Paseolati und Ysdi schlenderten durch die Gassen. Von anderen Teams hatten sie schon lange nichts mehr gehört, nur mussten sie auch die Erfahrung machen, die tom Broek und Tommok auch gemacht hatten. Sie blieben vor einem deutlich esoterisch angehauchten Textilgeschäft stehen. Ysdi hielt ihr Geld abschätzend in seiner linken Hand.
"Mr. Paseolati!", sagte er mit einem merkwürdigen Unterton, "Zeit für ein Designwechsel!"
Man konnte deutlich Paseolatis Begeisterung sehen, die sich deutlich zurückhielt. Wäre seine Gesichtshaut ein wenig elastischer, so hätten seine äußeren Mundwinkel sicherlich den Boden berührt. Dann wurde er in den verrauchten Raum gezogen.
Wenige Minuten später standen zwei merkwürdig aussehende Gestalten am gleichen Fleck, wie zuvor die Sternenflottenoffiziere. Die Kleidung war bunt und hatte eigenartige Gerüche. Zusätzlich trugen sie dazugehörige, stark verfilzte Haare. Auch wurden sie von obligatorischen, einheimischen Fliegen umrundet.
[GtB: Hippies?]
Man konnte Paseolatis Unglück in seiner gesamten Erscheinungsart erkennen, obwohl sie unter ihrer "Tarnkleidung" noch ihre Uniform trugen. Ysdi störten die neuen Umstände nicht weiter. Nur änderte sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft nicht besonders. Immer noch gab es eine leere Zone um sie herum. Nur hatte sich der Blick der Leute von Skepsis zu Ekel verändert. Ysdi verstand das nicht.
Stattdessen entschloss er sich via Tricorder bei Keller nachzufragen, was seine Ermittlungen bis jetzt ergaben.
---GASSE
"Ach so", äußerte sich einer der Mönche und begann seine Verkleidung abzulegen. Magnees hoffte nur, dass sie nicht auch die ihre ablegen mussten. Ansonsten würden sie sicherlich bei Ceram landen.
"So, nun lassen wir mal das religiöse Getue. Was ist euer Auftrag auf der Station?"
"Nun", begann Magnees, "wir suchen eine Gruppe von Menschen, Erdlingen.
Die Frau soll recht gewaltig sein. Die restlichen der Gruppe sind wesentlich besonnener. Außerdem verfügt sie über einen Omegaring. Daran sollen wir sie erkennen können. Sie soll dann den Oberen erklären, wie und woher sie an das Exemplar kommen konnte ohne getötet zu werden."
"Zufälle gibt es. Die Beschreibung trifft genau auf die Erdenfrau und ihre Begleiter zu. Sie könnt ihr haben, aber die anderen befinden sich bei Omega zum Verhör. Das kostet aber was...", er kniff die Augen zusammen und flüsterte, "einen Streifen in Gold gepresstes Latinum."
"Okay."
Der Mann fuhr zurück. Magnees und die anderen sahen nicht so aus, als ob sie generell irgendetwas Wertvolles haben würden, geschweige denn Latinum.
"Legt das Latinum in Sektor H, Deck blaugrün kariert auf den dort befindlichen Transporter. Code: Frau. Ihr habt 10 Minuten."
Magnees, Ripley und Balwok verließen die Räume schnellstens wieder. Auf dem Weg zum Transporter bestellte Magnees vorsorglich schon mal das Latinum bei der Mirage. 9 Minuten später erschienen die Drei am Transporter und gaben das Signal an die Mirage. Sofort erschien ein fürchterlich stinkender Streifen in Gold gepresstes Latinum und Magnees gaben den Code "Frau" in das Eingabefeld ein. Sofort verschwand der Streifen und eine Ceram erschien.
Sie wollten gerade zur Mirage zurück, als sie von Weitem den laut fluchenden Mönch hörten.
"Bleiben sie stehen!", schrie dieser, "Das ist Betrug!"
Der Mönch zog einen Phaser unter seiner Kutte hervor und begann damit auf die Miragler zu schießen.
"Wir sollten uns aufteilen und uns irgendwo anders treffen", schlug Ba'Rina vor, "Vielleicht gibt er ja auf, wenn er nicht alle verfolgen kann"
Doch sie waren zu langsam. Ehe sich Ceram von dem schmerzhaften Transport erholen konnte, flogen auch schon die ersten, dünnen Phaserstrahlen durch die Luft. Irgendjemand wurde getroffen. Niemand schien es zu bemerken, aber der scharfe Geruch nach verbranntem Fleisch stieg allen zugleich in die Nase.
