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5. Unfreiwillige Gäste

[GB: "Sie nannten ihn Mahon..." 1. Akt, Szene 1: ... ]

---GESETZLOSE ZONE / RAUMGLEITER

Mahons geschwollenes Auge öffnete sich leicht. Er spürte noch genau die Schläge ihrer Entführer und bemitleidete diese fast für ihren kommenden schmerzvollen Tod.

Lichtschwaden huschten hinter dem kleinen verdreckten Fenster des Frachtraumes vorbei. Mit großer Kraftanstrengung zwang der Andorianer seinen schmerzenden Kopf zum Verarbeiten des Gesehenen.

Sie flogen.

Mit Impuls.

Tief über die Oberfläche eines ... Planeten?

Mahon versuchte, seinen Kopf etwas zu drehen, um durch das zweite Fenster zu blicken. Dort war ein noch viel größerer Himmelskörper zu sehen. Mahon erkannte einen der Planeten des Ylligel-Systems und er verstand: Sie flogen tief über einem Mond. Das Ziel der Reise konnte also nicht weit entfernt liegen.

Erst jetzt blickte sich der Andorianer im Frachtraum um. Dort lag Ysdi!
Zumindest Teile von ihm. Die Augen des Androiden waren geschlossen, doch sie zuckten.
Neben Ysdi lag Ripley, ebenfalls übel gefoltert, genauso wie Leonie, sie atmete kaum noch. Doch auch sie hatte dem seltsamen, bösartigen Vulkanier nichts Nützliches verraten. Mahons Gesicht verzog sich in grimmigem Triumph.

Wo waren die anderen? Nur langsam kam die Erinnerung zurück, die heruntergefallenen Emitter von Lou und Basani, der gesonderte Abtransport des Yridianers Qrell. Er war sicher noch auf dem Schiff. Noch hatten sie ihn also nicht verloren, dachte Mahon und sein Kampfesmut kehrte zurück.

Plötzlich spürte er ein flaues Gefühl im Magen, der Kurs des Raumgleiters hatte sich geändert, die Mondoberfläche hinter dem Fenster kam näher.

Mahon ächzte, als er sich mühsam aufrichtete. Seine Erfahrung lies ihn wissen, dass die Verletzungen weder lebensgefährlich, noch massiv einschränkend waren. Lästig nannte er sowas. Er registrierte zwei gebrochene Rippen, unzählige Blessuren, Platzwunden und Quetschungen. [GB: Die waren schon...] Sein Bein schien zu funktionieren, in der Reaktion allerdings etwas verlangsamt. Außerdem zuckte es, was aber sicherlich am Zustand Ysdis lag.

Obwohl er seine Schmerzen unter Kontrolle hatte, verzichtete Mahon im Moment darauf, sich noch mehr zu bewegen. "Leonie, Ripley, sind Sie wach?! Sie müssen unbedingt Ysdi in Gang bekommen." Keine Antwort. "LEONIE, RIPLEY, kommen Sie zu Bewusstsein!" Mahon wurde etwas lauter und richtete sich nun doch auf. Das hatte ein zweites Ächzen zur Folge.

"Bin einsatzbereit, Sir ... gewissermaßen jedenfalls ...", keuchte Jason und hielt sich den Kopf.

Langsam setzte er sich auf. Jetzt hielt er sich zusätzlich den Bauch.

"So wie ... *au* ... ich mich fühle ..." die Welt um Ripley schien sich rasend schnell zu drehen "hätten die lieber sofort kurzen Prozess mit mir gemacht ...".

"Wir haben keine Zeit für derartige Wünsche, Mr. Ripley!", sagte Mahon mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Nein, Sir ... die haben wir nicht!", erwiderte Ripley und robbte langsam zu Ysdis Kopf herüber.

Er hob ein Augenlied hoch, dann das andere. Anschließend öffnete er eine kleine Klappe hinter Ysdis linkem Ohr. Einige wenige Dioden leuchteten rot und grün. [GB: Keinen Wahlkampf bitte! ;o)]

"Das wird nicht einfach, Sir! Vor allem nicht ohne das nötige Werkzeug ...", diagnostizierte Jason schnell.

"Wie lange?", fragte der Captain, der sich mittlerweile gegen eine Wand gelehnt aufgerichtet hatte.

Jason drückte in Ysdis Mund einen Knopf auf dem recht klein "Reset" stand.
Sofort schlug der Android die Augen auf: "Input!", sagte er kurz.

"Ich weiß es nicht, Sir. Voll funktionsfähig bekomme ich ihn erst wieder auf der Mirage, aber ich kann seine grundsätzlichen motorischen Fähigkeiten wieder herstellen, denke ich.", erklärte Jason unsicher.

Ysdis lautes "Input'"ließ nun auch Leonie wieder die Augen aufschlagen. Dem Gefühl in ihrer Magengegend nach musste sie sich in einer Achterbahn befinden. Mühsam richtete sie sich auf und übergab sich erstmal auf den Boden. Wenigstens verschwand dadurch die Übelkeit. Dafür begann nun ein stechender Schmerz vom Knie bis zur Hüfte zu ziehen. Außerdem tastete sie eine Platzwunde an ihrer Schläfe.

Noch etwas zittrig stand Leonie auf und wankte zu Mahon und Jason. Ein Rundumblick bestätigte ihren Verdacht, dass nichts der medizinischen Ausrüstung den Weg mit hierher gefunden hatte.

"Lassen Sie mich das mal ansehen", wandte sie sich Mahon zu, während sie auf eine seiner größeren Prellungen im Bereich der Rippen deutete.

"Input!", wiederholte Ysdi, und seine Augen wirkten mittlerweile etwas weniger hohl. Fast schien es, als gingen ihm die ersten Gedanken durch den Androidenkopf.

Aber was denkt man, wenn man nichts weiß? Diese Frage hätte sich Ysdi wahrscheinlich in diesem Moment gerne gestellt, wenn er könnte. Aber dem war nicht so. Mit einem Mal "erwachte" der Android und fand sich prompt in einer endlosen Leere wieder. Sein Notfallprogramm hatte sich aktiviert. Im Gegensatz zur früheren Version bedeutete das aber nicht, dass er sich unmittelbar gegen jede potenzielle Bedrohung zur Wehr setzte. Er war eher gerade in einer actio-reactio-Phase.

Schnell registrierte das Programm, dass der schlimmstmögliche Fall eingetroffen war. Der Zugriff auf nahezu alle veränderbaren Speicher war gesperrt, möglicherweise waren sie zerstört oder entfernt worden. Es befand sich also nichts im Datenspeicher, außer ein Grundprogramm. [GB: Keine Panik, andere schaffen damit ihr ganzes Leben.] Jenes Programm, dass dafür sorgte, dass sich der Android von einer Maschine deutlich unterschied: Er konnte lernen.

Mit einem Mal verschwand die Leere und er erhielt eine gewaltige Flut von Informationen. Die Sensoren für Inneres und Äußeres wurden aktiviert und sendeten. Nur verstand der Android ihre Bedeutung nicht ... noch nicht, denn er begann erst zu lernen.

In diesem Moment erreichte sein Gehirn ein Sensorbericht seiner optischen Sensoren. Ein sich offenbar bewegender Körper, vergleichbar mit seinem, aber in einer anderen Farbe baute sich vor ihm auf. Nebenher registrierte der Android 12 352 andere Eindrücke, aber irgendetwas sagte ihm, dass dieser Körper vor ihm, nennen wir ihn einmal humanoid, gewisse Beachtungsprioritäten besaß.

Das Individuum begann zu sprechen: "Ysdi, kommen Sie zu sich. Wir brauchen ihre Hilfe!"

In diesem Moment bekam der Android Zugriff auf eine Datenbank mit sehr grundlegenden Begriffen und Begriffserklärungen. Sie war im Notfallprogramm integriert. Plötzlich wusste er, wie man den Humanoiden vor ihm am besten umschreiben konnte. Mechanisch antwortete er: "Blau!"

[GB: Magnees???]

Mahon knackste mit den Fingerknochen. Ein Gefühl im Bauch sagte ihm, dass das Shuttle langsamer wurde. "Ripley, Sie haben 5 Minuten, Ysdi einsatzbereit zu machen. Leonie, Sie helfen mir bei der Durchsuchung dieses Raumes. Wir müssen hier raus oder wenigstens irgendetwas Brauchbares finden.
Die Zeit wird knapp!"

