihn aber möglicherweise entschlüsseln.
Oder wenn Sie vielleicht persönlich den Code..."
Broeks
Stimme brach vielsagend ab...und fügte dann betont desinteressiert hinzu:
"Außerdem haben die Terraformer von Coon angefragt, wenn wir bei
ihnen eintreffen
würden, ihre Replikatoren seien inzwischen auch ausgefallen..."
Tommok
zog eine Augenbraue hoch, die sich sogleich in seiner neuen Weihnachtsmütze
verfing. "Ich bin auf dem Weg, Mr. tom Broek. Mr. Belloni, Mr.
Mahon, bitte kommen Sie mit auf die Brücke."
Teils
wütend, teils neugierig stellte Belloni seine Flasche Syntheol-B auf
einen Tisch
und folgte seinen Vorgesetzten zur Brücke.
---BRÜCKE
Tommok
betrat die Brücke, nickte kurz und ging dann zu einer Konsole. "Mr.
tom Broek,
bitte übermitteln Sie die codierte Nachricht hierher!"
Nach etwa
34,64 Sekunden nickte Tommok zufrieden. Was er allerdings entschlüsselt
hatte, wollte ihm nicht so recht behagen. "Ich lege es auf Audio."
Eine menschliche
Stimme erklang: "An das zentrale Flottenkommando: die Pfeile
ziehen rückwärts! Die Stimme des Polyhagenes erklingt in Crescendi! Alles
kehrt zum Ursprung zurück! Harret der Genesis nicht!"
Tommok
und die Brückenoffiziere sahen sich irritiert an. "Was hat das zu
bedeuten?"
stammelte Pasoleati.
"Die
Weihnachtsfeier ist beendet" rief Tommok. "Bitte alle auf ihre
Stationen,
wir haben einen Notruf empfangen. Mr. Belloni, finden Sie heraus, wer
Polyhagenes war."
Sofort
tippte Belloni den Begriff in den Computer ein und gleich darauf erschien
eine Liste mit möglichen Bedeutungen:
- Eine
Comicfigur auf der Erde des 22. Jahrhunderts,
- eine Thalianische
Göttin auf dem Planeten Thalia im Sektor 147,
- eine polymere
chemische Metallverbindung
- ein hundeähnliches
Tier auf dem Planeten Herian
- ein Pflanze
auf dem Planeten Perikladan
- ein Gott
eines Indianervolk auf dem Planeten Erde
- ein Opernsänger
vom Planeten Septime
- ein Herrscher
in der altgriechischen Antike
- eine geometrisch
mathematische Figur
"Sir,
der Computer hat 9 Eintragungen. Ich werde sie ihnen auf ihre Konsole
übertragen.",
meinte Belloni abschließend.
Tommok
nickte ihm zu. "Ich denke die polymere Verbindung, die Pflanze und
die geometrische
Figur können wir mangels Stimme ausschließen."
"Der
Opernsänger könnte es sein", fiel tom Broek ihm ins Wort, "das würde
auch das Crescendo
erklären!"
"Und
was hätte das dann zu bedeuten?" Tom Broek zuckte mit den Schultern und
griff wieder
zum Ostfriesen-Tee, der ihm durchaus zu munden schien.
[HtB:
Durchaus.]
Eine kurze,
aromatisch duftende Stille trat ein...
Daniel
Claton wollte eigentlich noch sein Geschenk an Mr. Dor abgeben, doch
leider war
ihm jetzt dieses dämliche Raumschiff in die Quere gekommen.
"Captain,
ich hätte da auch eine Vermutung." sagte Daniel. Als ihn alle Blicke
trafen, wurde er ganz rot. Er mochte es nicht, wenn die Aufmerksamkeit
aller auf ihm lag.
"Wo
kommt der denn her?", flüsterten einige Stimmen. Und knapp über dem Rand
einer Konsole
blitzten die Augenbrauen von Mr. Kim auf. Er tippte etwas in sein
Padd ein und murmelte dabei: "Daniel Claton...unerlaubter Ort-zu-Ort-Transport
auf die Brücke inmitten einer Gefahrenssituation. Verweis
empfohlen."
Daniel
spürte die Blicke fast körperlich.