[GtB: Magnees hat sicher Hornhaut am Hintern]
Ein Urinstinkt weckte sich in Ba'Rina. Fast in Rage holte sie blitzschnell ihr Messer unter ihrer Rüstung hervor, umklammerte die Klinge, so dass feine, rote Fäden an ihr entlangflossen und warf. [GC:
Drei EP`s für denjenigen der diesen Satz zu Ende führt]Ceram hatte sich ebenfalls wieder erholt, entnahm dem Chefingenieur seinen Phaser und feuerte im selben Moment, als Ripley aus seiner Deckung stürmte.
Magnees hatte sich zwischenzeitlich hinter einem Frachtcontainer geworfen.
Ihm wurde fast übel vor dem Gestank, als er langsam einen brennenden Schmerz bemerkte.
"Arrrrrrr"
"Hat jemand ne Ahnung, wo wir hier sind und warum es hier so bestialisch stinkt?", fragte Ba'Rina die anderen, die sich nun nacheinander aufrappelten.
"Sind wir überhaupt vollständig?"
"Scheint so!", kam eine Stimme von hinten, "Hier scheinen außerdem irgendwelche Abfälle gelagert zu sein." [GC: Versuchts mal hinter dem Frachtcontainer ;-)]
Der Ensign packte ihr Messer wieder unter die Rüstung und begutachtete ihr Gefängnis. "Das scheint stabil gebaut zu sein, hoffentlich taucht der Mönch bald hier auf."
"Er wird auf jeden Fall nicht mehr auftauchen", meinte Ripley, der vor dem durch einen Phaser und Messer Verstorbenen hockte. Langsam schob er den Ärmel der Kutte hoch. Dieser tote Mönch hatte zwei eingebrannte Male, an jedem Arm eines. Sie sahen wie zwei geschmeidige S-Symbole ähnlich eines Integrals aus. Ripley grübelte einen Moment, dann nahm er die beiden Arme und hielt sie zusammen. Die beiden Male bildeten ein großes Omega.
"Vielleicht sollten Sie sich das mal anschauen!", bemerkte Ripley, als er noch etwas entdeckte.
"Ich hab dieses Symbol schon irgendwo gesehen", sagte Ba'Rina, die herangekommen war, "ich weiß leider nur nicht mehr woher." Sie zog ihre Stirn kraus und dachte sichtlich angestrengt darüber nach. Dabei ging sie im Raum immer hin und her.
"Jetzt hab ich's", sagte sie nach einiger Zeit und schnipste mit dem Finger, "das hat irgendwas mit dem Phi Syndikat zu tun, dass ist eine Untergrundorganisation von verschiedenen Rassen aus mehreren Quadranten, die mehr oder weniger erfolgreich versuchen, gegen die Föderation zu intrigieren und eine eigene Großmacht mit verschiedenen Monopolen zu errichten."
[GC: Wo soll ich unterschreiben?]
Der Ensign drehte den Mönch auf die Seite, und dabei kullerte ein Ring aus seiner Kutte, auf dem ebenfalls die beiden S-Symbole waren.
"Das glaube ich nicht, Miss Balwok.", bemerkte Ripley, "Dieses Symbol dürfte sie wohl eher an unseren Ring erinnern. Der hier scheint zu den höheren Angehörigen des Kultes gehört zu haben."
"Ja, und deswegen sollten wir jetzt auch schleunigst verschwinden.", erwähnte Magnees hastig.
---KNEIPENGASSE
Ysdi und Paseolati hatten weitere Kneipen mit mäßigem Erfolg besucht.
Immerhin wussten sie nun, dass der Wirt "Zum röhrenden Klingonen", der einzige Wirt mit einem Motiv war. Die beiden hatten nun beschlossen sich mal auf die Suche nach den anderen Gruppen zu machen, da viel zu lange Funkstille gehalten wurde.
Paseolati und Ysdi diskutierten gerade heftig, als sie um eine Straßenecke gingen. Der Android lief direkt einer zierlichen Gestalt in die Arme. Er reagierte sofort und verharrte im Schritt, sodass die in einer Robe eingehüllte Gestalt glücklicherweise keine im wahrsten Sinne des Wortes Plattfüße bekam.
