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3. Mirage-Rettung: Gruppe II

---STORY 2 / BROEK + MCKAY + TERESIAS

--- IRGENDWO, IRGENDWANN... FRAGT SICH NUR WO UND WANN...

Leise Musik, näher kommend, der zarte Duft eines Bratens, stärkerwerdend,

das Lachen von Menschen, lauter werdend.So nach und nach, wurde das Bild immer klarer.

Ceoladh stand einem Fremden gegenüber, er sah sie erwartungsvoll inseiner

höfisch-festlichen Gewandung an,

"Nun, edle Herrin, wollet Ihr den Tanz mit mir wagen?"

Sie antwortete ihm mit einem zurecht irritierten Blick, "wie bitte?"

"Ihr hattet mir an der Tafel einen Tanz mit Euch versprochen," seine

Stimme

verriet bereits leichten Zorn.

"Oh, verzeiht, Edler. Ich war gerade wohl etwas abgelenkt," antwortete

sieschnell, 'wo bin ich hier gelandet?'

Der Mann ergriff sogleich ihre Hand und begann mit einer Pavane.Ceoladh

kratzte ihr tänzerisches Wissen aus vergangenen Kindertagen zusammenund

folgte ihrem Part. Die Irritation hielt an, und sie wurde erst rechtverstärkt, als sie (endlich) ein bekanntes Gesicht bei der Türerblickte.

Die Musik endete. Wie es sich gehörte tat McKay eine abschließendeVerbeugung ihrem Tanzpartner gegenüber und verschwand schnell mit einergemurmelten Entschuldigung.

Der Saal war voll, sie hatte Probleme schnell bis zur Türdurchzukommen.

In ein naturweißes Hemd, einer ledernen Weste und dunkelbraunen Braccaegekleidet, stand verwirrt der 2. Offizier und 1. Steuermann der Mirage,hielt ein schweres Glas mit Met in der Hand, er hätte in dieser Poseein

gutes Modell für einen Steinhauer abgegeben.

Hajo tom Broek brauchte ein paar Minuten, bis er sich aklimatisierthatte.

Als er gerade fürchtete, dass er alleine in diesem Irrenhaus gelandetwar,

sah er die Counselor durch die Menge auf ihn zu eilen. Er hätte siefast

nicht erkannt in ihrem Aufzug.

"Schön Sie zu sehen, Fräulein." So harsch dieser Ausspruch ob seinerschlechten Laune auch aus Hajos Mund kam, so ernst war er doch gemeint.

"Wissen Sie was? Ich hasse diese Q und ihre albernen Ideen. Aber eshilft janix, wir sind nun mal hier." Der Steuermann sah sich unaufällig um,nippte

an seinem widerlich süßen Getränk und raunte McKay dann zu:

"Ich habe keine Ahnung, was ich hier machen soll. Sie sind wohl eherdie

Spezialistin dafür. Finden sie bitte unauffällig heraus, wo wir hiersind,

was wir hier machen und vor allem: Für wen man uns hält. Ich versuche,mich

solange aus allem herauszuhalten und in keine Schlägerei zu geraten."

Hajo fühlte sich irgendwie von überall beobachtet. "Und danach müssenwir

ein ruhiges Plätzchen finden, um uns zu unterhalten. Hier ist dasnämlich

ungünstig. Ihr Tanzpartner guckt mich nämlich schon böse an und ichhabe

heute Abend nicht unbedingt die Lust auf ein Duell oder sowas."

McKay nickte und wollte sich gerade auf den Weg machen, als Hajo nochhinzufügte: "Counselor, das Kleid steht ihnen übrigens."

"Cé??" sie musterte nun sich selbst. Ein grünes Samtkleid mit reicherPerlenstickerei und schwerer Borte. Der Kopf wurde von einem schlichtengoldenen Brokatband geziert, die roten Haare fielen offen in feinenLocken,

ein Grinsen huschte über ihr Gesicht,

"Das wär das Richtige für meine Cousine... ähm, bleiben Sie, wo Siesind,

wir hauen ab, sobald ich diesen Kerl dadrüben los bin!"

Hajo tom Broek trat in den Schatten eines schweren Vorhangs undbeobachtete,

wie sich McKay wieder dem Tänzer widmen musste. Mit geneigtem Kopfknickste

sie vor dem Kerl, der ihr einen vorwurfsvollen entgegenbrachte.

"Verzeiht, Edler..."