"Na
ja, also." Er stotterte leicht. "Captain, ich würde eher an diese
indianische
Gottheit glauben. Wegen dieser Pfeile. Die Pfeile kommen zurück. Das
ist jetzt etwas weit hergeholt, aber ich könnte da mit ner plausiblen
Story dienen."
Er schluckte
erneut. "Sie wissen doch alle, dass die USS Enterprise unter Captain
Kirk auf einem Planeten auf einen römischen Gott stieß. Ich weiß seinen
Namen nicht mehr, aber er erzählte, dass er auf der Erde war. Vielleicht
gab es auf einem Planeten eine Wesen, dass damals eine indianische
Gottheit war und dass sich jetzt einfach an den Menschen rächen will,
weil die Weissen ja fast die Indianer ausgerottet hatten. Ist nur eine
Theorie, dass
es sich um den Racheakt eines höheren Wesens handelt. Das er jetzt
uns mit dem Raumschiff dezimieren will. Das hört sich doof an, aber es
ist meine
einzige Idee." Hoffentlich würde er da nicht zum Lacher unter der
Crew werden.
"Seien
Sie unbesorgt, Mr. Claton...", formulierte Tommok langsam und diplomatisch,
"...Sie MÜSSEN die Lösung ja nicht ganz alleine finden....gelegentlich
fällt uns hier auf der Brücke auch etwas Hilfreiches
ein..."
Auf der
Suche nach dem Beweis für seine Behauptung blickte sich der Vulkanier
um.
Belloni
meldete sich zu Wort: "Ich erinnere mich auch, Mr. Claton, an diese
Geschichte
von Admiral Kirk. Damals war er noch Captain der Enterprise, doch ich
denke, dass wir dies als letzte Möglichkeit in Betracht ziehen sollten.
Es ist zu
unwahrscheinlich. Eher..."
Ein Piepen
unterbrach den Sicherheitsoffizier. Nach einigem Stirnrunzeln erstattete
er Bericht:
"Captain:
Der Computer hatte zuerst unsere reguläre Datenbank durchsucht und begann
danach mit den aufgefangenen Aufzeichnungen der letzten Stunden. Eine
Aufzeichnung
war ein Datenpaket, das von der USS Livingston an die Erde geschickt
wurde. Nichts sensationelles, nur Statusberichte, persönliche Brief
usw. In einem der Statusberichte allerdings kam der Name Polyhagenes
vor."
Tommok:
"Ich höre, Mr. Belloni."
"Auf
dem Planeten Heriades III, im Sektor 003, gibt es einen Forscher namens
Polyhagenes.
Er hat einige Theorien veröffentlicht, die sich mit der Entropie
im Zusammenhang mit Temporalen Zeitanomalien beschäftigen. Bis jetzt
konnte er allerdings keinerlei Beweise vorbringen, weshalb er nicht sehr
angesehen ist. Mehr steht in dem Bericht leider nicht. Ich glaube, dies
könnte er
sein."
Daniel
schluckte noch einmal. Er hatte die Arbeit dieses Forschers schon mal
flüchtig angesehen
und sich schon seine Meinung gebildet. Hoffentlich würde keiner
sauer reagieren, wenn er wieder einen Kommentar abgab.
"Meine
Herren, ich habe von den Theorien des Forschers gehört", rief Daniel
und überhörte
das sarkastische "Na da haben wir ja noch mal Glück gehabt."
hinter ihm.
"Er
geht von selektiven Zeitlinien aus. Wie man von der USS Voyager gehört
hat, hatten
sie ein Problem mit einem Zeitschiff aus der Zukunft. Dies nahm
Polyhagenes zum Anlass, selbst ein paar Forschungen anzustellen. Er meint,
dass Personen in der Zukunft oder auch jetzt in der Gegenwart, Veränderungen
in der Vergangenheit feststellen können. Das würde bedeuten, nichts
für Ungut, wenn ich in die Vergangenheit reisen würde und den Captain
bei der Geburt
töten würde, würde die gesamte Crew wissen, dass der Captain fehlt.
Es ist unlogisch und viele Vulkanische Wissenschaftler haben seinen Bericht
auch schon widerlegt. Die Counselor könnte ihnen da sicherlich mehr Informationen
dazu geben, nur ich könnte glauben, dass er evtl. durchgedreht ist.
Er hat Jahrelang an dieser Theorie gearbeitet und jetzt wird er ausgelacht.