Paseolati bückte sich ein wenig und sah in die dunkle Nische der Kapuze.
Überrascht richtete er sich auf: "Miss Eroheneth, was machen Sie denn hier?"
Ysdi begrüßte sie ein wenig anders. Als hätte er niemand anderes an dieser Stelle erwartet, sagte er: "Hallo Leonie, da sind sie ja, aber wo ist Lou?"
"Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Ysdi. Lou habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.", bemerkte die junge Ärztin, "Entschuldigen Sie mich nun, ich helfe hier der örtlichen Krankenstation. Es kursiert irgendein exotischer Virus."
Mit diesem kurzen Satz verschwand Leoni von der Bildfläche.
---VOR DER REGIERUNGSVERTRETUNG
Roland Keller fühlte sich nicht wohl, wenn man das für seine Verhältnisse behaupten konnte. Es war ihm nicht schwer gefallen, Kleidungsstil und Aussehen der herrschenden Rasse anzupassen. Ja, er hatte es sogar geschafft, die Identität eines höheren Regierungsbeamten vorzutäuschen und eine Hand voll Autorisationscodes zu beschaffen.
Dennoch... er war da etwas auf der Spur, was nicht entdeckt werden sollte.
Alles fing mit dieser Frau an, nach der er suchen sollte. Mechanisch griff er mit der linken Hand an seinen Gürtel, der unter seiner Robe verborgen war. Er spürte seinen Thermostrahler und fühlte sich sofort sicherer. In der rechten Hand hielt er eine Karte mit seinem Bild darauf und zog diese durch einen Spalt, der neben der Eingangstür an der Wand eingelassen war.
Es piepste bestätigend. Die Tür glitt lautlos auf.
--- BIBLIOTHEK
Tommok runzelte seine Stirn. Sie verfügten zwar nun über ein recht gutes Hintergrundwissen, aber über keinen konkreten Ansatz. Vorausgesetzt der Unbekannte gehörte dem Kult der Alten Myrna an, so gab es immer noch tausende Verdächtige. Erfahrungsgemäß waren Ermittlungen innerhalb eines Kultes darüber hinaus äußerst schwierig.
Tommok fasste einen Entschluss: "Nun gut, Mr. tom Broek, wir werden uns mit dem Oberhaupt dieses Kultes unterhalten. Vorher sollten wir allerdings herausfinden, welche Angehörigen dieser Sekte sich auf dieser Station befinden oder diese vor kurzem verlassen haben."
"Wir sollten uns auch erkundigen, was die anderen Gruppen herausgefunden haben!", bemerkte der Steuermann trocken.
Tommok nickte bestätigend.
Dann betätigte er seinen Kommunikator. "Tommok an alle. Wir gehen jetzt zum Tempel, anscheinend laufen da die Fäden zusammen. Wie ist der Stand der Dinge bei den anderen Teams?"
Tommok räusperte sich. Während tom Broek und er sich auf den Weg zum Tempel machten, wiederholte er seine Nachricht. "An alle Teams, Lagebericht!"
Tommok räusperte sich erneut. Anscheinend waren alle Kommunikatoren kaputt. Er zuckte ein wenig mit beiden Augenbrauen, als er gemeinsam mit Hajo tom Broek den Tempel betrat. Einige menschenähnliche Wesen mit langen Kutten standen an den Wänden und meditierten, während aus einem Brunnen in der Mitte des Eingangsraums ein süßlich riechender Rauch hervorblubberte.
Er blickte auf eine Tafel voller Zeichen und blinkender sich bewegender Punkte.
"Mr. tom Broek, können Sie diese Zeichen entziffern?"
Hajo kniff die Augen zusammen und las: "Hier... bitte... zahlen." Er stemmte entrüstet die Hände in die Hüften. "Unverschämtheit! Warten Sie hier, Käpt'n, das klär ich!" Er stapfte voller Tatendrang weiter in das Gebäude hinein und Tommok sah ihm etwas zweifelnd hinterher.
