Irgendwo vor den Toren der Stadt...
Vöglein zwitschern...
Es duftet nach Blumem...
Die Sonne scheint...
Frei sitz in einem Ruderboot, auf einem idyllischen See. Die Riemen
treiben im Wasser. Er trägt den neuen Centauri-Freizeitanzug mit drei
Streifen. Roberto hat sich zurückgelehnt und genießt die Sonne.
Ihm gegenüber sitzt, atemberaubend in einen Bikini - äußerst knapp, wie
es die aktuelle centaurische Haute-Couteure fordert - Anasazi, die
Diplomatentochter. Auch sie sonnt sich. Und seufzt.
Roberto seufzt ebenfalls, Kommunikation auf allerhöchster Ebene...
"Es ist so herrlich mit Dir, mein Liebster. Noch nie habe ich mich zu
einem Wesen so hingezogen gefühlt wie zu Dir." säuselte Anasazi ihm
zu.
"Die letzten Stunden waren die glücklichsten die ich je hatte, meine
Lakritzschnecke..." antwortete Roberto und schickte noch einen Seufzer
hinterher.
"Was wird denn Dein Kommandant sagen, wenn Du nicht mehr zurückkehrst?"
Das Lächeln rutschte Frei aus dem Gesicht und in seinem Hirn schrillten
die Alarmglocken. "Wie meinst Du denn das, mein Sahnehäubchen?"
"Nun, nach centaurischer Sitte müssen wir uns - nach den Dingen die wir in
der letzten Nacht angestellt haben - innerhalb von 6 Wochen, 6 Tagen und 6
Stunden vermählen."
Frei wurde etwas komisch und er bekam Durst.
Anasazi fuhr begeistert fort: "Hach, es wird ein rauschendes Fest, wie es
unsere Welt noch nie gesehen hat! Und Mutter wird sich so freuen, das ihre
Erstgeborene sich vermählt! Unsere Ehe wird unser beider Kulturen
zusammenschmieden, und Centauri und Menschen werden Handlesbeziehungen
aufbauen und Kultur und-"
"Aber ich muß in ein paar Tagen zurück zum Schiff!" fiel Frei ihr ins
Wort und bereute es sofort. Anasazis Antlitz verdunkelte sich, die Vögel
hörten auf zu zwitschern und die Sonne schob sich hinter eine graue Wolke.
"Was soll das heißen!?" keifte sie ihn an. Irgendwie wurde Frei immer
komischer, sie sah jetzt gar nicht mehr so begehrenswert aus. "Du kannst
nicht zurück auf Deine Untertasse! Du mußt mich heiraten! War ich etwa
nur ein amouröses Abenteuer für Dich, du Lüstling? Das läuft hier bei
uns auf Centauri aber nicht..."
Auf Frei prasselte eine Kanonade von Beschimpfungen und Beleidigugen
herab. Anasazi, die ihm eben noch die Welt bedeutete, stand nun vor ihm und
wünschte ihn zur Hölle. Frei wußte nicht, wie er reagieren sollte und stand
erstmal auf.
Das war ein Fehler. Das Boot begann zu wackeln, als Anasazi einen
Schritt auf ihn zuging und ihm einen Schwinger verpaßte, der einen
klingonischen Ochsen ins Jenseits geschickt hätte.
Frei fiel ins Wasser und ging erstmal unter. Als er nach einiger Zeit
wieder zum Vorschein kam, prustete er, hielt sich mit der einen Hand
sein Jochbein und mit der anderen am Ruderboot fest.
Anasazi keifte immer noch und kam auf die blendende Idee, Roberto auf
die Finger zu treten.
Wieder ging Frei unter, kam wieder zum Vorschein und sah, wie sich die
schöne Diplomatentochter rudernd von ihm entfernte.
"Wenn meine Mutter das erfährt, ist aber die Hölle los!" brüllte sie ihm
noch völlig undamenhaft zu.
So trieb Frei im Wasser, voll von Schmerzen. Irgendwie schaffte er es, zum
Ufer zu gelangen. Wo er sich erstmal hinsetzte und nachdachte, wie es
weitergehen sollte...
---
Frei saß immer noch am Ufer des Sees. Er bekam ein blaues Auge, das
wußte er genau. Vor einiger Zeit hatte er Anasazi mit dem Gleiter, mit dem
sie gekommen waren, abdüsen sehen.
Er rappelte sich auf und ging in die Richtung, in der er die Stadt
vermutete.
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Nach ein paar Stunden kam er an eine Art Gleiter-Highway. Ein
Hinweis-Schild gab ihm Recht, er war auf dem Weg zur Stadt.
Aber bis dahin waren es noch 64 ZTWF. Was immer das sein mochte...
Er setzte sich am Straßenrand hin und verfluchte sich, daß er seinen
Kommunikator auf der Daventry gelassen hatte. Aber schließlich war er ja
auf Urlaub - naja...
Ein Staubwolke aus der Richtung aus der er kam, erregte seine
Aufmerksamkeit. Frei stand auf und hielt den Daumen in die Richtung, in die
er wollte - ihm fiel nicht besseres ein.