Ripley hatte eine rostige Nadel gefunden und stocherte in Ysdis Eingeweiden herum, während seine beiden Kollegen den Frachtraum durchsuchten.

Wie erwartet konnten sie weder einen benutzbaren Ausgang, noch irgendwelche brauchbaren Werkzeuge oder gar Waffen finden. Immerhin gelang es Mahon, ein kleines Stück Wandverkleidung heraus zu brechen. Es war zwar nicht die optimalste Beute, aber immerhin messerscharf. Er verbarg es in seinem Stiefel.

Als Mahon und Leonie mehr oder weniger unverrichteter Dinge zu ihren Kameraden zurückkehrten, ging ein Ruck durch das Schiff. Es stoppte.

"Wie weit sind Sie mit Mr. Ysdi, Ripley. Es wird höchste Zeit!" Mahon schaute ungeduldig auf den Androiden, der gerade hochinteressiert einen Schmutzfleck an der Wand betrachtete.

In diesem Moment waren Schritte zu hören. Ganz offensichtlich stoppten sie vor der Tür zu ihrem Gefängnis.

Mahon ballte die Fäuste.

Man hörte, wie auf der anderen Seite jemand ein Panel betätigte. Doch auf einmal schien das Schiff zu beben. Ein ganzes Stück entfernt erklang so etwas wie ein unglaubliches Jubelgeschrei. Dumpf konnte man merkwürdige Wörter hören, die sehr nach "Toooooor!!" klangen. Leonie und Mahon sahen sich verständnislos an. Jedenfalls entfernte sich die Person vor dem Eingang mit einer panischen Geschwindigkeit. Dass die Türbeleuchtung von Blau auf gelb wechselte, schien dem Unbekannten gerade unwichtig zu sein.

Ripley hatte von all dem nichts bemerkt. Er nickte Mahon nur freundlich zu, da er wohl für die besseren Lichtverhältnisse gesorgt haben musste.

"So, Captain, jetzt müsste es gehen.", bemerkte er noch und schlug mit seinem Nagel in Ysdi einige Funken.

[HtB: Der Anfang eine großen Romanze.]

Der Android fing sofort an laut zu brabbeln: "Tod, weg, raus, kämpfen, Gefahr ...", der Rest war recht unverständlich, als Ripley mit seiner Hand die Geräuschquelle großflächig beseitigte, bis sie vollständig verstummte.

"Sir, er ist zurzeit nicht mehr als eine Maschine. Er erkennt unsere Stimmmuster und versteht einfachste Befehle. Mehr kann ich hier leider nicht tun!", stöhnte Ripley, während er verzweifelt versuchte, den 200 Kilo Koloss aufzustellen.

Mahon eilte ihm zu Hilfe. Er war erstaunt, über Ysdis Gewicht, aber nach einigem Kraftaufgebot der beiden Männer stand der Android wieder.

Mahon nahm sich kurz Zeit, ihm in die Augen zu blicken. Ihm tat Ysdi leid.
Diese Maschine vor ihm hatte sich im Laufe der letzten Zeit fast zu seinem Freund entwickelt. In jedem Falle war Ysdi ein sehr wertvoller Offizier, den der Andorianer nicht missen wollte. Unwillkürlich strich Mahon über sein künstliches Bein. "Wenn wir zurück sind, Ripley, schlafen Sie erst, wenn Ysdi wieder der Alte ist."

[GB: Recht so!]

Mahon wandte sich der Tür zu. "Und nun haben wir etwas zu erledigen."

Während seiner letzten Worte glitt die Tür vor ihnen zu Seite und enthüllte acht schwer bewaffnete Nausikaner. Mahon grunzte verächtlich. Nur ein paar rote tanzende Punkte, die zweifellos aus der Zielautomatik der nausikanischen Desruptoren stammten und Ysdis, Leonis und Ripleys Oberkörper zierten, hielten ihn davon ab, frontal anzugreifen.

Stattdessen legten die Nausikaner den vier Offizieren Handfesseln an. "Ihr uns folgen!"


---YLLIGEL PRIME / SPELUNKE

"Hier, Bossh!", krakeelte ein schlaksiger Mann mit deutlichem Sprachfehler und diversen Messern im Gürtel, "hier mush es irgendwo shein!! Die letzten Shignale kamen von hier!"

Der Mann im Umhang neben ihm nickte nur ganz leicht, "Danke, Mr. Euhm!!", kam laut die etwas unpassend elegante Stimme in dieser schäbigen Trinkhölle.

Diverse andere Begleiter der beiden schwärmten aus, 10 Minuten später kam eine von ihnen - eine Klingonin mit überdurchschnittlich vielen Narben im Gesicht - und berichtete dem Mann im Umhang leise flüsternd: "Captain, der Wirt dort hinten behauptet, man hätte zwei Schmuckstücke gefunden, die zu der Beschreibung der beiden Emitter passen. Sein Diener hätte sie verkauft.
Außerdem gab es hier eine Art Schlägerei, mehrere Beteiligte wurden gefesselt weggebracht, von einem Vulkanier!! Die Beschreibungen der Gefesselten passen auf Mahon, Ysdi, Ms. Eroheneth, Mr. Ripley und einen Yridianer."

Tommok zog eine Augenbraue unter seinem Umhang hoch und antwortete ebenso
leise: "Danke, Miss Balwok, wir suchen zunächst nach Basani und Lou, sie dürfen nicht in falsche Hände geraten. Fragen Sie diesen Wirt höflich, wo sein Diener die 'Schmuckstücke' verkauft hat ..."


---YLLIGEL PRIME / MARKTPLATZ

"Und wieder AN!!", brüllte der Marktschreier grob, während Lou und Basani in ihren Kraftfeldern aktiviert wurden. Kurz konnten sich die beiden Holooffiziere an- und umschauen, doch bevor sie etwas sagen oder tun konnten, ging die entwürdigende Verkaufsaktion weiter: Der Händler deaktivierte sie durch seinen kleinen Multifrequenzsender, mit leisem Pling fielen Lou und Basani als Emitter wieder zu Boden.

"Wie oft kann man sie denn ein- und ausschalten??", kam die ungehobelte Frage aus dem mehrheitlich hässlichen, herumstehenden Publikum.

"Immer wieder!", prahlte der Verkäufer und demonstrierte es sofort. An die 50mal wurde Basani und Lou ein kurzer Blick in die reale Welt gestattet, dann waren sie wieder nutzlose kleine Geräte.

"500 Goldene!!", bot eine schleimige Stimme und die Versteigerung begann.

"501!", zischte ein Ferengi und eine Zentauri-Dame überbot ihn: "502, und keine Litze mehr!"

Tommok und das Landeteam hatten sich dem Ort des Geschehens unauffällig genähert. Der Vulkanier betrachtete die Szenerie etwas beunruhigt. "Mr.
Keller, können Sie die Emitter von hier aus mit Ihrem Tricorder beeinflussen?"

"1.000 Goldene, wenn sie auch töten können!!", dröhnte eine furchterregend tiefe künstliche Stimme und eine Mischung aus humanoidem Riesen und Roboter pflügte durch die Menge.

Der Verkäufer leckte sich die Lippen, schnippste kurz und zwei Sklaven wurden auf die Bühne gezerrt und durch das kurz deaktivierte Kraftfeld gestoßen. Zwei gebogene Messer wurden neben die Emitter geworfen, das Kraftfeld neu aufgebaut und dann aktivierte der grinsende Auktionator Lou und Basani wieder.

"Los, Hologramme!", schrie der Verkäufer, "Tötet sofort diese beiden Männer, jeder einen, sonst zerstöre ich Eure Matrix, für immer!!"

Als Beweis tippte der Mann etwas an seinem Sender und Basani spürte, wie sich seine kognitive Matrix kurz in ihre logischen Bestandteile auflöste, wie von einem Virus wurden seine Programme durchlöchert. Lou schien es nicht viel anders zu gehen. Dann war es gottseidank vorbei, doch der Schrei des Mannes war eindeutig: "Tötet Sie, sofort!!"

Tommok, immer noch mit dem Rest der Landungstruppe unter dunklen Kapuzen verborgen, blickte auf den auf dem Tricorder umhertippenden Mr. Keller und funkelte ihn an. "Einen Moment noch, Sir!"

Wenige Momente später erstarrten die beiden Hologramme mitten in der Ausholbewegung zum Zustechen.