Und das nicht zu unrecht, denn wenig später wurde der Steuermann mit einem Fußtritt eines stämmigen Mönchs aus dem Gebäude befördert. "Hier gibt's für uns nichts zu holen", sagte tom Broek und rieb sich den schmerzenden Hosenboden. "Wir müssen auf den Planeten, da sitzt die alte Myrna. Hier ist nur niederes und unverschämtes Volk." Dabei drohte er mit einer Faust in Richtung des kräftigen Mönchs, nur um sich unmittelbar danach hinter Tommoks Rücken zu verstecken, als der Mönch sich anschickte, ihm nachzusetzen.
Doch die Deckung hielt nicht lange, denn Tommok hatte etwas entdeckt, was ihnen weiterhelfen konnte und schritt auf einen Laden zu, über dem in verschiedenen Sprachen geschrieben stand: "Fluggeräte billig zu vermieten." Der Mönch hatte mittlerweile sein Ansinnen aufgegeben, Hajo weiter zu malträtieren und so konnte sich der Steuermann gefahrlos hinter seinem Captain herbewegen.
"Versuchen Sie noch einmal, die anderen zu erreichen und herzubestellen, Mr. tom Broek. Ich bemühe mich derweil, hier etwas Flugfähiges für uns aufzutreiben", sagte Tommok und Hajo tat, wie ihm geheißen.
Während der Steuermann auf seinen Kommunikator einhämmerte, um anschließend einen Aufruf mit gewissem Nachdruck hineinzubrüllen ("Ihr Dröselköppe, nun meldet Euch endlich mal, wenn Euch Eure Kragenpins lieb sind! Alle MIRAGE-Offiziere bitte sofort vor dem Tempel aufkreuzen, wir werden zum Planeten abheben!"), trat Tommok auf den Laden zu, aus dem ihm ein reich behängter Ferengi entgegenkam.
[GtB: Ein wandelnder Weihnachtsbaum sozusagen]
Tommok bemühte sich, seine höchsten Feilsch-Künste aufzubieten. Dies fiel ihm natürlich nicht ganz leicht.
"Mein Name ist Fleet Captain Tommok, und ich interessiere mich überhaupt nicht für Ihre Fluggeräte!"
Der Ferengi legte den Kopf zur Seite und blickte etwas verwundert.
Tommok fuhr ungerührt fort. "Wir sind geneigt, ein Fluggerät bei ihrer Konkurrenz zu mieten."
Der Ferengi legte den Kopf noch etwas schiefer. "Wellllche Konkurrrrenz meinen Sie, Vulkanier?"
Tommok zog eine Augenbraue hoch. Das Feilschen verlief nicht wirklich so, wie es in Sternenflotten-Ratgeber zum Umgang mit handelnden Ferengi beschrieben war. Er beschloss, die Taktik zu ändern:
"Ferengi, wir brauchen ein mittelgroßes Schiff mit elementaren Waffensystemen für einen Betriebsausflug zum Planeten."
Der Ferengi begann breit zu grinsen. "Sossso, Betriebsausflug... nun ja, dasss wird nicht ganz billig werden!"
Zum Glück erschien in diesem Moment Magnees zusammen mit Petty Officer Bauer am Treffpunkt. Tommok wandte sich erleichtert den Technikern zu:
"Meine Herren, Sie sind mit den technischen Details besser vertraut, könnten Sie bitte die Verhandlung mit diesem Ferengi übernehmen?"
Als Hajo schließlich die Laden betrat, sah er gerade noch, wie Bauer seinen Daumenprint auf ein Pad setzte und der Ferengi sich die Hände rieb. Aufgeregt kamen Magnees und Bauer auf ihn und den Kapitän zu.
"Sir, wie haben eine TX427 zu einem SPOTTPREIS bekommen."
Hajo zuckte zusammen, als er auf dem Pad den Preis erblickte. Aber dann dachte er sich: "Gute Ausrüstung muss man sich notfalls etwas kosten lassen." Und der Gedanke daran, ein sportliches Shuttle mit krasser Ausstattung fliegen zu dürfen, war ihm auch nicht unangenehm. Allerdings hatte er noch nie etwas von einem solchen Flieger gehört.
"Meine Herren, was genau ist denn ein TX427? Das Neueste auf dem Markt?", fragte er daher.
"Nein!" Bauer und Magnees sahen sich mit einem Blick an, der nur etwas bedeuten konnte wie "Der hat ja gar keine Ahnung."