Das Beispiel ist einfach klassisch. Ich könnte mir vorstellen, dass
er vorhat, mit dem Föderationsraumschiff in die Vergangenheit zu reisen,
eine Änderung in der Zeitlinie zu erzeugen und so seine Theorie zu beweisen.
Was ihm das bringen würde? Er würde, so würde ich das an seiner Stelle
machen, die Vergangenheit so ändern, dass er der mächtigste Mann in der
Föderation wird. So kann er seine Forschungen mit den besten Mitteln
vorantreiben
und allen Leuten beweisen, dass seine Theorie stimmt."
Daniel
verdrehte er kurz die Augen. "Aber ich spüre auch Hass. Ich revidiere
die ganze
Sache noch mal." Seine Mine verdüsterte sich. "Er will alle seine
Kritiker und
die, die ihn verspotteten, aus der Zeitlinie eliminieren."
"Vielen
Dank für Ihre ... schon ziemlich weitentwickelte Theorie.", sagt
Tommok und
verzog keine Miene. Wer ihn nicht genau kannte, hätte gesagt, dass
er sich den Bildschirm ansah. Doch die Brückencrew wusste genau, dass
er angestrengt
nachdachte. Auf einmal drehte er sich um:
"Mr.
Belloni, können die Sensoren irgendwelche Reaktionen seitens der Sternenflotte
erkennen?"
"Nein,
Sir. Möglicherweise haben Sie die Nachricht nicht bekommen oder vielleicht
auch nicht verstanden.", antwortete der Sicherheitschef. "Wie
weit ist das nächste Schiff entfernt?", hakte der Captain nach.
"Nach
uns ist es die USS England. Sie braucht etwa 80 Stunden bei Maximum Warp.
Wenn wir Warp 3 erreichen, dann schaffen wir es in 2 Stunden 37 Minuten."
[HtB:
England? Das kann ja nix von werden. Die können ja nicht mal ordentlich
Tee kochen.]
Tommok
zögerte. Dann meinte er: "Mr. Belloni, informieren Sie die Terraformer
von Coon, dass wir uns verspäten werden. Genaue Ankunftszeit nicht
bekannt. Sie sollen ein nahe gelegenes Sternenflottenschiff um Hilfe
fragen. Mr.
Broek, nehmen Sie Kurs auf die USS Livington. Captain Tommok an Mr.
Magnees: Wir brauchen den Warpantrieb und zwar sofort. Tommok Ende."
"Magnees
an Captain Tommok. Wir können ohne Probleme auf Warp 4 gehen. Allerdings
müssen wir dazu unsere absolute Notfallreserve an Antimaterie aufbrauchen.
Dazu benötige ich ihre ausdrücklichge Freigabe..."
"Freigegeben,
Mr. Magnees.", kam Tommoks prompte Antwort.
"Verstanden
Sir. Und Captain,", fuhr Magnees Stimme fort, "die Antimaterie
reicht nicht
sehr weit. Höchstwahrscheinlich können dann nicht mehr von dort weg,
wo immer es auch sein mag. Magnees Ende."
Tommok
nickte: "Mr. Broek, Warp 4. Energie."
Belloni
meldete sich ungefragt zu Wort: "Voraussichtliche Ankunftszeit: 1
Stunde 12
Minuten."
"Sehr
gut, Mr. Mahon, sie haben die Brücke.", meinte Tommok und verschwand
in seinem
Bereitschaftsraum.
Mahon
nahm im Captainsessel Platz. Daniel ließ sich sofort auf seinem kleinen
Bildschirm den Zustand der Livingston anzeigen. Er hatte da schon einen
Verdacht. Sofort ließ er sich vom Computer die Flugbahn des kleinen Schiffes
anzeigen. "Oh oh." sagte er.
"Was
gibt es, Crewman Claton?" fragte Mahon aus dem Stuhl und betonte das
Wort "Crewman"
leicht ironisch...
'Ich hasse
diesen Rang' dachte Daniel nur. "Nun ja, ähm, nach diesem voraussichtlichen
Kurs der Livingston wollen Sie einen kleinen Katapulteffekt
machen. Jedenfalls nach meinen Kenntnissen in Astrophysik zu urteilen.
