Leise
Musik, näher kommend, der zarte Duft eines Bratens, stärkerwerdend,
das Lachen
von Menschen, lauter werdend.So
nach und nach, wurde das Bild immer klarer.
Ceoladh
stand einem Fremden gegenüber, er sah sie erwartungsvoll inseiner
höfisch-festlichen
Gewandung an,
"Nun,
edle Herrin, wollet Ihr den Tanz mit mir wagen?"
Sie antwortete
ihm mit einem zurecht irritierten Blick, "wie bitte?"
"Ihr
hattet mir an der Tafel einen Tanz mit Euch versprochen," seine
Stimme
verriet bereits
leichten Zorn.
"Oh,
verzeiht, Edler. Ich war gerade wohl etwas abgelenkt," antwortete
sieschnell,
'wo bin ich hier gelandet?'
Der Mann
ergriff sogleich ihre Hand und begann mit einer Pavane.Ceoladh
kratzte ihr
tänzerisches Wissen aus vergangenen Kindertagen zusammenund
folgte ihrem
Part. Die Irritation hielt an, und sie wurde erst rechtverstärkt,
als sie (endlich) ein bekanntes Gesicht bei der Türerblickte.
Die Musik
endete. Wie es sich gehörte tat McKay eine abschließendeVerbeugung
ihrem Tanzpartner gegenüber und verschwand schnell mit einergemurmelten
Entschuldigung.
Der Saal
war voll, sie hatte Probleme schnell bis zur Türdurchzukommen.
In ein naturweißes
Hemd, einer ledernen Weste und dunkelbraunen Braccaegekleidet,
stand verwirrt der 2. Offizier und 1. Steuermann der Mirage,hielt
ein schweres Glas mit Met in der Hand, er hätte in dieser Poseein
gutes Modell
für einen Steinhauer abgegeben.
Hajo tom
Broek brauchte ein paar Minuten, bis er sich aklimatisierthatte.
Als er gerade
fürchtete, dass er alleine in diesem Irrenhaus gelandetwar,
sah er die
Counselor durch die Menge auf ihn zu eilen. Er hätte siefast
nicht erkannt
in ihrem Aufzug.
"Schön
Sie zu sehen, Fräulein." So harsch dieser Ausspruch ob seinerschlechten
Laune auch aus Hajos Mund kam, so ernst war er doch gemeint.
"Wissen
Sie was? Ich hasse diese Q und ihre albernen Ideen. Aber eshilft
janix,
wir sind nun mal hier." Der Steuermann sah sich unaufällig um,nippte
an seinem
widerlich süßen Getränk und raunte McKay dann zu:
"Ich
habe keine Ahnung, was ich hier machen soll. Sie sind wohl eherdie
Spezialistin
dafür. Finden sie bitte unauffällig heraus, wo wir hiersind,
was wir hier
machen und vor allem: Für wen man uns hält. Ich versuche,mich
solange aus
allem herauszuhalten und in keine Schlägerei zu geraten."
Hajo fühlte
sich irgendwie von überall beobachtet. "Und danach müssenwir
ein ruhiges
Plätzchen finden, um uns zu unterhalten. Hier ist dasnämlich
ungünstig.
Ihr Tanzpartner guckt mich nämlich schon böse an und ichhabe
heute Abend
nicht unbedingt die Lust auf ein Duell oder sowas."
McKay
nickte und wollte sich gerade auf den Weg machen, als Hajo nochhinzufügte:
"Counselor, das Kleid steht ihnen übrigens."
"Cé??"
sie musterte nun sich selbst. Ein grünes Samtkleid mit reicherPerlenstickerei
und schwerer Borte. Der Kopf wurde von einem schlichtengoldenen
Brokatband geziert, die roten Haare fielen offen in feinenLocken,
ein Grinsen
huschte über ihr Gesicht,
"Das
wär das Richtige für meine Cousine... ähm, bleiben Sie, wo Siesind,
wir hauen
ab, sobald ich diesen Kerl dadrüben los bin!"
Hajo tom
Broek trat in den Schatten eines schweren Vorhangs undbeobachtete,
wie sich McKay
wieder dem Tänzer widmen musste. Mit geneigtem Kopfknickste
sie vor dem
Kerl, der ihr einen vorwurfsvollen entgegenbrachte.
"Verzeiht,
Edler..."
Er
unterbrach sie jeh,
"Sagt,
Baronesse, was wird denn Eurer Herr Vater dazu sagen, zuerfahren,
Ihr verkehret
mit solch Gesindel wie diesem Vaganten an der Türe."
"Er
ist einer unserer Knechte. Ein dienbarer und treuer Untergebenermeines
Vaters!"
entgegnete sie erbost.