Und nun wurde auch Tommok misstrauisch, doch Bauer setze zur Erklärung an. "Der TX427 ist ein Oldtimer. Vor über 70 Jahren wurden nur ein paar Dutzend davon gebaut. Man hat die Reihe rasch eingestellt, weil die meisten nicht lange nach ihrem Jungfernflug abgestürzt sind." Mit stolzem Blick und auf Aufregung zitternder Stimme setzte er hinzu: Das sind Sammlerstücke erster Güte. Einem TX427 wollte ich schon immer mal ins Getriebe schauen."
Nun sahen sich Tommok und tom Broek mit einem viel sagenden (Tommok) und irgendwie verzweifelten (tom Broek) Blick an. Bauer missdeutete das als Zustimmung und ergänzte: "Der Ferengi hat gesagt, für einen Betriebsausflug ist der Flieger geradezu perfekt."
Tommok seufzte und zog eine Augenbraue hoch: "Meine Damen und Herren, ist dieses Gefährt startklar?"
"Ich bin so ein Vehikel noch nie geflogen", sagte Ba'Rina, "aber ich habe mir mal ein ähnliches auf dem Holodeck näher angesehen. Eine interessante Konstruktion. Sie sollten dies hier benutzen", sie reichte Tommok einen Schlüssel, "etwas unterhalb, rechts von der Steuerrung gibt es eine Öffnung für diesen Schlüssel. Wenn sie diesen drehen, müsste dieses Gefährt eigentlich starten. Ist hier überhaupt irgendjemand schon so ein Vehikel geflogen???"
In diesem Moment traten Ysdi und Paseolati im modernen Hippie-Look gekleidet in den Verkaufsraum ein. Der zweite Steuermann rümpfte sofort die Nase und schaute Magnees mit einer merkwürdigen Miene an.
"Sie riechen, als ob sie in eine Recyclinganlage gefallen wären.", sprach er den Chefingenieur an.
Dieser keifte sofort zurück: "Und Sie riechen, als ob Sie im alten Bratöl gebadet hätten, Petty Officer!"
Paseolati schluckte, als Magnees ihn auf seinen Dienstgrad aufmerksam machte und kuschte. Innerlich flüsterte er noch "Stinker".
Ysdi hingegen ignorierte die erstaunten Gesichter seiner Kameraden nicht. Stolz präsentierte er seine Tarnkleidung.
"Mr. Ysdi, hat man Sie überfallen?", fragte Tommok ein wenig irritiert.
"Nein, Käpt'n", antwortete dieser scheinbar überglücklich, "Mr.
Paseolati und ich haben uns ortsübliche Kleidung besorgt, damit wir uns besser unter die Bevölkerung mischen können. Rechnerisch macht das unsere Untersuchungsergebnisse um 26,54% besser. Vielleicht sollten Sie auch über einen Kleidungswechsel nachdenken?"
[GtB: Papiertüten über dem Kopf sollten bei einigen ausreichen]
Währenddessen hörte man, wie sich ein lautes Gefährt näherte und schließlich direkt vor der Eingangstür des Ferengis stehen blieb. Der Klang des Antriebs ließ viel versprechen. Stark und ungebändigt hörte er sich an. Freudig eilten einige Offiziere aus dem Laden und wurden sogleich enttäuscht.
Das Geräusch kam nicht von ihrem TX427, sondern von einem Schlepper, der ihren
TX427 direkt vor der Ladentür absetzte. Leider konnte man eher sagen, dass dieses Gerät wohl eher mal ein RX427 war, das im Laufe der Zeit mit den Teilen des TX427 repariert worden war. Das Gerät, was genau vor ihnen stand, hatte eine Unfallstatistik, die alles bisher dagewesene sprengte.
Hauptgrund der zahlreichen und gleichzeitig fatalen Unfälle war im Wesentlichen die fehlende, geschlossene Fahrerkabine, die beim TX427 Gang und Gebe war. Dieses Flugzeug wurde einer Cabriokonstruktion nachempfunden. Dementsprechend schützte sie bei einem interplanetaren Flug nur ein dünnes Energiefeld vor dem tödlichen Vakuum der unendlichen Weiten.
Immerhin musste der Ausblick ein Erlebnis für sich sein, da dieses Cabrio in fast alle möglichen Richtungen freie Sicht gewährte. Einzig und allein der allgemeine Zustand des Geräts könnte einen normal denkenden Humanoiden davon abbringen diese Aussicht sofort zu genießen.