Er unterbrach sie jeh,

"Sagt, Baronesse, was wird denn Eurer Herr Vater dazu sagen, zuerfahren,

Ihr verkehret mit solch Gesindel wie diesem Vaganten an der Türe."

"Er ist einer unserer Knechte. Ein dienbarer und treuer Untergebenermeines

Vaters!" entgegnete sie erbost.

"Es geziemt sich nicht, für eine Dame Ihres Standes..."

"Edler Herr, mit wem ich rede oder nicht, das obliegt noch immer meinemWillen. Er ist geschickt worden mir eine Nachricht zu übermitteln. Drumverzeihet, ich muss gehn, ich danke für den Tanz."

Der Mann war etwas überrascht, von ihr mit solchen Wortenzurückgewiesen zuwerden, aber gedachte seines Standes,

"lasst mich noch Euren Mantel holen und Euch zur Türe geleiten."

"Das wäre mir recht gelegen," sie blickte zur Tür und nickte Hajo zu.

Aber da kam auch schon ihr galanter Freund zurück und legte ihr denRadmantel um, Ceoladh schloss schnell die Fibel und wandte sich zurTür.

Einige der Anwesenden verneigten sich leicht, als sie an ihnenvorbeiplanierte.

"Ich mag Euch nur ungern allein mit Eurem Knecht zu Eurer Herbergegehen

lassen," er musterte tom Broek abfällig, "wär es Euch auch gelegen,wenn ichdiesen Dienst noch für Euch tun könnte? Es ist dunkel, dass selbst dasMadamal sich nicht mal zeiget. Ich wäre doch zu sehr untröstlich, Euchkönnten Wegelagerer auflauern."

Hajo nickte, wo diese Herberge war, konnten sie kaum wissen. Also, daskleinere Übel wählen und den schmierigen Saftsack mitkommen lassen.

Draußen pfiff der Wind um die Ecke. Es war kalt, es war windig, jabeinahe

sogar stürmisch, es schneite, und Hajos Laune rutschte umso mehr in denKeller, er trug nämlich keinen wärmenden Mantel, wie die Counselor undder

Tänzer. Er fragte sich, warum der Kerl überhaupt ein Rapier mit sichtrug,

so wie der Clown angezogen war, schien er kaum mit der Waffe umgehen zukönnen.

Der Edelmann ging voran, und bald nach wenigen Minuten erreichten sietatsächlich ein größeres Haus, über dem Eingang hing einschmiedeeisernes

Schild, dass auf eine Herberge verwies.Die dreiköpfige Truppe trat ein. Sofort kam der Herbergsvater. Einkleiner,

untersetzter Mann, er trug einen roten, wollenen Mantel über diegrauweiß

gewordene Leinentracht und einem Häubchen auf dem Kopf.

"Heho! Den Schlüssel zur Kemenate der Baroness von Namara, Gevatter!"schmetterte der ungewollte Begleiter,"nun sagt, Herrin, werdet ihr morgen früh zum Bankett erscheinen?"

"Das kann ich Euch nicht versprechen, ich muss die Nachricht abwarten,die

mein treuer Knecht für mich bereit hält."

"Nun gut, es sei daran gelegen, dass sie nichts Schlechtes für Euchbedeuten

mag. So wünsche ich Euch eine geruhsame Nacht. Boron schenke Euch einenerholsamen Schlaf, Baroness."

McKay nickte lediglich und erntete eine tiefe Verbeugung. Und endlichverschwand er nun.tom Broek musste nun doch ein wenig schwunzeln, vor allem bei demgequälten

Geischtsausdruck Ceoladhs.Der Herbergsvater kam und überreichte ihr mit Verbeugung einenSchlüssel undbegab sich kommentarlos wieder in seine Kammer in der Küche.

"Ich glaub, ich werd nicht mehr..." McKay legte den Mantel ab, als sie

indas richtige Zimmer hereingekommen waren, nachdenklich betrachtete siedas

Wappen was auf die Rückseite gestickt war, "ich hab ja schon vieleserlebt,

aber wer von uns nimmt noch das Wort Baroness in den Mund?"

Hajo schüttelte sich die Restkälte aus der Kleidung.

"Eben noch in der schönen warmen Korona einer Sonne und nu in tiefsterKälte

an irgendeinem gottverlassenen Ort." Der Steuermann sah sich in derdennoch

recht gemütlich eingerichteten Kammer um. Wie er befürchtet hatte,stand

dort nur ein einziges Bett. "Ich fürchte, ich muss im Stallschlafen..."