Der Gleiter hielt an. In ihm saß eine komplette centaurische Familie
mit Haustier - ein sabberndes schleimiges Vieh, das zwitscherte wie ein
Kanarienhahn. Die Leute sahen ihn ziemlich groß an. Und Frei die Leute. Er
kam sich irgendwie so seltsam vor.
"Was denn mit Ihnen passiert? Hat sie ein moluskanische Wespe
gestochen?" erkundigte sich der Mann.
"Nein," erwiderte Frei, "eine... könnten Sie mich eventuell zur Stadt
mitnehmen, zu meinem Schiff?"
"Es wäre uns eine Ehre, Menschling, wir haben schon viel von euch
gehört!"
Frei mußte auf den Rücksitz, zwischen die beiden fetten Kinder
klettern. Das schleimige Ding glibberte auf seinen Schoß und trällerte
ihm die Ohren voll. "Du mußt sie hinter der Ohren kraulen, das mag sie."
meinte eins der Kinder. "Wo sind denn ihre Ohren?" wollte Frei wissen.
Und so verbrachte Frei muntere eineinhalb Stunden damit, mit anscheinend
völlig durchgeknallten Centauri zu plaudern und Schleim zu streicheln.
Allerdings wurde er freundlicherweise direkt am Trockendock abgesetzt. Nach
einer großen Abschiedszeremonie bekam er gerade noch das nächste Shuttle
zur Daventry.
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Frei betrat die Krankenstation. Er sah ziemlich mitgenommen aus, seine
Klamotten waren leicht verdreckt und vor allen Dingen hatte er ein riesiges
blaues Auge.
"Ist hier zufällig jemand?" rief er, und fügte murmelnd hinzu: "Oder sind
alle im Urlaub?"
"Ja bitte?" sagte Tsock und trat aus einer Ecke der Krankenstation hervor.
Als er Frei sah sagte er zu ihm: "Zuerst erzählen sie mir was passiert ist.
Dann kümmere ich mich um ihre Verletztungen."
Frei hockte sich auf eine Liege und ließ die Ohren hängen.
"Ach, Mr. Tsock, versteh' einer die Frauen..." sagte er und schüttelte
selbstvergessen den Kopf. "Befinden sich eigentlich noch viele
Besatzungsmitglieder an Bord?"
Tsock: "ICH weiß nicht, aber erzählen sie weiter."
Roberto Frei rutschte auf seiner Liege hin und her und lief rot an.
"Nun... ich hatte ein wundervolles Mädchen getroffen und eine fantastische
Zeit mit ihr gehabt... Dann kam es zu einem kleinen... Mißverständnis und
sie fand es gut, mich k.o. zu schlagen. Ich fiel vom Ruderboot ins Wasser
und mußte per Anhalter bei den centaurischen Simpsons mitfahren und
Schleim streicheln. Alles in allem war der Urlaub noch gar nicht so
erholsam..."
Frei verstummt und blickte mit einem irren Blick in eine Ecke der KS.
Tsock hörte zu, während es Frei verarztete. Sein Stirnrunzeln wurde
immer größer. Schließlich meinte er:
"Nun, körperlich sind sie bis auf die Schwellung am Auge völlig OK.
Aber die verschwindet auch bald." Er sah sich um und beugte sich etwas zu
Frei rüber. "Wenn Sie mit dieser Sache nicht so klarkommen, sollten Sie
sich mal mit dem Counselor unterhalten."
Mit diesen Worten drückte er Frei aufmunternd die Schulter.
Frei sah ihn mit großen Augen an, sagte artig "Danke" und verließ die KS.
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Vor der Tür der KS atmetet Frei tief durch und dachte nach. Der Urlaub war
bald zu Ende, also sollte er erstmal ausschlafen. Er ging in sein Quartier
und knallte sich aufs Bett.
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In seinem Quartier wachte Roberto Frei auf. Er sah auf die Uhr. Der letzte
Urlaubstag war angebrochen.
Er hatte sich von seinen Urlaubserlebnisse wieder einigermaßen erholt.
Sein Auge war immer noch geschwollen und sehr farbig. Frei ging ins Bad,
betrachtete sich im Spiegel und betastete vorsichtig die Schwellung. Dann
nahm er erstmal eine Dusche.
Anschließend schlüpfte er in seine Wohlfühlklamotten. Er wollte sich
gerade auf den Weg machen, als ihm etwas einfiel. Er ging zu seinem Schrank
und zog eine Kiste aus der untersten Ecke. Frei kramte in ihr herum und zog
eine Sonnenbrille hervor.
Er setzt sie auf und fühlte sich gut. Zum ersten mal seit den
Ereignissen mit Anasazi konnte er wieder grinsen.
SUSI spielte völlig unaufgefordert 'Soul Man' - und Frei wunderte sich
noch nicht einmal...
Die Tür schloß sich hinter ihm.
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Frei betrat 10 Vorne und suchte jemanden, mit dem er
zusammen früstücken konnte.
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866
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