Ensign Ymper Vale fühlte sich bei seinen Meditationen gestört, als
der Computer eine verschlüsselte Subraum-Nachricht ankündigte. Eine
unwillkommene Überraschung, aber als das Gesicht seines Gesprächspartners
erschien, erkannte er es sofort und ihm wurde klar, daß es sich nicht nur
um eine kleine Unannehmlichkeit handelte, sondern handfeste Probleme zu
erwarten waren. "Ren Boos! Ich bin sehr überrascht Sie zu sehen! Wie lange
haben wir uns nicht gesehen?!" eröffnete Vale das Gespräch. "Etwa 15
Jahre Prylar, aber sparen wir uns die Begrüßungsfloskeln! Ich freue mich,
Sie wohlauf zu sehen und werde in Kürze auf Centauri Prime eintreffen.
Halten Sie sich bereit!" Vale zog erstaunt die Augenbrauen hoch. 'Sieh mal
einer an, sogar bis in den Delta-Quadranten sind sie vorgedrungen ....' Ren
Boos nickte noch einmal kurz, dann verschwand das Bild des Bajoraners.
Ymper Vale war beunruhigt. Was würde die Khon Ma diesmal von ihm wollen,
was konnte so dringend und wichtig sein, daß man ihn HIER aufspürte?
Das Treffen mit Ren Boos verlief recht unspektakulär, seine Ankunft
auf Centauri Prime blieb im Verborgenen und die Gastgeber der
Daventry-Crew wunderten sich nicht, als man sah, wie einer der
Wissenschaftsoffiziere in Begleitung eines anderen Mannes das
Regenerierungszentrum verließ...
... nur auf der Daventry sollte das Verschwinden des bajoranischen
Offiziers einige Verwirrung auslösen. Ensign Ymper Vale hatte eine
kurze Nachricht hinterlassen, daß er aus persönlichen Gründen den
Dienst bei der Sternenflotte quittiere. Dies ohne Rücksprache mit dem
kommandierenden Offizier bekannt zu geben war sicher nicht ganz üblich,
aber Thora Wollester hatte keine Möglichkeit mehr ihn danach zu fragen,
denn noch am selben Tag kehrte Ymper Vale Centauri Prime und der
Föderation den Rücken mit unbekanntem Ziel.
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Die allgemeine Urlaubsgenehmigung nahm der Chefingenieur der Daventry zur
Kenntnis, während er gerade die Output-Effizienz der Warpspulen einer
Ebene-3-Diagnose unterzog. Sein Bedürfnis nach Erholung war bestenfalls
mäßig, die Aussicht auf ein paar arbeitsfreie Tage erschien ihm kaum
verlockend. Dennoch: ein gänzlich bedürfnisloser Androide war er nicht
(auch wenn ihm die Leidenschaftslosigkeit einzelner mechanischer Kollegen
gelegentlich imponierte), und die Aussicht, sich seinen persönlichen
Interessen zu widmen, erschien ihm gewissermaßen reizvoll.
Dennoch lag ihm die Funktionsfähigkeit der Daventry natürlich am Herzen,
daher beschloß er, zunächst noch einmal Kontakt mit den Ingenieuren der
Centauri aufzunehmen. Er betätigte seinen Kommunikator: "Tommok an Crewman
Bauer. Bitte melden sie sich in Transporterraum 3."
"Mr. Tommok!"
Der Vulkanier staunte nicht schlecht, als er die ihm bekannte Ingenieurin
vor sich stehen sah - allerdings diesmal in einem zweiteiligen Outfit, das
sie aus humanoider Sicht überaus attraktiv erscheinen ließ. Ein kurzer
allseitiger Begrüßungstanz (den Tommok extra zuvor mit seinem etwas
rustikalen Kollegen geübt hatte), dann ergriff der Vulkanier das Wort.
"Miss Sakora, dies ist Crewman Bauer. Wir sind gekommen, um uns eventuell
mit Ihrer Hilfe der Lösung unserer Deflektorenprobleme zu nähern."
Die Ingenieurin nickte. "Selbstverständlich, Mr. Tommok. Allerdings denke
ich, daß es Ihnen beiden zuvor zur Freude gereichen könnte, an unser
Ingenieursfeier teilzunehmen. Bitte treten sie ein!"