Auch, dass ein starker rotbrauner Belag auf der Metallkonstruktion ruhte, ließ doch manche Zweifel aufkommen.
Tommok zog seine Uniform zurecht. "Bitte einsteigen, meine Damen und Herren!"
Die Ausführung dieses Befehls sorgte für etwas umständliche Aktionen der Crewmitglieder, die in vier hintereinander geordneten Bänken zu je drei Sitzen Platz nehmen durften. Die vorderste Sitzreihe enthielt die Steuerelemente, die zweite die Waffenkontrolle, die dritte enthielt Steuerelemente für den Antrieb und die (nicht gerade umfangreiche) technische Ausstattung des Gefährtes, während an der vierten Reihe ein Schild klebte mit der Aufschrift "der ganze Rest".
Tommok, tom Broek und Paseolati nahmen in der ersten Reihe Platz.
Kadija nahm sofort die dritte Bank in Beschlag.
Ysdi, der gerade hinter den technischen Kontrollen Platz nehmen wollte, wunderte sich doch sehr, als die Sicherheitschefin beinahe selbstmörderisch an ihm vorbeizischte und sich Stolz auf seinen erwählten Platz setzte. Der Android zuckte daraufhin nur mit den Schultern und setzte sich in die zweite Reihe. Dann lehnte er sich zurück, schaute in Cerams aufgeregte Augen und bemerkte freudig:
"Da bin ich aber froh, dass Sie sich diesmal um das Technische kümmern.
Ich habe ja schon von diesem Austauschprogramm gehört... ich meine, dass mal die Abteilungen in andere Bereiche reinschnuppern und sich mit den Aufgaben anderer Crewmitglieder befassen sollen. Ich wusste nur nicht, dass wir das so schnell in die praktische Anwendung umsetzen. Keine Sorge, Mrs. Ceram, ich werde versuchen sie würdig zu vertreten und alles zerstören, was uns vor den Bug fliegt."
Ysdi ließ Ceram nun alleine. Offenbar schien sie selbst auch registriert zu haben, wo genau sie sich hingesetzt hatte und wer gerade im Begriff war sich neben sie zu setzen. Außerdem sah sie gerade so aus, als ob sie beim nächsten Wort, das Ysdi sprach, ihm an den Hals springen würde.
[GtB: Ceram ist nun mal eine Frau, die ihrer Liebe gerne tatkräftig Ausdruck verleiht]
Stattdessen wandte sich der Android zu Tommok: "Captain, ich muss ihnen mitteilen, dass Mr. Keller sozusagen untergetaucht ist. Er wollte sich in Regierungskreise begeben, um weitere Informationen zu beschaffen.
Leider kann ich keine Verbindung mehr zu ihm herstellen. Ich weiß nicht, wo er ist!"
Im Stillen wünschte Kadija Ysdi viel Spaß bei der Bedienung der Waffen, die, wie nach einem kurzen Blick registrierte, aus dem Äquivalent von zwei an die Außenseite des `Cabrios` gebundenen Phasern bestand. Die anderen Spezialitäten des Gefährts, so hoffte sie, würden ihnen da weitaus mehr helfen.
Und sie konnte ja immer noch auf ihre eleganten Flugkünste (legal bei tom Broek nach drei Unterrichtstunden erworben) vertrauen.
[GtB: Auch wenn dass Steuer am anderen Ende des Gefährts angebracht war...]
Tommok nahm diese Information mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken zur Kenntnis. Als sich nun endlich alle Offiziere mit weniger oder mehr Blessuren einen Platz ergattert hatten, hob der Steuermann symbolisch seinen Schlüssel in die Höhe, sodass das allgemeine Gerede abrupt aufhörte und einer spannenden Stille wich. Immerhin gab es doch zahlreiche Unbekannte, die eine erfolgreiche Reise gefährdeten.
Hajo tom Broek hatte seit Stunden keinen Tee mehr getrunken und fühlte schon die eine oder andere Entzugserscheinung in ihm aufkommen. Die düstere Aussicht, dass sich dieser Umstand so schnell nicht ändern würde, machte ihn irgendwie deprimiert. Nichtsdestotrotz senkte er seinen Arm und steckte den so genannten Schlüssel in den passenden Schlitz rechts unterhalb der Steuerkonsole.