"Gleich habe ich es ..." Keller drückte einige weitere Tasten, und Lou und Basani ließen plötzlich die gebogenen Messer (sie sahen fast aus wie gezackte Messer) fallen und begannen auf der Marktbühne Walzer zu tanzen.

Erst mit leichten Zuckungen in den Beinen, dann beide zusammen in laut Sternenflottenarchiv überaus korrekter Tanzhaltung. Basanis Audiogeneratoren spielten passend dazu "An der schönen blauen Donau".

[HtB: .und "In Oostfreesland is't am besten".]

Der Auktionator versuchte verzweifelt, die Emitter zu deaktivieren, leider vergeblich. "TÖTEN habe ich gesagt, nicht TANZEN!!!" Aus der Menge der Umstehenden war nun schallendes Gelächter zu hören. "Ich ziehe mein Gebot zurück und biete 2 Streifen für die Clown-Hologramme!"

Der Auktionator schüttelte seinen platten Kopf. "Ihr Gebot ist rechtsverbindlich. Ein Zurückziehen des Gebotes ist nur möglich, wenn sich der Verkäufer grundlegend über die Natur der Ware geirrt hat. Und ich bleibe
dabei: Dies sind zwei Hologramme! Drei, zwei, eins, zum Ersten zum Zweiten und zum Dritten!" beeilte sich der Yridianer zu brüllen. "Darf ich nunmehr um die 502 Litzen bitten?"

Die Zentauri-Dame schnippste mit den Fingern und zwei bullige Klingonen in schwarzen Uniformen und zum Zopf gebundenen Haaren erschienen hinter ihr.
Einer davon grunzte: "Was glauben Sie, was passiert, wenn Sie diese Dame nicht umgehend in Ruhe lassen?"

Hinter dem Verkäufer erschienen zwei finster dreinblickende bullige Flundern, und in kürzester Zeit war eine wilde Schlägerei im Gange.

"Gut gemacht, Mr. Keller! Bitte warten Sie kurz hier!" raunte Tommok, während er sich ohne seine Kapuze zu heben bis zur Bühne durchkämpfte. Einen wildgewordenen Humanoiden mit Bart und Brille setzte er mit dem vulkanischen Betäubungsgriff außer Gefecht, einen zahnlosen Talosianer mit übergroßem Kampfhelm betäubte er mit einem Phaserschuss aus kurzer Distanz.

Auf der Bühne angekommen tippte er ein wenig auf seinem Tricorder herum, woraufhin die walzertanzenden Hologramme in Form von handlichen Emittern in Tommoks Hände fielen. Eine neue Funktion, die Mr.Magnees noch vor kurzem in die Emitter implementiert hatte, erwies sich nun als hilfreich: Tommok drückte einige Knöpfe an den Emittern, woraufhin die tanzenden Basani und Lou nunmehr 20m entfernt, direkt neben dem Zentrum der Schlägerei erschienen und in die Gegenrichtung davontanzten. "Haltet sie ...!", schrie der Yridianer, und der gesamte Pulk setzte sich in Bewegung hinter den Hologrammen her, welche sich nach ca. 100m wie von Geisterhand auflösten. Zu diesem Zeitpunkt war das MIRAGE-Landeteam bereits hinter einem Felsvorsprung verschwunden.

Tommok zog seine Kapuze nach hinten und eine Augenbraue hoch. "Mr. Keller, ich hoffe, Sie haben die Emitter mit Ihrer Tricorderaktion nicht dauerhaft beschädigt?"

"Negativ, Captain." Dennoch nahm er seinen Kommunikator ab und verband ihn mit dem Tricorder. Zum einen, um zusätzlichen Speicherplatz zu haben, und zum anderen, um die Programme zu stabilisieren. "Wenn wir aber nicht wollen, dass den Emittern die Energie ausgeht, müssen wir uns beeilen. Schlage vor, dass wir sie mit den Zellen unserer Phaser aufladen, sobald sie schwächer werden und uns dann auf die Suche nach dem restlichen Team machen."

Seine linke Hand rutschte unwillkürlich zu seiner Gürtelschließe, die seine schwarze Robe zusammenhielt, während die rechte mit dem Tricorder unter den weiten Ärmeln verschwand, um sich nicht allzu sehr zu erkennen zu geben.

Tommok nickte. "Wenn es gefahrlos möglich ist, sollten wir sie so schnell wie möglich wieder aktivieren, sie können uns hier sehr helfen. Mr. Keller, bitte programmieren sie schnell kleine Veränderungen an der Matrix, so dass man sie hier nicht sofort erkennt. Wir müssen anschließend herausfinden, wo das Landeteam geblieben ist. Wir schwärmen aus, Mr.Pasoleati, Sie kommen mit mir, Mr. tom Broek, nehmen Sie Mr. Bojangles mit, Mr.Magnees, Sie gehen mit P. O. Bauer, und Mr. Keller, Miss Balwok wird Sie begleiten. Noch Fragen?"

Gespannt wartete Tommok darauf, in welcher Gestalt Keller die Hologramme wohl erschienen lassen würde.

20 Sekunden später hatte er die erste Antwort, Keller beendete seine Justierung an Basanis Emitter und stellte den entscheidenden Pin auf "On".

"Bitte nennen Sie die Art des medizin...oh Captain!!", Doktor Basani - endlich wieder lebensgroß - lächelte erleichtert. Dann kippte er plötzlich vornüber, mitsamt dem medizinischen Bauchladen, den ihm Keller verpasst hatte. In das Scheppern und Klirren der vielen kleinen Tiegelchen und Glasphiolen mischte sich Basanis verlegenes Murmeln, seine Bewegungskoordination war wohl nicht an die neue Gewichtsverteilung angepasst gewesen.

Das MHB sortierte seine modisch bunte Heilerkleidung und erhob sich, wobei der Bauchladen mitgezogen wurde. Erstaunlicherweise war nicht ein Fläschchen kaputt. Wunder der Holographie.

"Sehr gut, Mr. Keller ...", nickte Tommok, während Keller sich um Lous Emitter kümmerte.

"Sir ...", meldete sich Basani, nach dem er seine Kinetikroutinen auf sein verändertes Erscheinungsbild kalibriert hatte. "... das Außenteam wurde entführt! Von einem Vulkanier...er hat auch Qrell!"

Tommok zog eine Augenbraue hoch. "Wissen Sie, wohin man sie gebracht hat?"

Basani versuchte sich zu erinnern, doch Lou und er waren sehr früh außer Gefecht gesetzt worden und in der dunklen Spelunke war nicht viel von den Angreifern zu sehen gewesen. Millisekunden lang rief Basani seine einzelnen Speicher ab und durchsuchte seine akustischen bzw. optische Erinnerungen nach nützlichen Hinweisen.

"Er hat gelacht ...", sagte er dann, "es kann kein normaler Vulkanier gewesen sein ..."

Tommok nickte, als wäre die Summe von "1" und "1" eben zu "2" erklärt worden.

"Warten Sie ..." Basani öffnete eine weitere Datei, "... es gibt hier eine Art Zentrale für Informationen aller Art. Durch sie haben wir Qrell gefunden. Vielleicht sollten wir dort fragen ..."

"Fertig, Sir.", sagte Keller plötzlich mit undefinierbarem Gesichtsausdruck und aktivierte nun auch Lou's Emitter.

Drei Sekunden lang war es peinlich still.

"Hm ...", machte Hajo aus dem Hintergrund. "Halten Sie Ihr bloß keinen Spiegel vor ..."

Der Halbvulkanier sah Hajo leicht irritiert an. "Ich finde, dass ihr Erscheinungsbild in diesen Bereich passt, was ist daran auszusetzen?" An einer Yridianerin war überhaupt nichts auszusetzen ... Nicht einmal, wenn sie dem anatomischen Lehrbuch der Föderation entsprang und ihre Kleidung aus einem Sammelsurium von Leder und Leinen bestand.

"Captain, schlage vor, dass wir unter ihrem Kommando zusammenbleiben. Die Benutzung von Kommunikatoren kann überwacht werden und weist uns als die Personen aus, die wir sind. Außerdem sollten wir unsere Bezeichnungen ändern, damit die militärische Struktur nicht ersichtlich wird. Des weiteren schlage ich vor, dass wir uns bei einem örtlichen Händler mit Schusswaffen eindecken, um keine charakteristischen Phaserspuren zu hinterlassen. Es wäre im Übrigen auch sinnvoll, uns über Handelsware Gedanken zu machen.
,Gestohlene' Föderationstechnik ist auf dem Schwarzmarkt viel wert, erhöht aber auch die Entdeckungsgefahr ... Geld haben wir abgeschafft und ich denke, unter ihrem Kommando fallen Diebstahl und Raub aus, richtig?"