Sie haben Kurs auf die Sonne gesetzt. Sie werden herumfliegen, um dann
in der Vergangenheit zu landen. Das ist irgendwie das absolute Lieblingsmanöver
für Zeitreisen. Na ja, man könnte auch in ein stark pigmentiertes
Loch reinfliegen."
"Stark
pigmentiertes Loch?" fragte Mahon irritiert und registrierte wie der
grinsende
Mr. Kim neben ihm "...zwanghaftes Beweisenwollen-Syndrom...psychologische
Betreuung erforderlich..." in sein Padd
tippte.
"Nun
ja, wir sollen von der Produktion aus nur noch politisch korrekte Ausdrücke
verwenden."
"Produktion?"
fragte Mahon. Drehte Claton langsam durch?
"Starfleet
Command." sagte Daniel sofort. Anscheinend setzte sich hier noch
nicht die
romulanische Philosophie durch, nach der dieses ganze Universum für
nichts anderes als eine Fernsehserie da war. Das war zwar nur die Ansicht
einer Splittergruppe, aber Daniel fand sie irgendwie logisch.
[GB: Diese
geistige Strömung wurde bereits Anfang des 21. Jahrhunderts auf der
Erde durch den Galaxyquestismus widerlegt. Unbelehrbare Anhänger flüchten
bis heute orientierungslos durch die Galaxis...]
"Wir
sollten Sie etwas schneller jagen und, so meine Meinung, den Traktorstrahl
klarmachen, um die Livingston ins Schlepptau zu nehmen. Dann sollten
wir den spezifischen Schiffscode übermittel
und die Schilde senken und
so die Crew retten."
Mahon
lächelte Claton milde zu. "Vielleicht haben Sie recht...Crewman.
Vielen Dank."
Dann nahm
er unauffällig Blickkontakt zu Mr. Kim auf, der daraufhin etwas in eine
Konsole eingab. Wenig später öffnete sich die Tür und Counselor McKay
erschien auf
der Brücke.
"Ah,
Ms. McKay!", begrüßte sie Mahon leutseelig. "Gut, dass Sie da sind.
Vielleicht
könnten Sie Mr. Claton...", der Andorianer deutete vielsagend nach
hinten und McKay verstand..."...Gesellschaft leisten. Er ist zum ersten
Mal in einer
echten Gefahrensituation auf der Brücke und war bereits sehr ....
äh ... hilfreich! Vielleicht könnten Sie mit ihm gemeinsame Tipps entwickeln,
wie sich junge Offiziere am besten auf der Brücke... einbringen."
McKay
lächelte Claton zu und gesellte sich zu ihm, als er gerade ein Schema
der aktuellen
Warpkernkalibrierung studierte. Er hatte da eine Idee, wie sie auch
ohne Antimaterie Warp 9...
"Hallo
Daniel! Wie geht es Ihnen? Aufregend hier, nicht wahr?"
McKay
berührte sanft die Hand des jungen Crewman.
"Magnees
an Brücke, wenn wir weiterhin mit Warp 4 fliegen, würde uns dies den
Warpkern kosten. Wir haben keine bzw. nur noch genügend Antimaterie um
diese Geschwindigkeit
ca. 30 Minuten lang zu halten. Bitte um Instruktionen."
"Mr.
Magnees, drosseln Sie die Warpgeschwindigkeit in 20 Minuten auf Warp 3.
Mr. Broek,
neue Ankunftszeit?"
"1
Stunden 20 Minuten."
---QUARTIER
STEAL
Crewman
Justin Steal erwachte langsam und noch bevor er die Augen öffnete, nahm
er die ausgeprägten Kopfschmerzen war. Irgendwie war er in der letzten
Nacht in einer
der unteren Ebenen des Schiffes in einer Bar versackt. Ganz
langsam und schonend setzte er sich auf. Er wusste nicht einmal wie er
es geschafft
hatte, in seine Kabine, und in sein Bett zu kommen. Irgendetwas war
in der letzten Nacht zuviel gewesen, aber jetzt war es sicher nicht mehr
klar zu definieren.
Er stand
auf und ging erst einmal ins Bad. Nach einer ausgiebigen, eiskalten Dusche
fühlte er sich zwar wohler und auch die Kopfschmerzen waren erträglich,
aber die Müdigkeit machte sich bemerkbar. Nach einer kurzen Überlegung
öffnete er den kleinen Koffer der im Schrank stand und nahm eine der
Spritzen heraus, die er sich dann ganz ruhig injizierte.