Mit großem Erstaunen betraten Tommok und Bauer einen Raum, in dem von
diversen Centauri ausgelassen gefeiert und getanzt wurde. Experimentelle
Musik erklang aus allen denkbaren Richtungen, an verschiedenen Orten
führten Wissenschaftler verschiedenste Licht- und Feuerwerke durch,
weshalb der Raum von verschiedenfarbigen Blitzen und Effekten erleuchtet
wurde. Eine etwas größer gewachsene Centauri-Frau angelte sich sogleich
den stämmigen Marsianer, während Sakora den Vulkanier in den Raum
hineinzog. Während Bauer seinem Chef noch ein kurzes "Sir", begleitet von
einem dezenten Schulterzucken zuwarf, wandte sich Tommok seiner Gastgeberin
zu.
"Miss Sakora, Ihr Sinn für stilvolle Gemüts-Zerstreuung ist
beeindruckend." "Danke, Mr. Tommok. Wir Centauri arbeiten viel und feiern
gerne. Und das am liebsten mit den Arbeitskollegen, denn Beruf und
Privatleben ist für uns eins."
Aus dem Augenwinkel konnte Tommok nach einiger Zeit des durchaus
inspirierenden Tanzes mit Miss Sakora eine geringfügige Unruhe wahrnehmen,
während gleichzeitig die Musik langsam zu verklingen schien...
Dies war kein Wunder, denn die Musikerin hatte sich zum alltäglichen
Regenerations-Zyklus zurückgezogen. Niemand, einschließlich Tommok und
Bauer war in der Lage, das komplizierte Musik-Erzeugungssystem zu bedienen.
Tommok bemerkte, daß die Stimmung im Saal zunehmend sank. Der Vulkanier
wechselte einige Worte mit der Centauri-Frau und bediente dann seinen
Kommunikator:
"Tommok an Daventry. SUSI, bitte eine vulkanische Harfe replizieren und in
diesen Raum beamen. Tommok Ende."
Wenige Augenblicke später erschien das gewünschte Utensil, von den
Centauri interessiert beäugt. Tommok ergriff das Instrument, setzte sich
auf einen Stuhl und begann, einige vulkanische Weisen zu intonieren.
Fasziniert scharten sich einige Centauri um den Offizier, während andere
sich wieder der ursprünglichen Ausgelassenheit zuwandten. Während CM
Bauer begann, Tommoks Musik durch rhythmisches Klopfen auf einigen Stühlen
rhythmisch zu untermalen, blickte die Centauri-Ingenieurin eine lange Zeit
fasziniert auf die beiden Sternenflottler, die den gesamten Raum mit
liebreizenden Klängen erfüllten.
Die Party dauerte noch einige Stunden an, und man kam schließlich
überein, sich am nächsten Morgen zur weiteren Besprechung technischer
Details zu treffen. Tommok und Bauer verabschiedeten sich also, wobei der
Marsianer von der Wirkung der berauschenden Getränke nicht ganz verschont
geblieben zu sein schien.
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Zurück auf der Daventry schaltete Tommok zunächst in Absprache mit den
zuständigen Centauri-Bibliothekaren eine Datentransfer-Leitung zum
Zentralrechner des Planeten, mit dem Ziel, möglichst umfassend sämtliche
bekannten Informationen auszutauschen. Dieser Transfer dauerte einige Zeit,
während der Tommok einige Stunden in seinem Quartier verbrachte (im
Vorbeigehen auf Deck 24 hörte er durch die Tür seines Quartiers Crewman
Bauer einige moralisch eher zweifelhafte marsianische Lieder gröhlen).
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Am nächsten Morgen betrat Tommok die Brücke und führte einige
Nachforschungen durch.
"Computer: Statusbericht."
SUSI: "Der Datentransfer ist abgeschlossen. Sämtliche relevanten
Informationen sind im Bibliothekscomputer der Daventry gespeichert. Zudem
besteht ein direkter Zugriff auf das Bibliothekssystem der Centauri."
Tommok nickte zufrieden.
"Computer: erbitte Informationen über die Herkunft der Centauri. Steht
die Tatsache, daß der Name dieser Kultur identisch ist mit einer
sehr ähnlichen Kultur im Alpha-Quadranten in irgendeinem Zusammenhang mit
der Herkunft und Geschichte der Centauri?"
SUSI: "Alle Informationen über die Centauri sind in der Datei
Centauri-Tommok.inf in ihrem Homeverzeichnis abgelegt.
Welche ähnliche Kultur im AQ meinen sie. Bitte präzisieren sie Ihre
Anfrage erneut."
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866
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