"Es
geziemt sich nicht, für eine Dame Ihres Standes..."
"Edler
Herr, mit wem ich rede oder nicht, das obliegt noch immer meinemWillen.
Er ist geschickt worden mir eine Nachricht zu übermitteln. Drumverzeihet,
ich muss gehn, ich danke für den Tanz."
Der Mann
war etwas überrascht, von ihr mit solchen Wortenzurückgewiesen
zuwerden,
aber gedachte seines Standes,
"lasst
mich noch Euren Mantel holen und Euch zur Türe geleiten."
"Das
wäre mir recht gelegen," sie blickte zur Tür und nickte Hajo zu.
Aber da kam
auch schon ihr galanter Freund zurück und legte ihr denRadmantel
um, Ceoladh schloss schnell die Fibel und wandte sich zurTür.
Einige
der Anwesenden verneigten sich leicht, als sie an ihnenvorbeiplanierte.
"Ich
mag Euch nur ungern allein mit Eurem Knecht zu Eurer Herbergegehen
lassen,"
er musterte tom Broek abfällig, "wär es Euch auch gelegen,wenn
ichdiesen
Dienst noch für Euch tun könnte? Es ist dunkel, dass selbst dasMadamal
sich nicht mal zeiget. Ich wäre doch zu sehr untröstlich, Euchkönnten
Wegelagerer auflauern."
Hajo nickte,
wo diese Herberge war, konnten sie kaum wissen. Also, daskleinere
Übel wählen und den schmierigen Saftsack mitkommen lassen.
Draußen
pfiff der Wind um die Ecke. Es war kalt, es war windig, jabeinahe
sogar stürmisch,
es schneite, und Hajos Laune rutschte umso mehr in denKeller,
er trug nämlich keinen wärmenden Mantel, wie die Counselor undder
Tänzer. Er
fragte sich, warum der Kerl überhaupt ein Rapier mit sichtrug,
so wie der
Clown angezogen war, schien er kaum mit der Waffe umgehen zukönnen.
Der Edelmann
ging voran, und bald nach wenigen Minuten erreichten sietatsächlich
ein größeres Haus, über dem Eingang hing einschmiedeeisernes
Schild, dass
auf eine Herberge verwies.Die
dreiköpfige Truppe trat ein. Sofort kam der Herbergsvater. Einkleiner,
untersetzter
Mann, er trug einen roten, wollenen Mantel über diegrauweiß
gewordene
Leinentracht und einem Häubchen auf dem Kopf.
"Heho!
Den Schlüssel zur Kemenate der Baroness von Namara, Gevatter!"schmetterte
der ungewollte Begleiter,"nun
sagt, Herrin, werdet ihr morgen früh zum Bankett erscheinen?"
"Das
kann ich Euch nicht versprechen, ich muss die Nachricht abwarten,die
mein treuer
Knecht für mich bereit hält."
"Nun
gut, es sei daran gelegen, dass sie nichts Schlechtes für Euchbedeuten
mag. So wünsche
ich Euch eine geruhsame Nacht. Boron schenke Euch einenerholsamen
Schlaf, Baroness."
McKay
nickte lediglich und erntete eine tiefe Verbeugung. Und endlichverschwand
er nun.tom
Broek musste nun doch ein wenig schwunzeln, vor allem bei demgequälten
Geischtsausdruck
Ceoladhs.Der
Herbergsvater kam und überreichte ihr mit Verbeugung einenSchlüssel
undbegab
sich kommentarlos wieder in seine Kammer in der Küche.
"Ich
glaub, ich werd nicht mehr..." McKay legte den Mantel ab, als sie
indas
richtige Zimmer hereingekommen waren, nachdenklich betrachtete siedas
Wappen was
auf die Rückseite gestickt war, "ich hab ja schon vieleserlebt,
aber wer von
uns nimmt noch das Wort Baroness in den Mund?"
Hajo schüttelte
sich die Restkälte aus der Kleidung.
"Eben
noch in der schönen warmen Korona einer Sonne und nu in tiefsterKälte
an irgendeinem
gottverlassenen Ort." Der Steuermann sah sich in derdennoch
recht gemütlich
eingerichteten Kammer um. Wie er befürchtet hatte,stand
dort nur ein
einziges Bett. "Ich fürchte, ich muss im Stallschlafen..."
Doch dann
fingen sich seine Gedanken wieder, obwohl er sich mich seinerRolle
als Knecht nur schwer abfinden konnte. "Fräulein... oder muss ich
jetzt 'Allerdurchlauchtigste'
oder sowas sagen? Egal, wir müssen unsunserem
zentralen
Problem widmen. Und das ist leider nicht dieses Würstchen inden
albernen Klamotten,
das da so hinter ihnen her ist, sondern viellmehrdie
Aufgabe, die
uns Q hier zugedacht hat."