Eigentlich
sollte er die Finger von diesen Wachaltungsdrogen lassen, das war ihm
durchaus bewusst, aber immerhin hatte er erst einmal für eine ganze Weile
Urlaub und in diesem Fall interessierte es ihn schlichtweg nicht was
andere von
ihm erwarten mochten. Er saß auf dem Stuhl und verspürte, die sehr
schnell eintretende Wirkung der absolut neuen Droge auf dem Markt. Er
hatte sie
durch einen Zufall gefunden und war absolut zufrieden mit der schnellen
Wirkungszeit und der Anhaltungsdauer.
Er atmete
tief durch und erhob sich dann ruhig um sich am Replikator einen Kaffee
zu bestellen. Er nahm die Tasse und begab sich an den im Quartier vorhandenen
Schreibtisch. Justin genoss die ersten Schlucke des Kaffees während
er in einer Fachzeitschrift blätterte.Eher zufällig fiel sein Blick dann
plötzlich auf den Nachrichtenmonitor der vehement blinkte. Etwas überrascht
stand er auf und ging zu dem Bildschirm. Nur wenige wussten das er
hier verweilte. Wenn er es genau nahm , wussten seine Eltern und nur 3-4
Bekannte Bescheid.
Was konnte denn so dringend sein das man ihn hier anschrieb?
Neugierig
wählte er die Option Nachricht abrufen und erstarrte. Auf dem Bildschirm
war lediglich vermerkt das er sich umgehend auf der Krankenstation
der USS-Mirage melden sollte. Etwas angespannt überlegte er ob
er in der letzten Nacht etwas angestellt haben konnte, was diese Nachricht
begründete, kam aber zu keinem rechten Entschluss. In seinem Innersten
war er sich absolut sicher, dass die letzte Nacht ruhig verlaufen war
und konnte sich diese Nachricht einfach nicht erklären.
Er leerte
noch immer sehr nachdenklich die Tasse, ehe sein Blick auf die Uhrzeit
des Nachrichteneinganges fiel, die immerhin schon 2 Stunden zurücklag.
Nervös stellte er die Tasse weg und überlegte was er tun sollte. Was
konnten die von ihm wollen? Es half alles nichts. Er musste es heraus
finden, egal
was ihn erwartete. Schnell erhob er sich und begab sich auf den Weg
zur Krankenstation.
Unterwegs
stieß er fast mit einer Frau zusammen, da er in Gedanken war, entschuldigte
sich aber mit einem charmanten Lächeln schnell bei ihr, ehe er weitereilte.
Es dauerte nicht lange, ehe er die Krankenstation erreichte.
---KS
"Ab
heute weht hier ein anderer Wind, meine Damen und Herren!"
Doktor
Basanis strenges Gesicht passte überhaupt nicht zu den sanft schaukelnden
Bewegungen, mit denen er das kleine Babybündel in seinem Arm wiegte.
Und auch seine Worte klangen sehr künstlich und aufgesagt. Aber das waren
sie schließlich auch. Originalzitate aus der offiziellen Förderations-Broschüre
des
"Personal-Rationalisierungs-Organisations-Fehlerminimierungs-Institutes"
(kurz: PROFI).
Mit ihnen versuchte der Holodoc dem
Personalabbau auf der Krankenstation
vorzubeugen. Zwei Mediziner hatte man auf der Erde von seiner Station
wegkommandiert. Wegen angeblicher Überbesetzung und erwiesener Ineffizienz.
Basani
nahm das persönlich. Und er hatte keine Ahnung, wie eine "effiziente"
Krankenstation
auszusehen hatte. Also hatte er die PROFI-Broschüren angefordert.
Und ein
Tipp daraus war ihm gleich ins Auge gefallen. 'Fördern Sie die Konkurrenz
im Team!!' Eine überaus passende Gelegenheit... "Ich
werde Ihnen nun gleich unseren neuen Mitarbeiter vorstellen!", fuhr
Basani mit
seiner Ansprache fort und seine Worte klangen nach Schicksalsschlag
und Götterdämmerung. Die Reaktion ringsum wirkte allerdings eher,
als wäre auf Kronos ein Teller Gakh übergeschwappt.