[HtB: Unter Tommoks Herrschaft wir einem höchstens der Verstand geraubt.]

Keller hatte seinen Körper angespannt und beobachtete seine Umgebung so genau wie möglich, dann wandte er sich an Basani: "Wie genau können Sie definieren, dass der Aggressor Vulkanier war? Warum scheiden Romulaner und Mintakaner ihrer Meinung nach aus?"

Tommok winkte ab. "Ich denke das, ist im Moment nicht entscheidend. Wir werden speziell Ausschau halten nach Personen mit spitzen Ohren. Mr. Keller, ich stimme Ihnen zu, wir sollten uns unauffällig verhalten."

Der Vulkanier zog seinen Umhang etwas weiter über den Kopf. "Mr.Basani, Sie scheinen schon Bekanntschaft mit der erwähnten Informationsquelle gemacht zu haben. Bitte führen Sie uns dort hin."

Er blickte den Rest des Teams an. "Beobachten Sie alles genau, aber verhalten Sie sich unauffällig. Mr. tom Broek, bitte nehmen Sie die Teetasse vorläufig aus der Hand, Miss Balwok, verstauen Sie ihr Bat'leth sorgfältig, Mr.Magnees, verbergen Sie ihren Neutronen-Schraubenzieher besser in der Umhängetasche. Mr. Keller, nehmen Sie bitte die Sonnebrille ab. Wir bleiben zusammen. Mr.Basani, bitte."

Basani eilte voran, durch die bunte Menge von skurrilen Gestalten, wie sie wohl nur eine fast regellose Gesellschaft an einem Ort zusammenbringen konnte. Gelächter, Prügeleien, gierige Blicke, sympathische Rempeleien und immer wieder neue Angebote von allen nur möglichen Händlern begleiteten sie durch die Straßen. Basani analysierte im Vorbeigehen besonders genau das Verhalten der Verkäufer und passte sich dann seinem Outfit des fahrenden Bauchladenheilers an.

Immer wieder blieb er stehen und starrte Passanten mit einem erschrockenen Aufschrei an. Einigen legte er auch mitfühlend die Hand auf oder flüsterte halblaute Sterbegebete vor sich hin. Nur um den Verunsicherten dann im nächsten Moment ein rettendes Fläschchen aus seinem Bauchladen feilzubieten.

Nach einer knappen halben Stunde und um etliche Goldmünzen reicher standen sie schließlich vor dem mehrstöckigen Fachwerkhaus, in dem Mahons Team vor Stunden nach Qrell gefragt hatten.

Basani führte Tommok und die anderen durch das unscheinbare Haus und wartete dann geduldig, dass seine Begleiter den unerwarteten Anblick der großen geschäftigen Schalterhalle verarbeitet hatten. Diesmal waren das Rattern der Druckwerke, das Piepen der Computerterminals, die durcheinander laufenden Schritte der Mitarbeiter und die hin und her fliegenden Sprachfetzen sogar noch lauter geworden. Offenbar waren sie beim ersten Mal zu einer eher ruhigen Tageszeit hier gewesen.

Basani spürte Tommoks emotional unbeeindruckten, aber interessierten Blick und bahnte sich und den anderen einen Weg zum Schalter mit der Aufschrift "KAUFEN."

Die Schlange davor war recht lang, doch Basani erkaufte ihnen mithilfe eines "Anti-Beulenpest-Serums" einen vorderen Platz. Der dümmliche dreinblickende Klingone hinter ihnen trank die Phiole mit einem großen Schluck aus und starrte sie freundlich grinsend, aber auch sehr erwartungsvoll an ...

Basani lächelte zurück und flüsterte Tommok zu, "Wir sollten uns ein bisschen beeilen ..."

"Der Nächste!", trompetete es aus dem Schalterhäuschen und die drängende Schlange schob das Team vor den einäugigen Beamten mit der rüsselartigen Nase.

Basani begann: "Wir suchen jemanden. Einen Andorianer. Er wurde vor 24 Stunden das letzte Mal gesehen, im 'Hurensohn' ... und er ist mit einem Vulkanier oder Romulaner zusammen ... unfreiwillig. Können Sie ihn finden?"

"Ham ja den richtigen Riecher dafür ...", nuschelte Hajo undeutlich vor sich hin ...

"Möglicherweise ...", grinste der Beamte sie triumphierend an, "... war ja recht spektakulär die Aktion. Aber was können Sie denn bieten?"

Basani stutzte und blickte sich hilfesuchend zu Tommok und den anderen um.
Hinter ihnen versuchte der Klingone gerade, sein Gesicht in seinem gut geputzten Bat'leth zu betrachten.

Keller, der Halbvulkanier, dachte eine Weile darüber nach, was er zum Handeln dabei hatte, blickte dann aber zum Beamten. "Sie bekommen zehn Prozent des Kopfgeldes, das auf den Andorianer ausgesetzt wurde. Und glauben Sie mir, wo er herkommt, will man ihn WIRKLICH wieder haben ..." Ruhig sah er den Beamten an, der zu überlegen schien, "Fünfzehn Prozent, wenn wir das Exklusivrecht an dieser Information haben und niemand vor uns bei ihm ist."

Er hoffte inständig, dass der Beamte annehmen würde. "25% und ich garantiere nichts ..."
Er hatte angebissen.

"20% und das Plünderrecht an dem Ort, wo er sich aufhält, wobei eventuelle Sklaven an uns übergeben werden."

"Ohne Sklaven!"

"MIT, oder ihr müsst alleine versuchen, Geld zu verdienen."

Der Beamte nickte.

Er hatte gewonnen ... Vorerst.

"Also, können Sie uns sagen, wohin der Andorianer und seine Begleiter gebracht wurden?", fragte Tommok irgendwie düsterer als gewöhnlich unter seinem Umhang.

"Der Romulaner heisst Captur, sein Schiff ist die MOGUL. Derzeit fliegt es mit Kurs auf den vierten Mond des zweiten Planeten, dort hat Captur ein geheimes Versteck, er hat von dort schon oft Lösegeld erpresst..."

Tommok verlagerte ganz leicht seine Körperhaltung, Ausdruck seiner Skepsis.
Ging es hier wirklich nur um Lösegeld?

"Vielen Dank. Wir werden nun aufbrechen."

"Vergessen Sie bitte unsere Bezahlung nicht!", näselte der Beamterüssel sachlich, doch in seinen Augen lag eine eindringliche Warnung. "Denken Sie daran, wir WISSEN", diese Wort betonte er besonders, "immer, wo Sie sind..."

Keller nickte und sie verliessen die Schalterreihen. Ganz kurz hatte Keller noch das Gefühl, einen seltsamen Seitenblick des Schalterbeamten beobachtet zu haben, doch als er in die Richtung sah, lag dort nur eine leere Nische...

Sie schritten zur Halle hinaus, hinter ihnen begann eine klingonische Stimme gerade empörte Fragen zu stellen. Hoffentlich war er nicht wütend genug, um seinen geduldig erkämpften Platz in der Schlange aufzugeben...

"Sir...", sagte Basani, während sie die Treppe entlang zur Strasse eilten.
"...die Maybach liegt noch im Landehafen. Vielleicht sollten wir der MOGUL mit ihr folgen. Schon, um das Schiff nicht zu lange hier liegen zu lassen...
"

Tommok nickte, sie hasteten durch lärmende Humanoidenmassen und schmutzige Strassen. "Mr. Basani, zeigen Sie uns den Weg zur Maybach."

Einige Minuten später erreichten sie den Landehafen, an einem hohen Dockpylon hing der dunkle, beeindruckend unheimliche Rumpf der MAYBACH , davor versperrte dem Team allerdings eine wild gestikulierende Menge den Weg.

"20.000 Goldplacks", rief es gerade aus der Menge...

...und die ölige Antwort eines bunten Händlers, der von sechs riesigen sechsarmigen Leibwächtern umgegeben war, machte das Problem klar.