Doch dann fingen sich seine Gedanken wieder, obwohl er sich mich seinerRolle als Knecht nur schwer abfinden konnte. "Fräulein... oder muss ich

jetzt 'Allerdurchlauchtigste' oder sowas sagen? Egal, wir müssen unsunserem

zentralen Problem widmen. Und das ist leider nicht dieses Würstchen inden

albernen Klamotten, das da so hinter ihnen her ist, sondern viellmehrdie

Aufgabe, die uns Q hier zugedacht hat."

Hajo heizte den kleinen Holzofen an und lüftete dann den schwerenVorhang amkleinen Fenster einen Spalt, um einen Blick auf die nächtliche Straßezu

werfen. Doch dort stapfte nur ein einsamer Nachtwächter durch denSchnee.

Der zweite Offizier wandte sich wieder an McKay, die es sich vor demOfen

gemütlich gemacht hatte. "Aber lassen sich mich nochmal zusammenfassen:Sie

sind irgendeine Baroness oder sowas und ich ihr armseligesHandlanger..."

Weiter kam er nicht, denn draußen herrschte auf einmal Aufruhr.

Ceoladh erhob sich und blickte mit durch das Fenster,"naja, Handlanger hin oder her, dem Burschen musste ich ja schonirgendwie

klarmachen, Sie nicht für einen ungehobelten Vaganten zu halten, wasihn

sonst letztendlich noch zu einer übermütig-mutigen Heldentat hätteverführen

können. Sie bräuchten nur andere Kleidung, dann gingen sie auch als wasanderes durch. Was ist denn da los..."

Eine Gruppe von Reitern kam lärmend auf den kleinen Platz geritten.Einige

der vermummten Gestalten sprangen von ihren Pferden. Dem Nachtwächterschlugen sie eins über den Schädel und liefen in die Richtung, wo tomBroek

und McKay zuvor hergekommen waren.

Zwei der Reiter kamen zur Herberge und saßen ab.

Man hörte ihre Schritte in der Stube und lautes Gelächter. Während sich i

hre

Bande auf Beutezug aufmachte, gingen die beiden anscheinend zum Saufen.

Ein zaghaftes Klopfen war an der Zimmertür zu hören.

"Baroness, macht auf", wisperte eine Stimme auf der anderen Seite. "Im

Dorf

sind die Vogelfreien, ihr müßt Euch verstecken!"

Ceoladh öffnete die Tür und ein Persönchen im Dienstmädchenaufzughuschte

herein. Ihr erster Blick fiel auf Hajo und sie riss entsetzt die Augenauf.

"Baroness! Wenn das Euer Vater wüßte!"

"Was dann?!" herrschte Hajo die junge Frau an, offensichtlich dieser

Phrase

überdrüssig. Das Dienstmädchen machte einen Moment große Augen,beschloß

dann aber, den Steuermann zu ignorieren und redete weiter auf McKayein.

"Ich habe die beiden Wüstlinge im Schankraum belauscht. Sie sagen, siehätten die Garde am Brückenhäuschen überwältigt. Ich fürchte, dieRittersleut im Ballsaal sind schon zu betrunken, um Euch zuschützen..."

"Und zu dick", warf Hajo ein.

"Jedenfalls müßt ihr Euch verstecken..."

In diesem Moment hörten die drei schwere Schritte von der Treppe undein

hochgewachsener Mann in schwarzer Lederrüstung trat ins unstete Licht.Er

hatte lange schwarze Haare, eine Augenklappe und spitze Ohren.

Die Magd quiekte entsetzt, während Hajo erleichter aufatmete. "Ah, einVulkanier. Dann kann's so schlimm nicht sein."

Doch nun umspielte ein überlegenes Lächeln die Lippen desNeuankömmlings.

"Ah, Baroness. Ihr würdet mir und meinen Leuten eine große Ehreerweisen,

wenn ihr uns begleiten würdet..."

"Ich glaube kaum, dass der ein Vulkanier ist, Mister tom Broek," meinte

McKay ruhig, ehe sie das Wort an den spitzohrigen Mann wandte, dabeihob sieeine Augenbraue,

"soso, eine Ehre wäre es? Sagt mir Euren Namen, sprecht! Meine Zofesagt,

ich müsse mich verstecken, müsste ich etwas die Befürchtung haben, inEurer

Obhut zu verrecken?"

'Dr. Teresias Reimmittel muss immer noch wirken...' kam ihr spontan derGedanke.