"Er
war Jahrgangsbester der Akademie, Abschluß mit 99 Prozent!!", setzte
Basani schnell
fort und seine Stimme steigerte sich stetig, "Intelligenzquotient
151! Schulabschluß
mit 16!! Photographisches Gedächtnis!!", Basani hielt eine
Personalakte in die Luft, "Mit 24 bereits stellvertretender Bordarzt
an Bord
der USS Explorer!! Spezialkenntnisse in Genetik, Mikrochirurgie...",
Basani blätterte
überschwenglich durch die Akte, "...Psychologie und diversen
Kampfsporttechniken!!", Basanis Stimme zitterte vor Begeisterung,
"Mehrmals
belobigt für außerordentliche Forschungsleistungen und Bewährung als
Führungspersönlichkeit!! Überdurschnittlich sportlich!! Ein Meister der
Flöte, des
Klaviers, ", Basani überschlug sich, "des Zeichenbretts und der
Literatur!!
Meine Damen und Herren...",
Ein sanftes
Zischen erklang und ein knapp zwei Meter großer, gutaussehender junger
Mann stand in der Tür.
"...JUSTIN
STEAL....", jubelte das MHB.
Der junge
Mann machte einen Schritt vorwärts...verfing sich in Basanis achtlos
herumliegenden Weihnachtsmantel und stolperte scheppernd in ein Regal
voller Hyposprays hinein. Kaum war das Glassplittern verklungen, eilten
einige Mediziner herbei, um Steal zu helfen, doch wütende Fäuste trafen
sie, der junge Mann fluchte und schimpfte, stieß die Regalreste durch
die Gegend
und verteilte Schläge und Fußtritte gleichmäßig auf die Helfenden und
einige Medibetten, in denen hilflose Patienten angstvoll aufschrien.
Steal
warf mit Scherben nach ihnen, auf seinem kalkweissen Gesicht stand der
Schweiß, seine Augen waren blutunterlaufen. Erschrocken
wichen die Umstehenden zurück, Basanis entgeisterte Stimme beendete
gedankenlos seinen Satz:
"...willkommen
im Team, Crewman..."
---BRUECKE
"Captain!
Wir erreichen die Livingston!", meldete Belloni.
"Gehen
Sie auf Impuls."
Mit einem
lautlosen Dröhnen bremste die Mirage in den Normalraum ab. Die
USS Livingston, ein scheinbar aus tausenden Raumschiffteilen verschiedenster
Völker wahllos und bunt zusammengeflicktes Schiff - etwa halb
so groß wie die Mirage, tauchte auf dem Bildschirm auf. Ein Stück entfernt
hing ein schwerer dunkler Planet im Raum, der von vielen phosporiszierend
funkelnden Monden umkreist wurde. Ein atemberaubender Anblick,
für den aber wenig Zeit blieb.
"Sir,
sie rufen uns!"
"Auf
den Schirm, Mr. Belloni!"
"Ah!!
Gott sei Dank!! Ein Förderationsschiff...!", rief ein nervös wirkender
älterer Mann
mit klugen Augen und schütterem Haar.
"Ich
bin Lieutenant Commander Mywell...Moment...", stockte er, "...wieso
brechen Sie
die Funkstille?! Verstehn Sie mich nicht falsch, Sir, ich bin froh,
dass Sie es
tun, aber es hieß, wir seien wegen der Geheimhaltung völlig auf uns
allein gestellt."
Tommok
überlegte ein Augenbrauenzucken lang, dann erwiderte er vorsichtig:
"Ihr
Notruf klang sehr dringend, wir waren zufällig in der Nähe. Und da wir
nur ein einzelnes
Schiff sind, bleibt die Geheimhaltung hoffentlich gewahrt. Offiziell
sind wir auf einer Reparaturmission. Was ist passiert?"
Lieutenant
Commander Myvell schien vorerst zu froh über die Hilfe, um tiefer nachzubohren:
"Captain, unsere Mission ist gescheitert! Captain Reek ist tot.