"...20.000? Für diese tödliche fliegende Waffe? Ein solches Schiff macht Euch unbesiegbar!! Ihr bekommt es nirgendwo unter 50.000...Also bitte, erhöht Eure Gebote..."

Sofort brachen wieder laute Diskussionen in der Menge los, während Tommoks Team nach einem Weg in die Maybach suchte...

Der erste Gedanke Kellers war es, auf das Schiff zu beamen, aber sein Tricorder zeigte an, dass dies derzeit durch einen Schild verhindert wurde, der wohl zur Abwehr der Käufer gedacht war und dessen Generator nach einigem Suchen neben der Maybach zu finden war.

"Razor?" Er tippte Cpt. Tommok an und redete so leise, wie es ihm möglich war.

"Schlage vor, dass wir die Mirage die Maybach per Traktorstrahl in Schlepp nehmen lassen, dann auf das Schiff beamen, zur Tarnung ein paar Fehlschüsse auf die Mirage feuern, aus ihrem Traktorstrahl entlassen werden und dann auf Mission gehen ..."

Fast gleichzeitig erschien auf dem Ausgabefeld des Tricorders eine Liste der Offiziersgrade, die noch verfügbar waren. 'Bürokraten', dachte er sich und gab den Tricorder so unauffällig wie möglich an Tommok weiter.

Magnees, welcher sich doch nicht mit Bauer von der Gruppe abgespalten hatte, stand mit rum und kratzte sich am Kopf.

[GB: "Sir, in gewissen Situationen ist ,Ich weiss es nicht' eine durchaus legitime wissenschaftliche Aussage..."]


--- ORBIT YLLIGEL PRIME / USS MIRAGE - QUARTIER CERAM

"... deshalb verleihe ich heute hiermit den Orden für außergewöhnliche Dienste um die Erforschung artfremder Waffentechnik Ms Kadija Cer-"

Plötzlich ertönte von weitem ein Hilfeschrei. Kadija, die gerade mit stolzgeschwellter Brust hatte vortreten wollen, verharrte und horchte eine Millisekunde.
Ein hilfloses Opfer!
Ein bösartiger Böser!
Eine verdammt gefährliche Situation!
Jemand benötigte ihre Hilfe!
Und nur sie würde sie geben können!

Kadija stürmte an zwei verwirrten Laudatoren vorbei aus dem Ehrungssaal und riss sich im Laufen die Uniform auf, ein stolzes blaues C auf rotem Grund preisgebend, suchte nach einem Fenster, um schnellstmöglichst dem Opfer zu Hilfe fliegen zu können...

*kuller*

*plopp*

*ploppplopp*

"Hsfgl?" Benommen öffnete Kadija die Augen. Sie befand sich in exponierter Lage halb unter ihrem Tisch, eine Kruidenflasche exzellenten Jahrgangs `82 hing halb über ihr halb auf dem Tisch und gab die letzten Tropfen preis.

Hatte sie sich doch tatsächlich selbst unter den Tisch gesoffen. [GB: Aber nur knapp verloren!] Nein, Urlaub war einfach nichts für sie.
Zeit, nach Hause zu gehen.
Ab ins Sicherheitshauptquartier.

---YLLIGEL SYSTEM / MOND

Mahon hatte sich auf dem von Nausikanern geschubbsten Weg in die Mondstation versucht, einen Reim auf die Anlage zu machen. Wozu war sie da? Was erwartete sie hier?

Doch die Gänge boten nur spärliche Informationen. Die Wände waren aus Gestein, wahrscheinlich direkt in den Mond gefräst. Das bedeutete immerhin, dass sie sich unter der Oberfläche befanden. Leute gab es hier wenige. Aber die, die sie sahen, machten alle einen zwielichtigen Eindruck, gehörten unterschiedlichsten Rassen an und waren recht stark bewaffnet. Und sie betrachteten die Vier mit einer Art Vorfreude. Das wiederum hieß, das Außenteam hatte einen gewissen Wert. Wofür auch immer.

Ein paar unangenehme Gewehrkolbenstöße später standen sie in einem etwas abgedunkeltem Raum. Die Wände waren mit dunkelrotem Stoff behangen, vor ihnen erstreckte sich eine etwas größere Tafel mit erlesenden Früchten, gebratenen Tieren und undefinierbaren anderen Dingen, die wohl auch zum Verzehr bestimmt waren. An der Kopfseite saß ihr Entführer. Eine menschliche, kaum bekleidete, mit Halsband gefesselte Liebessklavin auf einem Bett im Hintergrund erhärtete den Verdacht, dass es sich bei ihrem Entführer um keinen Vulkanier handelte.

Das Spitzohr nahm einen Schluck von einer grünlichen Flüssigkeit, schaute Mahon in die Augen und begann zu sprechen: "Was für ein Glücksfall - Captain Mahon! Wissen Sie, ich habe ihren Vater gekannt, bevor er, nun, das Zeitliche segnete. Ich freue mich, dass sein Sohn hier ist, um seine Schulden zu bezahlen. Und was er mir alles mitgebracht hat!! Einen Ysidianer, hinter dem ich schon lange her bin, einen funktionierenden Androiden, ein Sternenschiff der Föderation und jede Menge Informationen, kann ich mir denken. Und ja, ehe ich's vergesse, da ist jemand, der eine Menge bezahlen wird, für Sie, ihren Captain und die Datenbank ihres Schiffes. Ich hoffe nur, Sie sind kooperativ! Denn mit den Zugangscodes zum Hauptcomputer der MIRAGE kann ich mir die Exekution ihrer beiden Kameraden sparen."

Man hörte ein unangenehmes Klicken und Leonie und Ripley spürten die kalten Läufe der nausikanischen Disruptoren an ihren Schläfen.

"Aber bevor wir aktiv werden, Mr. Mahon" der Romulaner fuhr fort, "habe ich ein paar Fragen bezüglich Ihrer Mission. Ich hoffe, auch hier sind Sie kooperativer als ihr Ysidianer."

Mahon gefiel das gar nicht: "Was ist mit ihm?"

Der Romulaner lachte: "Wir haben ihn wohl zu hart angefasst. Aber keine Sorge, morgen oder übermorgen ist er soweit wieder hergestellt, dass wir die Befragung fortsetzen können! Bringt die beiden weg. Auf mein Kommando erschießt sie!"

Drei Nausikaner zerrten Leonie und Ripley durch die Tür aus dem Raum.

Ysdi starrte das Spitzohr interessiert an. Sagte aber nichts.


---IM GANG

Nicht besonders vorsichtig wurden Leonie und Ripley wieder auf den Gang gebracht.

"Los dort an die Wand!" knurrte eine Stimme, während sie beide fortgestoßen wurden. Als sie sich umdrehten, sahen sie in die Läufe der auf sie gerichteten Waffen. Das Schauspiel schien außerdem einiges Leben in den Gang zu bringen. Von allen Seiten kamen Gestalten daher und beobachteten interessiert und laut grölend das Geschehen.

Ein Nausikaner baute sich vor Leonie auf und beäugte sie von oben bis unten.

"Eigentlich schad' drum", murmelte er ihr ins Ohr, "ich könnte für Dich ein gutes Wort einlegen."

[GB: Als ob er eins kennen würde!]

Leonies Augen funkelten ihn wütend und angewidert an, während ein leises aber bestimmtes "Niemals" über ihre Lippen kam.

"Meinetwegen", murmelte der Nausikaner und verkündete laut in die Menge hinein, "tötet die Frau zuerst." Zwei nausikanische Disruptoren richteten sich auf Leonie, die für eine Picosekunde ihre Entscheidung bereute.

Ripley sah mit Entsetzen, was der Nausikaner vorhatte ... nun musste er Zeit gewinnen.

"Hey, P'Tak!"

Der Nausikaner drehte sich rasch um.

"Ja Du, Du dämlicher Mistkerl! Was bist Du nur für eine Witzfigur???
Vergehst Dich an unschuldigen Frauen! Was für eine Art Krieger bist du eigentlich?!", fragte er laut, sodass es alle hören konnten.

Zwar war ein Nausikaner nicht gerade jemand, den man bei seiner Ehre packen konnte wie einen Klingonen, aber der Gruppendruck auf den groß und bullig Wirkenden schien nach zu helfen.

"Wie bezeichnet Ihr mich?", fragte er wütend.

[GB: Den Satz hat er lange geübt.]