Zwei weitere schmierige, abgerissene, aber dennoch scheinbar recht gutbewaffnete kamen breit grinsend hinter dem spitzohrigen Finsterling dieTreppe herauf. Letzterer ließ sein kaltes Lächeln plötzlich fallen.

"Ihr wisst genau, wer ich bin, Baroness. Und solange Ihr oder EureSippe unskeinen Ärger machen, habt Ihr mitnichten etwas zu befürchten. Nur aufein

wenig Komfort werdet Ihr verzichten müssen."

Dann wandte er sich an seine Schergen: "Steckt die Dame in den Wagenund

sperrt die Bediensteten irgendwo ein, wo sie nicht stören." Dannverschwand

er nach unten und überließ die Sternenflottenoffiziere seinenSpießgesellen.

Und diese kamen schmierig grinsend und mit Rapieren und Messernbewaffnet

auf Hajo und Ceoladh zu. Hajo fühlte sich zwar etwas nackt ohne einenPhaser, hielt es aber dennoch für angebracht, langsam mal das Maulaufzumachen. Was er sagen sollte, wußte er allerdings nicht so recht.

"Mo.. mo.. moment mal!" entfuhr es ihm. Die beiden Banditen sahen ihn

etwas

überrascht an, was Hajo in seinem ungeplanten Tun bestärkte: "Alserstes

nehmen Sie zwei ungehobelten Klötze ihre Hüte ab. Das gehört sichnämlich soin Anwesenheit einer Dame."



Die Banditen sahen sich an. Der eine zuckte mit den Schultern und beidenahmen ihre Hüte ab. McKay nutzte die Gelegenheit, um den Tisch undeine

Truhe zwischen sich und die Eindringlinge zu bringen.

Der Steuermann versuchte es weiter. "Und Waffen trägt man inAnwesenheit

einer Dame auch nicht!"

Der eine Schurke wollte gerade seine Waffen weglegen, als der andereihn

anzischte: "Bist du blöd? Der verarscht uns doch nur! Schnapp Du dirdie

Puppe, ich verhau den Bauern für seine Dreistigkeit!"

In dem Moment kam ein weiterer Schurke aus dem Schatten die Treppehochgelaufen. Hajo fluchte innerlich. Mit den Zweien wären sievielleicht

noch fertig geworden, aber drei Bewaffnete waren doch eine Nummer zugroß inder augenblicklichen Situation.

Eine Sekunde später erkannte der zweite Offizier in dem Neuankömmlingjedoch

den unrasierten und zugegebenermaßen ein wenig dümmlich dreinblickendenDr.

Teresias. Das änderte die Lage zum Positiven - hoffentlich.

"Nun gucken Sie nicht so, tun Sie lieber was!" rief Hajo und stürzte

sich in

dem Moment allgemeiner Verwirrung auf einen der Spitzbuben.

Tirion war wirklich etwas überrascht über diese ganzen Ereignisse, aberer

begriff schnell.

Er stürzte sich sofort auf den zweiten Angreifer. Aufgrund seine gutenKonstitution war es eigentlich fast schon zu leicht dem Feind die Waffeabzunehmen und ihn ruhig zu stellen.

Er sah Hajo der den Anderen ebenfalls entwaffnet hatte fragend an: "Was

isthier eigentlich los?"

"Tja, wenn wir das man so genau wüßten", sagte der Steuermann, während

ereinen Schurken in eine große Truhe sperrte, die er vorher von ihremunnützen

Inhalt befreit hatte.

"Ich muß jedenfalls feststellen, dass Sie, Herr Doktor; einerkriminellenVereinigung angehören, die vor hat, die Baroness McKay zu entführen.Davorwerde ich Sie beizeiten vors Kriegsgericht stellen lassen." Auf Tirions

neuelich etwas verwirrten Blick hin, für Hajo allerdings ernster fort.

"Spaß beiseite. Q hat uns hier nicht ohne Sinn und Verstand auftauchenlassen. Wir müssen nur noch herausfinden, was unsere 'Aufgabe' hiersein

soll. Allerdings haben wir im Moment andere Probleme."

Hajo lukte erneut am Vorhang vorbei auf den nächtliche Hof, wo sichnach wievor einige Banditen tummelten. Dann sah er wieder zu seinen Kameraden.

"Strategisch günstig wäre es wahrscheinlich, wenn wir uns erstmal inden

Wald schlagen. Doktor, da Sie offensichtlich zu den Räubern gehören,könnten

Sie sie vielleicht ein wenig ablenken, damit ich und Fräulein McKay unsunauffällig absetzen können. Dann kommen Sie nach. Oder haben Sie nochandere Vorschläge? Dann aber bitte fix, wir haben nicht viel Zeit"

Hajo sah von Tirion zu Ceoladh und wieder zurück.