Hajo heizte
den kleinen Holzofen an und lüftete dann den schwerenVorhang
amkleinen
Fenster einen Spalt, um einen Blick auf die nächtliche Straßezu
werfen. Doch
dort stapfte nur ein einsamer Nachtwächter durch denSchnee.
Der zweite
Offizier wandte sich wieder an McKay, die es sich vor demOfen
gemütlich
gemacht hatte. "Aber lassen sich mich nochmal zusammenfassen:Sie
sind irgendeine
Baroness oder sowas und ich ihr armseligesHandlanger..."
Weiter
kam er nicht, denn draußen herrschte auf einmal Aufruhr.
Ceoladh
erhob sich und blickte mit durch das Fenster,"naja,
Handlanger hin oder her, dem Burschen musste ich ja schonirgendwie
klarmachen,
Sie nicht für einen ungehobelten Vaganten zu halten, wasihn
sonst letztendlich
noch zu einer übermütig-mutigen Heldentat hätteverführen
können. Sie
bräuchten nur andere Kleidung, dann gingen sie auch als wasanderes
durch. Was ist denn da los..."
Eine Gruppe
von Reitern kam lärmend auf den kleinen Platz geritten.Einige
der vermummten
Gestalten sprangen von ihren Pferden. Dem Nachtwächterschlugen
sie eins über den Schädel und liefen in die Richtung, wo tomBroek
und McKay
zuvor hergekommen waren.
Zwei der
Reiter kamen zur Herberge und saßen ab.
Man
hörte ihre Schritte in der Stube und lautes Gelächter. Während sich i
hre
Bande auf
Beutezug aufmachte, gingen die beiden anscheinend zum Saufen.
Ein zaghaftes
Klopfen war an der Zimmertür zu hören.
"Baroness,
macht auf", wisperte eine Stimme auf der anderen Seite. "Im
Dorf
sind die Vogelfreien,
ihr müßt Euch verstecken!"
Ceoladh
öffnete die Tür und ein Persönchen im Dienstmädchenaufzughuschte
herein. Ihr
erster Blick fiel auf Hajo und sie riss entsetzt die Augenauf.
"Baroness!
Wenn das Euer Vater wüßte!"
"Was
dann?!" herrschte Hajo die junge Frau an, offensichtlich dieser
Phrase
überdrüssig.
Das Dienstmädchen machte einen Moment große Augen,beschloß
dann aber,
den Steuermann zu ignorieren und redete weiter auf McKayein.
"Ich
habe die beiden Wüstlinge im Schankraum belauscht. Sie sagen, siehätten
die Garde am Brückenhäuschen überwältigt. Ich fürchte, dieRittersleut
im Ballsaal sind schon zu betrunken, um Euch zuschützen..."
"Und
zu dick", warf Hajo ein.
"Jedenfalls
müßt ihr Euch verstecken..."
In diesem
Moment hörten die drei schwere Schritte von der Treppe undein
hochgewachsener
Mann in schwarzer Lederrüstung trat ins unstete Licht.Er
hatte lange
schwarze Haare, eine Augenklappe und spitze Ohren.
Die Magd
quiekte entsetzt, während Hajo erleichter aufatmete. "Ah, einVulkanier.
Dann kann's so schlimm nicht sein."
Doch nun
umspielte ein überlegenes Lächeln die Lippen desNeuankömmlings.
"Ah,
Baroness. Ihr würdet mir und meinen Leuten eine große Ehreerweisen,
wenn ihr uns
begleiten würdet..."
"Ich
glaube kaum, dass der ein Vulkanier ist, Mister tom Broek," meinte
McKay ruhig,
ehe sie das Wort an den spitzohrigen Mann wandte, dabeihob
sieeine
Augenbraue,
"soso,
eine Ehre wäre es? Sagt mir Euren Namen, sprecht! Meine Zofesagt,
ich müsse
mich verstecken, müsste ich etwas die Befürchtung haben, inEurer
Obhut zu verrecken?"
'Dr. Teresias
Reimmittel muss immer noch wirken...' kam ihr spontan derGedanke.
Zwei weitere
schmierige, abgerissene, aber dennoch scheinbar recht gutbewaffnete
kamen breit grinsend hinter dem spitzohrigen Finsterling dieTreppe
herauf. Letzterer ließ sein kaltes Lächeln plötzlich fallen.