Er ist mit einem Team auf den Planeten gebeamt, in die Station dieses
verrückten
Wissenschaftlers Polyhagenes. Der hat sich aber geweigert, sie auch
nur richtig anzuhören. Es sei erstens unmöglich, die Utopia-Werften in
einer anderen
Zeitlinie vor den Tahol zu verstecken - und außerdem würde er niemals
der Förderation helfen, wie er sagte. Man habe seine Theorien schliesslich
bis jetzt nie für voll genommen. Während uns der Captain uns davon
berichtete, kam es anscheinend zum Streit mit Polyhagenes, unsere Sensoren
zeigten Phaserfeuer auf der Station, ein Kraftfeld verhinderte den sofortigen
Rücktransport unseres Teams und dann ist die Selbstzerstörung explodiert.
Wir haben ein paar organische Reste geborgen, doch wie es aussieht,
hat niemand überlebt."
Myvell
war anzusehen, dass sich hinter diesem sachlichen Bericht eine Menge
Trauer, Entsetzen und langjährige Freundschaft verbarg.
Tommok
blieb kühl und ruhig: "Wie lauten Ihre Befehle für diesen Fall,
Commander?"
Myvell
schien kurz irritiert über diese Unwissenheit, schob es dann wohl aber
auf die Geheimhaltung der Mission. "Man
hat uns gesagt, dass wir, die USS Brigth und die USS Phantom erst dann
wieder Kontakt
zur Flotte aufnehmen sollen, wenn wir ein geeignetes Versteck für
die Werftanlagen und Schiff von Utopia gefunden haben."
"Wieso
dann der Notruf, Lieutenant Commander?", fragte Tommok so streng, wie
es ihm angesichts
des unerlaubten Hierseins der Mirage ratsam erschien.
"Captain",
erwiderte Myvell verzweifelt, "die Nachricht hat dieser Polyhagenes
geschickt. Sollte wohl so eine Art Falle für die Flotte sein.
Vielleicht
hat Captain Reek versucht, diesen Plan zu vereilten und starb deshalb.
Wir haben unsere komplette Brücken-Führung verloren. Unser 1. Offizier
ist letzte Nacht auf der Krankenstation verstorben. Doktor Vibe
sagt, ein
seltsamer Alterungsvirus. Außerdem hatte Captain Reek den Oberbefehl
über die Mission. Wir müßten eigentlich
zurückfliegen, doch wir haben den ausdrücklichen Befehl, unsere Suche
so lang als möglich geheim fortzusetzen. Die Sternenflotte hat viel Aufwand
betrieben, um diese drei Schiffe unauffällig für die Suche abzuziehen.
Alle anderen Schiffe sind fest in die vorgetäuschte Verlegung der
Utopia-Werften nach Y4 eingebunden. Würden einige von ihnen jetzt abgezogen,
könnten sie auffallen und zum wahren Versteck verfolgt werden. Es ist
nicht mehr viel Zeit, bis die Tahol eintreffen..."
Tommok
stand eine Weile still da, kein äußeres Zeichen verriet seine Überlegungen.
Sie waren
mitten in die derzeit wahrscheinlich geheimste Mission der Sternenflotte
geplatzt. Gefährdet durch einen viel zu redseeligen, wahrscheinlich
noch unter Schock stehenden Lieutenant Commander, und vor allem
durch ihr auffälliges Rendevous mit der Livingston, konnten sie nur noch
versuchen, den Schaden zu begrenzen.
"Mr.
Myvell, wo sind die USS Phantom und die USS Bright zur Zeit?"
"Die
Bright täuscht Kartographiearbeiten im Vlaia-Nebel vor, die Phantom muß
am Rande der
Glacxis-Spalte zufällig ihren Warpantrieb reparieren...", antwortete
Myvell und wenn es möglich gewesen wäre, wäre Tommok ein erneuter
eiskalter Schauer bei soviel Mitteilsamkeit überkommen. 10
Sekunden später stand die vorläufige Entscheidung des Captains fest.
"Mr.
Myvell! Ich übernehme hiermit offiziell die Weiterführung der Mission.
Wir werden
die geheime Suche nach einem sicheren Versteck für Utopia fortsetzen.
Setzen sie einen Kurs auf die Glacxis-Spalte."
"Aye,
Sir!", kam Myvell freudige Anwort und er wollte schon den Kanal
schliessen,
als er nochmal die Stimme seines neuen Vorgesetzten hörte. "Mr.
Myvell, bevor Sie losfliegen, wären wir Ihnen für etwas Antimaterie dankbar..."
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866
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