Anstatt sich erleuchtender Bedienelemente geschah allerdings zur Enttäuschung aller überhaupt nichts. Es klickte oder knackte nicht einmal.
Ungeduldiges Gemurmel setzte ein. Ba'Rina wollte sich sogleich auf den profitgierigen Ferengi stürzen, Ceram würde lieber ein Phasergewehr zur Hilfe nehmen, Magnees vermisste den Warpkern, Ysdi und Ripley hatten gerade eine ausgiebige politische Diskussion und Tommok hob leicht eine Augenbraue.
Niemand bemerkte den sich nähernden Crewman. Erst ein durch den Rost bedingtes, lautes Quietschen machte die Insassen des Fluggerätes auf ihn aufmerksam. Er hatte eine große Klappe am Bug geöffnet und seinen Kopf in die Öffnung gesteckt. Fast sah es so aus, als ob er komplett hineinkriechen wollte. Es dauerte eine Weile, bis sich die erstaunten Gesichter wieder fassten. Der dünne, schwarzhaarige Mann war aber bis dahin wieder aus der Öffnung hervorgekrochen.
"Probieren Sie es nochmal!", forderte der Unbekannte den Steuermann auf, während er sich sein ölverschmiertes Gesicht abwischte. Dieser tat wie geheißen und auf einmal erwachte Leben in der Maschine. Der junge Mann
lächelte:
"Ich kannte mal jemanden, der jemanden kannte, der so ein Ding mal gesehen hat...", fing er an.
Fleet Captain Tommok unterbrach ihn: "Wie ist Ihr Name, Crewman.", fragte er mit typisch vulkanischen Ton.
"Crewman Max Asayama, Sir, von der USS Saratoga!", antwortete der Gefragte.
"Und was genau haben Sie da eben gemacht?", fragte Magnees mit hoch gezogenen Augenbrauen.
Asayama startete einen erneuten Versuch: "Wie gesagt, ein Freund von mir kannte jemanden, der..."
"Crewman, wenn ich Näheres über die Bekanntschaften ihres Freundeskreises erfahren wollte, würde ich sie direkt fragen!", unterbrach ihn Magnees mit einem gereizten Unterton.
"Oh...ähm...tut mir Leid Sir." Asayama sprach nun mit einem leichten Zittern in der Stimme und sein schmales Gesicht nahm den Rotton einer Tomate an. "Ich dachte mir es könnte nur an den Plasmaleitungen liegen, da der Schildgenerator ja noch Energie hatte. Nun ja, was soll ich sagen? Ich lag wohl richtig," entgegnete Asayama und lächelte eingeschüchtert.
Magnees beugte sich in die Richtung Tommoks vor und flüsterte, unhörbar für die anderen Anwesenden: "Ich meine er hat zwar etwas Nervtötendes an sich, aber ich habe noch keinen so jungen Burschen gesehen, der schneller einen Defekt an einer Plasmaleitung entdeckt hätte."
Tommok nickte: "Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Mr. Magnees, dann könnten wir jemanden an Bord dieses interplanetaren Cabrios gebrauchen, der sich mit diesem Modell auskennt.
Mr. Asayama, wie ich sehe, haben Sie gerade Urlaub. Haben Sie Interesse die Planetenoberfläche zu besuchen?"
Diese Aufforderung war offensichtlich als rhetorische Frage gedacht. Der Crewman zögerte jedoch. Natürlich kannte Max auch die Statistiken. Und dort überlebte kaum eines der Geräte den Jungfernflug. Er hatte wenig Lust, sich schon so früh auf seine letzte Reise zu begeben.
"Wissen Sie, Sir, in 20 Minuten fängt meine Wachschicht an...", begann er merklich ausweichend.
Tommok unterbrach ihn: "Machen Sie sich darum keine Sorgen. Ich werde mit Ihrem Captain sprechen. Nehmen Sie doch Platz."
Der Fleet Captain zeigte auf einen leeren Platz direkt hinter ihm.
Asayama sah ein, dass ihm keine Wahl blieb und setzte sich neben einem auffällig bleichen Humanoiden.
Ysdi hatte das Geschehen bequem von seinem Platz beobachtet. Als sich der Crewman direkt neben ihn setzte, musterte er den Menschen unauffällig.
"Guten Tag", fing er an und stellte sich sogleich vor, "Lieutenant Commander Ysdi! Ich bin diesmal für die Waffen zuständig. Es gibt also kein Grund nervös zu sein, Sie haben ja einen richtigen Angstschweiß!"