"Ihr
wisst genau, wer ich bin, Baroness. Und solange Ihr oder EureSippe
unskeinen
Ärger machen, habt Ihr mitnichten etwas zu befürchten. Nur aufein
wenig Komfort
werdet Ihr verzichten müssen."
Dann wandte
er sich an seine Schergen: "Steckt die Dame in den Wagenund
sperrt die
Bediensteten irgendwo ein, wo sie nicht stören." Dannverschwand
er nach unten
und überließ die Sternenflottenoffiziere seinenSpießgesellen.
Und diese
kamen schmierig grinsend und mit Rapieren und Messernbewaffnet
auf Hajo und
Ceoladh zu. Hajo fühlte sich zwar etwas nackt ohne einenPhaser,
hielt es aber dennoch für angebracht, langsam mal das Maulaufzumachen.
Was er sagen sollte, wußte er allerdings nicht so recht.
"Mo..
mo.. moment mal!" entfuhr es ihm. Die beiden Banditen sahen ihn
etwas
überrascht
an, was Hajo in seinem ungeplanten Tun bestärkte: "Alserstes
nehmen Sie
zwei ungehobelten Klötze ihre Hüte ab. Das gehört sichnämlich
soin
Anwesenheit einer Dame."
Die
Banditen sahen sich an. Der eine zuckte mit den Schultern und beidenahmen
ihre Hüte ab. McKay nutzte die Gelegenheit, um den Tisch undeine
Truhe zwischen
sich und die Eindringlinge zu bringen.
Der Steuermann
versuchte es weiter. "Und Waffen trägt man inAnwesenheit
einer Dame
auch nicht!"
Der eine
Schurke wollte gerade seine Waffen weglegen, als der andereihn
anzischte:
"Bist du blöd? Der verarscht uns doch nur! Schnapp Du dirdie
Puppe, ich
verhau den Bauern für seine Dreistigkeit!"
In dem
Moment kam ein weiterer Schurke aus dem Schatten die Treppehochgelaufen.
Hajo fluchte innerlich. Mit den Zweien wären sievielleicht
noch fertig
geworden, aber drei Bewaffnete waren doch eine Nummer zugroß
inder
augenblicklichen Situation.
Eine Sekunde
später erkannte der zweite Offizier in dem Neuankömmlingjedoch
den unrasierten
und zugegebenermaßen ein wenig dümmlich dreinblickendenDr.
Teresias.
Das änderte die Lage zum Positiven - hoffentlich.
"Nun
gucken Sie nicht so, tun Sie lieber was!" rief Hajo und stürzte
sich in
dem Moment
allgemeiner Verwirrung auf einen der Spitzbuben.
Tirion
war wirklich etwas überrascht über diese ganzen Ereignisse, aberer
begriff schnell.
Er stürzte
sich sofort auf den zweiten Angreifer. Aufgrund seine gutenKonstitution
war es eigentlich fast schon zu leicht dem Feind die Waffeabzunehmen
und ihn ruhig zu stellen.
Er sah
Hajo der den Anderen ebenfalls entwaffnet hatte fragend an: "Was
isthier
eigentlich los?"
"Tja,
wenn wir das man so genau wüßten", sagte der Steuermann, während
ereinen
Schurken in eine große Truhe sperrte, die er vorher von ihremunnützen
Inhalt befreit
hatte.
"Ich
muß jedenfalls feststellen, dass Sie, Herr Doktor; einerkriminellenVereinigung
angehören, die vor hat, die Baroness McKay zu entführen.Davorwerde
ich Sie beizeiten vors Kriegsgericht stellen lassen." Auf Tirions
neuelich etwas
verwirrten Blick hin, für Hajo allerdings ernster fort.
"Spaß
beiseite. Q hat uns hier nicht ohne Sinn und Verstand auftauchenlassen.
Wir müssen nur noch herausfinden, was unsere 'Aufgabe' hiersein
soll. Allerdings
haben wir im Moment andere Probleme."
Hajo lukte
erneut am Vorhang vorbei auf den nächtliche Hof, wo sichnach
wievor
einige Banditen tummelten. Dann sah er wieder zu seinen Kameraden.
"Strategisch
günstig wäre es wahrscheinlich, wenn wir uns erstmal inden
Wald schlagen.
Doktor, da Sie offensichtlich zu den Räubern gehören,könnten
Sie sie vielleicht
ein wenig ablenken, damit ich und Fräulein McKay unsunauffällig
absetzen können. Dann kommen Sie nach. Oder haben Sie nochandere
Vorschläge? Dann aber bitte fix, wir haben nicht viel Zeit"
Hajo sah
von Tirion zu Ceoladh und wieder zurück.
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866
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