"Knallcharge, Witzfigur ... oder einfach nur Feigling!", presste Jason heraus, während er von Leonie scharf angeblickt wurde. Sicherlich: Das war nicht gerade Sternenflottenvorgehen ... aber irgendwie hatte sich Ripley daran gewöhnt.

"Ihr würdet es keine zwei Minuten mit mir im Zweikampf aushalten!", rief Ripley ihm herüber und sofort machte sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit. Was hatte er da nur gesagt? Jedenfalls verdammt große Worte für jemanden, der sein halbes Leben neben Warpspulen und Feldgeneratoren verbracht hatte und nicht im Kampftraining ...

Der Nausikaner kam wütend auf ihn zu und sah ihm direkt in die Augen, doch Ripley widerstand und blickte nicht weg.

Vielleicht würde sein Plan durchschaut werden ... [GB: Sein was???] Vielleicht erreichte Ysdi aber auch früh genug seine autonomen Fähigkeiten.


---MOND / NEBENAN

Mahon schaute Ysdi kurz an, dann setzte er sich an den Tisch und folgte damit der Aufforderung ihres "Gastgebers" mehr oder weniger freiwillig.

Der Romulaner hatte diese Geste durchaus beobachtet und fing an zu grinsen, als der Andorianer ihn anschaute. Ein kurzer Blick auf den ausdruckslosen und starren Androiden ließ ihn in Sicherheit wiegen.

"Sie brauchen gar nicht auf Ihren Superroboter schauen, Captain. Ohne die hier ist er völlig nutzlos oder soll ich eher sagen ... völlig leer?"

Lachend warf er wenig rücksichtsvoll einige in allen Farben schimmernde Chips auf den Tisch. Sie sahen Ysdis holographischen Engrammen sehr ähnlich.
Etwas behutsamer holte er zwei weitere Speicher aus seiner Hosentasche und betrachtete sie nachdenklich.

"Wissen Sie, Captain, es ist ja nicht so, dass ich Sie nicht dienstgradgemäß in Gefangenschaft halte. Nein, ich denke, Sie erhalten alle Vorzüge, die einem Captain gebühren. Vielleicht sollten Sie mir jetzt einmal entgegenkommen. Oh, ich weiß, dass Sie mir keine Zugangscodes zur Mirage geben werden ... zumindest nicht freiwillig ... Aber für den Anfang wäre ich schon für den Entschlüsselungsalgorithmus dieser Speicher hier äußerst dankbar."

Auffordernd trommelte der Romulaner mit den Fingern auf dem Tisch.

Ysdi analysierte die Situation. Er konnte seine Sensoren bereits richtig zuordnen, verstand die Bedeutung der Sprache, die gesprochen wurde, erkannte Gegenstände und Lebensformen und eben hatte er eine simple Gut-Böse- Kategorisierung eingeleitet. Nur wusste er nicht, was er mit all den Informationen anfangen sollte. Er hielt es für logisch zu warten, bis sich etwas ergeben würde.

Mahon mochte Ysdis Zustand erraten und er versuchte, dem Androiden ein wenig Arbeit abzunehmen. Er bemühte sich deutlich zu sprechen: "Ja, das dort sind Ysdis," Mahon deutete auf Ysdi, "Speicherchips. Sie haben sie ihm gestohlen.
Das war BÖSE!"

Das letzte Wort sprach er besonders deutlich und beton.

Allzu oft hatte Ysdi in der Anfangszeit von irgendwelchen Richtig-Falsch-Routinen gesprochen. Und Mahon hatte bisher niemals wirklich ernsthaft zugehört.

Dann lehnte sich der Andorianer zurück: "Sagen Sie, was genau bekomme ich, wenn ich Ihnen helfe? Mein Leben? Das meiner Kameraden? Seien Sie nicht albern. Das ist erstens nicht genug und zweitens kann ich Ihnen genauso wenig vertrauen, wie meinem Großonkel Katlen'ohres Man. Sie sollten mir schon etwas entgegenkommen!"


---WIEDERUM NEBENAN

Blitzartig teilte sich die Menge vor einigen aufgestapelten Fässern und Jason flog hinein: Alle neune! Er ächzte vor Schmerz, richtete sich aber langsam wieder auf. Aus den Augenwinkeln konnte er Leonie sehen, die versuchte, sich aus der eisernen Umklammerung dieser Gehilfen zu befreien.

"Ist das etwa alles ... was Du drauf ... hast?", fragte Ripley zögernd und aus der Nase blutend auf ein liegendes Fass gestützt. Die Menge grölte.

Der Nausikaner ging schnellen Schrittes auf den Techniker zu und entfernte wütend herumliegende Fässer und Schaulustige aus seinem Weg. Hinter dessen Rücken konnte Ripley jemanden erkennen, der Wetten anzunehmen schien ...
Zwielichtige Gestallten wedelten mit Latinumstreifen herum.

Mittlerweile war der Nausikaner angekommen, packte Jason am Hals und hob ihn hoch ... mit einer Hand!

Ripley röchelte: "Es wäre nur fair, wenn Du mir die Fesseln durchschneiden würdest!"

Der Nausikaner zückte schnell einen großen Dolch mit Widerhaken. Warum hatte Ripley nur das Gefühl, dass er ihm nicht die Fesseln durchschneiden wollte?
Doch mit einem schnellen Sirren der Klinge durchtrennte der Riese die Fesseln, Ripley rutschte herunter und rollte sich ab.

Jetzt schnappte er sich ein Eisenrohr und schwang es wie eine antike Baseballkeule.

"Komm her Du Fleischberg!", schrie Jason ihm entgegen ... war da eine Spur Unsicherheit in seiner Stimme zu finden?

"Fünf Barren auf den Nausikaner!"

"Ich setzte sechs auf ihn!"

"Zehn auf den Menschen!" Plötzlich Ruhe und alle starrten den kleinen an der Wand lehnenden Ferengi an. "Was ist denn?" versuchte dieser sich zu verteidigen, "Wer Gewinn machen will, muss was riskieren."

Obwohl viele diese Aussage mitleidig belächelten oder gar ungläubig den Kopf schüttelten, ging das Gerufe wieder los.

Der Nausikaner schien sich in dem Ruhm, dem ihm die Menge zu Teil werden ließ, sichtlich wohl zu fühlen und setzte gleich noch einen drauf: "Ich setzte zehn auf mich selbst!"

Leonie, die hinter Ripley in Deckung gegangen war, nutzte die Unaufmerksamkeit der anderen, mit ihm unbeobachtet zu reden:

"Das war zwar grad nett gemeint, aber ..." Ripley sah sie ungläubig an.
"Nein, ehrlich", fuhr sie fort, "ich fand das grad wirklich sehr charmant, aber ist dieser Plan auch zu Ende gedacht, beziehungsweise, gibt es so was wie einen Plan?"

Sie sah ihn fragend an und dachte sich: 'Bitte hab irgendeinen Plan, ansonsten hat es mich gefreut, Dich gekannt zu haben ...'

Der Nausikaner kam näher, jetzt seinerseits eine Eisenstange schwingend.

"Was jetzt?" Leonie wurde langsam nervös.

Der Nausikaner baute sich vor den beiden aus und schwang die Eisenstange und schlug Ripley seine aus der Gand. Dann wollte er direkt zuschlagen, als ein Lichtpunkt auf seiner Brust zu sehen war. Leonie sah zur Seite, wo der Ferengi heimtückisch lächelnd mit einem Spiegel in der Hand stand.

Im nächsten Augenblick wurde auch klar, was er damit vorhatte: Als der Nausikaner seine Stange auf Ripley niedersausen lassen wollte, blendete ihn der Spiegel des Ferengis. Verwirrt taumelte er zurück und sah sich wutschnaubend nach dem Übeltäter um.

"Wenigstens auf die Geldgier der Ferengis ist in dieser gesetzlosen Gegend Verlass", flüsterte Leonie Ripley zu.

"Los, lass uns abhauen", fuhr sie fort, "Und bind mich endlich los! Ich hab schon kein Gefühl mehr in den Händen."


---YLLIGEL PRIME / AUTKIONSPLATZ VOR DER MAYBACH

Nachdem sich Magnees eine Weile den Kopf bis runter zu den Füßen gekratzt hatte und Tommok, Keller und einige andere seit Stunden mit dem Beamten verhandelten und eine schier endlose Unterhaltung vollzogen hatten, GING Magnees einfach zu dem kleinen Schiff namens "Maybach".