In Wirklichkeit konnte man nun wirklich nicht von Angstschweiß reden, denn die Stirn des Crewman sah völlig trocken aus. Allerdings konnte man die notdürftig festgeklebten Phasergewehre nun wirklich nicht Bewaffnung nennen.
Plötzlich summte der Schutzschild auf. Hajo tom Broek hatte die Kontrollen voll unter seiner Kontrolle.
"Wat mutt, dat mutt!", murmelte er lautstark, ehe die RX427 knatternd abhob.
Tommok zog seinen Sicherheitsgurt fest und eine Augenbraue hoch.
"Mr. tom Broek, bringen Sie uns auf Kurs 342.54, Richtung des Planeten.
Mr. Ysdi, Miss Ceram, haben wir Informationen über die Position des Tempels auf dem Planeten?"
"Na ja, Captain.", fing der Android an, "Wenn unsere Informationen richtig sind, dann ist der Begriff Tempel doch weit untertrieben. Es soll sich ein stadtgroßer Gebäudekomplex inmitten einer Wüste auf der Südhalbkugel befinden. Sie befindet sich gerade auf der anderen Seite des Planeten. Dort gibt es zwischen Tag und Nacht Temperaturschwankungen von etwas mehr als 100°C. Nicht gerade eine sehr einladende Gegend, wenn Sie mich fragen!"
--- Planet
Auch wenn das Gefährt der Sternenflottenoffiziere arg ruppig auf dem sandigen Boden der Wüste aufsetzte, so waren doch alle Insassen froh, wieder mehr oder weniger festen Boden unter den Füßen zu haben.
Verantwortlich war dafür nicht zuletzt der spontane Energieabfall auf halber Strecke. Ihr aller Leben hatte zunächst Ceram gerettet, die geistesgegenwärtig beim ersten Flackern des Energieschildes eine herumliegende Metallkurbel ergriff und damit über einen an der Maschine angebrachten handbetriebenen Transformator Notstrom erzeugt.
Asayama hatte schließlich einen Walkman an die Maschine angeschlossen, dessen Energie die Zeit überbrücken konnte, bis sich die Technik wieder erholt hatte.
Und nun standen sie da, das Fluggerät hinter einem kleinen Felsvorsprung getarnt. "Okay", sagte tom Broek, das Versteck ist noch nicht perfekt..." In diesem Moment frischte der Wind im Lichte der untergehenden Sonne heftigst auf und ein Sandschwall ergoss sich über die Offiziere, aber vor allem über den Flieger, der schließlich von einer Düne nicht mehr zu unterscheiden war. "Okay", wiederholte der Steuermann. "Wer merkt sich die Stelle, wo wir den Flieger vergraben haben?"
Wenig später machten sich alle auf einen Strammen Fußmarsch in Richtung des wie ein Geschwür aus der Wüste ragenden Stadtkomplexes. Die Offiziere wollten rasch dort sein, denn die Temperatur viel unter freiem Himmel rapide ab. Eine nachdenkliche Stimmung herrschte in der Gruppe.
Die Stille brachte alle dazu, an den "Selbstmord" zu denken, den sie vor noch nicht allzu langer Zeit auf der Raumstation miterlebt hatten und den aufzuklären sie sich vorgenommen hatten. Jeder schmiedete im Hinterkopf seine eigene Theorie über das Geschehene.
Sie schafften es, kurz vor dem Schließen der "Stadttore" in das riesige Gebäude zu schlüpfen und fanden sich in unvermittelt in einer pulsierenden Großstadt wieder. Auf verschiedenen Etagen fanden sich die unterschiedlichsten "Gebäude" und Räumlichkeiten. Slum-artige Bereiche wechselten sich ab mit "Villenvierteln" und Basaren und neben der vorherrschenden einheimischen Rasse konnte man auch wieder viele Außerirdische entdecken.
"Nun gut", ergriff der Steuermann Hajo tom Broek als erster das Wort, als sich die Gruppe "unauffällig" in einer halbdunklen Ecke versammelte.
"Unsere Haupt-Spur ist die alte Myrna mit ihrem sonderbaren Kult. Die muss irgendwo da drinnen hausen. Oder hat jemand noch andere Vorschläge?"
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866