Viel Zeit blieb ihnen tatsächlich nicht. Der zweite Offizier warf sich schnell noch ein paar wärmere Klamotten über und auch Ceoladh legte sich ein wärmendes Fell um die Schultern. Ihre eher unpraktische Kleidung konnte sie leider nicht mehr wechseln.

Sie schlichen sich ins Erdgeschoss. Während sich Ceoladh und Hajo aus einem der hinteren Fenster schlichen, machte Tirion sich mit ein paar lautstarken und derben Sprüchen zur Vordertür hinaus und zog einige Augenblicke die Aufmerksamkeit der umstehenden Strauchdiebe auf sich.

Der Steuermann und McKay nutzen die Gelegenheit. Sie trampelten durch einen Kräutergarten, übersprangen einen Bach, überkletterten im Schütze der Dunkelheit einen kleinen Befestigungswall und schlugen sich in die Büsche, dort blieben sie einen Augenblick schwer atmend und vor Kälte bibbernd im Schutze einiger Sträucher liegen und vergewisserten sich, dass sie keiner gesehen hatte.

Vor ihnen gingen viele Gebäude in Flammen auf, Gejohle und Waffengeklirr war zu hören. Hajo runzelte die Stirn. "Der Doktor wird doch wohl klug genug sein, sich rechtzeitig vom Acker zu machen und zumindest halbwegs dich Richtung zu erahnen, in die wir gelaufen sind?"

Doch anch nur wenigen bangen Minuten des Wartens stieß Tirion zu ihnen. Fix drangen die drei ein paar tiefer in den Wald vor, um sich dann erneut miteinander zu beraten.

Tirion hatte vor seinem Abgang noch etwas in Erfahrung bringen können: "Miss MaKay, 'meine Jungs' waren tatsächlich hauptsächlich hinter ihnen her. Soweit ich das mitbekommen habe, sind sie jemandem aus irgendeiner königlichen Familie zur Heirat versprochen. Aber irgendjemand aus einer ehemaligen königlichen Familile, die wieder königliche Familie werden will, möchte sie auch heiraten, um damit irgendwelche Ansprüche geltend machen zu können. Und die Jungs da," er deutete in Richtung der Gehöfte, "wollen wohl zusehen, von wem sie mehr Lösegeld erhalten können. Oder so ähnlich."

Hajo sah ein wenig verwirrt hin und her, bis er entschlossen feststellte: "Solange ich hier was zu sagen habe, wird hier niemand von meinen Offizieren zwangsverheiratet!"

Mehr zu sich selber meinte er: "Eine Seifenoper, ganz nach Qs Geschmack..."

Wiederum zu McKay gewandt: "Wenn das Ihr Vater wüßte!"

"Also diesen ominösen Vater will ich mal treffen..." meinte sie süffisant grinsend. Sie trat von einem Fuß auf den anderen.

 "Ich komme mir so langsam vor wie die verkaufte Braut." Sie musste plötzlich unvermittelt kichern. "Königlich, wenn DAS MEIN Vater wüsste. MacAoidh, Manu forti und der Anspruch auf den Thron, mindestens tausend Jahre her. Wo wollen die Herren eigentlich nun hin? Wir werden uns wohl kaum in Nordschottland befinden."

"Vermutlich nicht," räumte Hajo ein, auch wenn er nicht so hundertprozentig begriffen hatte, wovon die junge Frau in Abendgarderobe vor ihm sprach.

"Ich denke mal, die Lage ist folgende: Sie", er deutete auf McKay, "sind die holde Jungfrau (oder so was ähnliches), die von einem tapferen Recken vorm falschen Verheiraten gerettet werden muss. Eben dieser Recke bin ich. Und Sie, Doktor...", Hajo runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach. "Sie sind ganz offensichtlich mein Praktikant."

[GM J ]

Dann deutete er in Richtung des tiefer werdenden Waldes. "Zum Retten geht es in diese Richtung. Darf ich bitten, meine Dame? Nach Ihnen."

Das Trio schlug sich also hastig durch den Wald, besonders da man in einiger Entfernung Wutgebrüll vernehmen konnte. Die Räuberbande hatte also ihr Entkommen bemerkt und machte sich offensichtlich daran, die Gegend abzusuchen.