Er schaute sich um, registrierte einzelne Sicherheitsbereiche, welche bis auf den einen zur Maybach, alle verschlossen und verlassen waren. Folglich war nur noch der eine besetzt. Während Magnees sich nun immer mehr dem Schiff näherte, fummelte er in seiner Tasche mit seinem Bohrer rum.

Kurz vor der Maybach - in etwa da, wo ein Schild die Maybach vor unzulässigem Zugriff schützte [GB: "ZUTRITT VERBOTEN! Eltern haften für Ihre Kinder."...?], holte Magnees seinen Bohrer raus und rammte diesen in den Boden, wo dieser sofort Funken sprühte und auf wundersame Weise das Kraftfeld zum Kollabieren brachte. Dann bestieg Magnees in aller Seelenruhe die Maybach und nach nur einer halben Minute lösten sich einige Phaserstrahlen, welche die Beamten niederstreckten.

"Bitte halten Sie Ihre Bordkarten bereit, wir werden in wenigen Sekunden starten. 15...... 14...... 13......" ertönte es aus einem Lautsprecher.

In diesem Moment setzte sich der Trupp unter Tommoks Führung in Bewegung.
Keiner hatte bislang viel registriert. Lediglich, dass Magnees verschwunden war, fiel einigen auf. Doch niemand konnte sich vorstellen, dass Magnees allein die Maybach unter seine Kontrolle gekriegt hatte.

Als nur noch 3 Sekunden des Countdowns übrig waren, erreichten auch die Letzten die Maybach. Gerade noch rechtzeitig, da sich die Einstiegsrampe schon zu schließen begann. Als Tommok die Brücke betrat, stand Magnees auf, um Tommok die Brücke zu überlassen.

"Sir, das Schiff gehört Ihnen. Habe den Kurs in den Autopiloten eingegeben, um uns von hier weg zu bringen. Ripley und Ysdi haben das Schiff gut hinterlassen. Werde mal den Maschinenraum inspizieren. Viel Spaß mit dem Schiff."


---HIMMEL ÜBER YLLIGEL PRIME

Getroffen von einigen vereinzelten Schüssen erhob sich die Maybach aus dem Landehafen. Das schwere Phasergeschütz, dass die beiden überlebenden Leibwächter des Marktverkäufers aufbauten, kam zu spät.

Das Leuchten des Orbits verblasste schnell rund um das dunkle Schiff und die Maybach setzte Kurs auf einen der Monde des Systems.


---MAYBACH / GÄNGE

Kaum war das Schiff wieder besiedelt, huschten die schwarzen Einwohner durch die Gänge, ihre Schatten erschreckten diejenigen, die noch nie hier gewesen waren. Alle dagegen, die Mahons Kontakt mit den Fremden miterlebt hatten, waren respektvoll und ruhig.

Bei allem Rätsel, dass sich um die seltsamen Bewohner der Maybach rankte, sie schienen weiterhin keine feindlichen Absichten zu haben. Und das, obwohl man durchaus behaupten konnte, dass die Mirag'ler ihr Schiff besetzt, vielleicht sogar gestohlen hatten ...



---USS MIRAGE / HQ DER SICHERHEIT

Kadija schritt langsam und vorsichtig zur Tür herein, ihr Kopf brummte noch immer. Und sie hörte Stimmen!?

"... an diesen großen Erfolg anknüpfen ...", intonierte der kleine (zumindest was die Anzahl seiner Kragenpins anging), gelbuniformierte Sicherheitsoffizier im Raum feierlich, "deshalb gründe ich hiermit das offizielle Theta-Team der Sicherheit!!"

*klatsch*

*klatsch*

*klatsch*

"Mr. Smuuth, Mrs. Tendre, Mr. Phier - Sie sind die Ersten, die den Ruf des neuen Teams begründen werden. Herzlichen Glückwunsch. Hier Ihre Waffen ..."

Den drei jungen Leuten mit ihren aufgeregten roten Pausbäckchen wurden drei verkratzte, notdürftig polierte Phaserwaffen überreicht, dann bemerkten die Feiernden ihre Vorgesetzte.

"Oh...", errötete der ,Rädelsführer', Fähnrich André Wang. "Sir ... schön, Sie zu sehen. Ich ... äh ... optimiere gerade unsere Effizienz. Einige neue Offiziere mussten integriert werden ..."

Wang nahm immer mehr Haltung an, während er sich das silberne Feierlametta aus dem Gesicht strich. "Sir, außerdem melde ich, dass die Führungscrew das Schiff verlassen hat, um Mahons Team zu retten."

Sofort merkte Wang, dass er das Falsche gesagt hatte.

"Der GROSSTEIL der Führungscrew, meine ich ... momentan verfolgen sie mit der Maybach das Schiff des romulanischen Entführers ..."

In dem Moment piepte es.

SUSI: "Hört eigentlich niemand? Hier klingelt seit 5 Minuten der Alarm! Wir haben Ärger am Hals, anscheinend sind ziemlich viele Leute von Ylligel Prime sauer auf Tommok, weil er die Maybach geklaut hat und die haben herausgefunden, dass die Mirage zu ihm gehört und ziemlich viele sind auf dem Weg hierher!"

"Wer ist auf der Brücke?" fragte Kadija

"Die Beta-Schicht!"

"Oha. Fähnrich, mitkommen. Die andern sind zum Torpedoputzen abkommandiert."

Die Pausbäckchen strahlten begeistert.

"Was hab ich Euch gesagt, in der Theta-Schicht mischen wir ganz vorne mit!!"

Kadija stutzte kurz, dann stürmte sie heraus, ihren Brummschädel ignorierend.


---MAYBACH / BRÜCKE

"Sir, der Mond kommt in Sensorreichweite ...", verkündete Ba'Rina Balwok, die es glücklicherweise auch auf das Schiff geschafft hatte.

"Auf den Schirm.", befahl Tommok, noch nicht so ganz entspannt in Mahons Sessel sitzend. Einige der Mulden, die Mahon bereits ,hineingesessen', fand er sehr unbequem...
Einzwei von Tommoks Gehirnzellen sehnten sich kurz nach der Mirage, doch die anderen Billionen waren auf die Mission konzentriert.

Ba'Rina sah unschlüssig auf die schwarze Wand, wo KEIN Schirm war... Doch dann tippte ihr ein "Eingeweihter" auf die Schultern und deutete auf die Klebezettel, die überall an der Konsole hingen.

Nach dem Ba'Rina diese und die Stellarkarten studiert hatte, war sie schlauer. 'Ich will diesen Mond sehen,', dachte sie betont konzentriert, 'so wie er von hier aus aussehen würde. Am besten als großes Leinwandbild direkt hier auf der Brücke.'

Leuchtende Abbilder von Planeten und Monde erschienen im Raum, einer davon kam langsam näher.

"Was wissen wir über diesen Mond?", fragte Tommok.

Hajo tom Broek trat zwischen die Planeten und piekste in die Mondkugel, während Ba'Rina sich mit den Sensoren vertraut machte.

"Es gibt ein großes Streuungsfeld, im gesamten Orbit. Es verhindert jeden Scan der Oberfläche."

"Andere Schiffe im Orbit?"

"Unsicher, Sir. An einigen Stellen gibt es unerklärliche Gravitationswerte, vielleicht versteckte oder getarnte Schiffe. Und es gibt eine Stelle, an der das Streuungsfeld schwächer ist, besser gesagt fluktuiert. Vielleicht ist da gerade jemand durchgeflogen ..."

"Sir ...", warf Hajo ein, "die 'unerklärlichen Gravitationswerte' machen sich gerade selbstständig ..."

In der Tat lösten sich gerade einige silberne Punkte aus dem Orbit des Mondes. Ihr kurzes Leuchten löste sich auf, als sie den freien Weltraum erreichten, doch ihr letzter Kurs war eindeutig auf die Maybach gerichtet gewesen.

"Wir schießen am besten auf alles, was sich bewegt", schlug Hajo, der ja bekanntlich praktisch veranlagt ist, vor. "Und auf alles, was sich nicht bewegt. Und auf alles dazwischen ..."

"ROTER ALARM!"


--- BRÜCKE

"Okay," rief Kadija in die erstaunte Runde, "ich übernehme! GELBER ALARM!
Pasoleati, bringen Sie uns auf einen angemessenen Sicherheitsabstand zur Station!"

"Aye, Sir!"

Ach, es tat gut, wieder in einem Captainsessel zu sitzen ... Kadija fand die Mulden, die Tommok in das Polster `hineingesessen` hatte, allerdings unbequem. Sie beobachtete den Schirm.

"Fähnrich, folgt uns jemand?"

"Noch nicht ..."

Kadija sah sich um. Alles Fremde, hauptsächlich Menschen. Sie war praktisch allein auf der Mirage. Allein ... sie hatte die Macht ...

"Chief -äh- Sie an der Taktik, ich erwarte einen Statusbericht sowie den momentanen Aufenthaltsort der Maybach."

Drei Minuten später kam dann auch tatsächlich eine Antwort von der Taktik.

"Sir, die Maybach steuert auf den vierten Mond des zweiten Planeten zu und es scheint so, als ob sie just im Augenblick von einigen unidentifizierten Dingern angegriffen wird. Vielleicht braucht sie Hilfe."

Kadija schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Gelben Alarm aufheben und in den Tarnmodus. Bringen Sie uns ungesehen näher an diesen Mond heran und versuchen Sie, diese Dinger zu identifizieren."


---MAYBACH / NAHE DER BRÜCKE / MEDZINISCHES LABOR

Der Raum neigte sich leicht, Schatten stoben davon, irgendwo rumorte strapazierte Technik.
Offenbar änderte die Maybach ihren Kurs. Ein nervender Alarmton dröhnte durch das Schiff, wurde aber plötzlich einem eindringlichen, aber zurückhaltenden roten Glühen abgelöst.

Nur zwei Wesen hielten sich im medizinischen Labor auf, doch angesichts des bevorstehenden Angriffs konnte sich das wohl schon bald ändern....

"Ein Handbuch für Psychologie bräuchte man jetzt ...", murmelte Doktor Basani abwesend in die Stille hinein - und plötzlich lag ein sperriges 1.000 Seiten langes Buch auf dem Tisch. Die Außenseiten waren vergilbt und staubig, wenig verlockend also. Basani griff dennoch danach und lies die Seiten wie ein Daumenkino einmal durchlaufen.

"Nicht sehr nützlich ...", fasste er zerknirscht zusammen, fügte aber noch ein "Danke!" Richtung des Schiffes hinzu.

"Wie kommen SIE so klar?", fragte er Lou, die auf einem der anderen Krankenbetten saß, zusammengesunken, still, wie ein echter Patient.
Eigentlich hätte sie wohl im Maschinenraum arbeiten sollen, aber aus irgendeinem Grund tat sie es nicht.

Lou schwieg auf Basanis Frage und das MHB glaubte, sie zu verstehen.

Ihrer beider Erlebnis auf dem Marktplatz von Ylligel Prime hatte Basanis Emotionsprogramm stark erschüttert. Noch nie in seiner holographischen Existenz hatte er sich so hilflos gefühlt. Hunderte Male ein und aus geschaltet, wie eine Maschine oder ein Lichtschalter, vor den Augen eines respektlosen Publikums, dem sie auch noch zum Verkauf angeboten worden waren. Angepriesen mit Worten wie: "Er kann auch singen! Tanzen! Schießen!!!
TÖTEN!!!!"

Basani war fast froh, dass sie mit der Maybach offenbar schnell wieder in Gefahr gerieten, da er sich so besser ablenken konnte.

Das MHB schaute erneut auf Lou und plötzlich fiel ihm auf, dass er fast nichts über sie wusste, obwohl sie vielleicht die Person an Bord war, die ihm am meisten ähnelte.

"Sagen Sie ...", fragte er überrascht von seiner Unwissenheit, "... haben Sie eigentlich ein Emotionsprogramm?"

Lou schweig kurz weiter. Sie glich einem Häufchen Elend. Zumindest in den Sekunden vor der Frage.
"Ja, ... das hab ich ..., leider, ....", antwortete sie schließlich doch, "Denke aber, daß ich besser dran wäre, wenn ich es abstellen würde."

Die wenigen Wochen, die Lou nun bereits an Board war, waren überhaupt nicht befriedigend. Nein im Gegenteil. Da waren die Tage bei ihrem Erbauer noch viel aufregender. Es ging ihr dabei nicht um die Aufgaben, die waren hier viel besser, nein, hier ging es um das Dazugehören. Hatte sie doch auf der Erde einen wichtigen Stand, und wurde nicht immer an und ausgeschaltet, oder als Verkaufsobjekt vorgeführt und versteigert ...

Nein, damals war sie fast schon eine Heldin gewesen ... und ihr Erbauer hatte sie ganz und gar nicht gehen lassen wollen.
Es schien fast unmöglich - und auch etwas suspekt - aber Lou fühlte sich einsam und unwichtig. Sie musste sich immer wieder fragen, wieso sie nur den Gedanken gehabt hatte, zur Sternenflotte zu gehen ... Sie musste verrückt gewesen sein ... oder?

Lou seufzte.

Basani, dessen Interesse und Einfühlungsvermögen sonst ja eher flüchtig waren, beobachtete Lou neugierig. Menschliche oder ähnliche Gefühlsregungen interpretierte er oft falsch. Zum Beispiel verwechselte er Schmerzens- mit Freudentränen. Manchmal ...

Aber die scheinbar unbewegten Gesichtszüge eines Hologrammes - die kamen ihm doch sehr vertraut vor und er erkannte selbst kleinste Faltenverschiebungen als Ausdruck innerer Unruhe und Unzufriedenheit.

Es sah fast so aus, als bräuchte Lou einen kompetenten Counselor. Nur leider war ein solcher ja nicht an Bord. Eigentlich auch noch nie gewesen ...

"Ach wissen Sie ...", begann Basani leutselig und kramte in seinen Datenbanken alle psychologischen Erfahrungsfetzen zusammen, "... ich hatte auch schon oft vor, meine Emotionsroutinen wieder auszuschalten. Und ich glaube, die Besatzung hätte es sogar begrüßt. Aber wenn ich es genauer überlege, ist die Vorstellung grauenhaft. Vor allem, ich würde dann gar nicht mehr fühlen, ob mir etwas fehlt ..."

Basani schauerte. Dann fuhr er möglichst beiläufig fort: "Natürlich hängt es davon ab, was einen so bedrückt ..."

Der Holodoc stockte und machte eine "zufällige Pause". Vielleicht würde Lou ihm etwas von sich erzählen. Sonst konnte er ihr nur schwer helfen.

Die Pause wurde bedrohlich und peinlich lang.

Schließlich seufzte auch Basani: "Entschuldigen Sie, ich bin nicht besonders gut als Psychologe ...Und angeblich nicht mal als Arzt ..."

Wieder einmal stürzte das bekannte Gefühl von Einsamkeit, Ungeliebtheit und Nutzlosigkeit auf ihn ein. Aber das störte ihn nicht weiter, er kannte das ja schon... Und die nächste Mannschaftsuntersuchung kam bestimmt!

Lou war überrascht. Sie hätte nicht im Traum daran gedacht, von eines ihresgleichen so etwas wie Hilfe zu bekommen. Selbst der Versuch Basanis liess es ihr besser gehen. Sie wusste, was er meinte. JA das tat sie, und sie musste etwas verändern. Etwas an sich...
Lou versprühte plötzlich einen leichten Drang, ins Theater zu gehen, was sie wohl unter Freude und Glückseeligkeit verstand....

"Danke, ich denke, ich weiß, was zu tun ist.... Sie haben völlig recht...!"

Basani zweifelte leicht, ob sie es wirklich verstanden hatte, denn er verstand eigentlich nicht, was es an seinen Worten zu verstehen gegeben hatte....

Aber er war froh, nicht mehr ein trauerndes Hologramm auf der Liege zu sehen, sondern ein freudestrahlendes, vor sich hin funkelndes, kompliziertes Programm...

"Gut, wenn Sie sagen, es geht Ihnen besser, freut mich das ...", erwiderte Basani also mit einem vorsichtigen Lächeln.

"Ehm, DOC, wenn wir wieder auf der Mirage sind, würde ich Sie gerne zu einem Holoessen einladen."

"Sehr gern.", antwortete Basani ehrlich. Eine Sekunde später bereute er es allerdings schon. Denn aus irgendeinem Grund überflutete ihn sein Emotionszentrum plötzlich mit diversen Anfragen.
Manchmal wollte er es am liebsten abschalten.

to be continued...
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