Besonders schnell kamen sie allerdings in der nächtlichen Kälte nicht voran. Insbesondere McKays Garderobe erschwerte mitunter das Fortkommen. Auch Hajos "Wenn Sie nicht heiraten wollen, müssen Sie sich schon sputen" half da nicht viel. Doch glücklicherweise erreichten sie bald einen Weg, der durch den Wald geschlagen worden war. Der Morgen graute bereits.

Der Steuermann wollte gerade seiner Erleichterung Ausdruck verleihen, als ihnen im Halbdunkel Reiter entegegen kamen. Noch bevor sie sich wieder ins Unterholz schlagen konnte, war der Trupp vor ihnen und den Offizieren wurde mit Blendlaternen ins Gesicht geleuchtet.

Eine rauhe Stimme rief: "Hoheit! Ich hatte mir ernsthafte Sorgen um Euch gemacht! Ihr solltet doch nicht alleine in die Höhle des Löwen gehen. Auch wenn Ihr Euch Euren Bart abrasiert habt, Euch hätte jemand von den Königlichen erkennen können..."

McKay schnappte ärgerlich nach Luft. "Ich hatte nie einen Bart! Und mich kannte dort sowieso jeder!"

Einen Moment schien der Fremde verwirrt zu sein, schob dann aber zögerlich nach: "Eigentlich sprach ich vom Prinzen, Baroness, Eurem zukünftigen Gemahl..." Dabei sah er Hajo an.

Dieser weitete entsetzt sie Augen, als er begriff. "Neinneinnein! Ich bin kein Prinz! Ich bin ein..." Hilfesuchend blickte er zu Ceoladh, dann fiel ihm das Wort wieder ein. "...ein Vagant bin ich! Ja, ein harmloser Vagant. Und die Baroness habe ich nur zufällig getroffen. Deswegen muss ich doch nicht gleich heiraten..."

"Hoheit", der Fremde wirkte etwas ungedulig, "Habt Ihr mich nicht erkannt? Ich bin’s, Euere treuer Waffenmeister. Und natürlich werdet Ihr die Baroness heiraten. Das wird Euren Thronanspruch sehr stark untermauern. Und außerdem erwartet sie doch ein Kind von Euch, die Frucht Ihrer jungen Liebe..."

"Waaas?" Hajo tom Broek brach der kalte Angstschweiß aus. "Ein Kind von mir? Das wüßte ich aber..." Dann zischte er McKay zu: "Ich dachte, Sie wären die Jungfrau!"

"Und ich dachte, Sie wären der edle Recke, der mich vorm Verheiratet rettet!"

"Da hat doch bestimmt der Praktikant gepfuscht..."

Und eben dieser, nämlich Tirion, kicherte erst in sich hinein, prustete dann aber heraus: "Wenn das Ihr Vater wüßte! MUHAHAHAHA!"

Sofort leuchteten ihm die Blendlaternen ins Gessicht. Der Waffenmeister rief erstaunt aus: "Hoheit! Meinen doppelten Respekt! Ihr habt nicht nur die Baroness geholt, nein, Ihr habt auch noch den gesuchten Meuchelmörder mitgebracht!"

Tirions Lachen erstarb sofort, als drei Bewaffnete ihn umringten und ihn in Ketten legten. Derweil wurden McKay und tom Broek auf die Pferde gehoben und der Waffenmeister ergriff erneut das Wort.

"Nun schnell weg von hier, bevor das Räubergesindel hier auftaucht." Und als sie los ritten, fügte er hinzu: "Den Strolch hängen wir zur Feier des Tages gleich bei unserer Ankunft in der Burg. Und morgen wird geheiratet! Das wird ein großes Fest!"

Tirion fing an zu jammern: "Nein, ich will nicht sterben! Ich will nicht...."

Hajo fiel mit ein: "Nein, ich will nicht heiraten! Ich will nicht..."

Ceoladh hoffte nur still, dass das Kind nicht nach Hajo kommen würde....

*ZAWUSCH!!!*

Im nächsten Moment fanden sie sich im Gerichtssaal wieder. Ein grinsender Q stand vor ihnen. "Wunderbar!" sagte er. "Sie sind unseren Erwartungen voll und ganz gerecht geworden!"

Hajo und Ceoladh sahen sich mit einer Mischung aus Erleichterung und Verständnislosigkeit an und erblickten beim Gegenüber jeweils ein Etikett mit der Aufschrift: "Zu schonen! Höchst unterhaltsam!"

Tirion hingegen trug ein albernes T-Shirt mit der Aufschrift "Praktikant"


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