Mahon sah Urga sehr ernst an. "Wissen sie Urga, ich denke, daß sie ein
durchaus fähiger Offizier sind. Aber sie sind mir viel zu ruhig. Viel zu
selten
ergreifen sie die Initiative und üben den Einfluß auf die Männer aus, den
ich von meinem zweiten Sicherheitschef erwarte. Ich bin mir nicht sicher,
ob sie der Aufgabe gewachsen sind. Aber ich werde ihnen noch eine letzte
Chance geben. Sie führen ein Außenteam auf dem Planeten. Ich teilen
ihnen Belloni und Diamond zu. Und ich verlasse mich auf sie. Wegtreten!"
Urga nickte und verließ den Raum.
Mahon dachte ein wenig nach. Dann zog er sich um, kleidete sich etwas
unorthodox nach uralter andorianischer Kriegermanier und machte sich
ebenfalls auf, Risa zu besuchen.
Er wollte allein bleiben. Seines Erachtens hatte er so eine bessere
Chance. Ohne Menschen, die mittlerweile wie bunte Hunde auffallen
dürften. Außerdem brauchte er Abstand.
---OBERFLÄCHE RISA
Mahon materialisierte in einer dunklen Gasse, etwas, daß auf Risa
vor 60 Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Er kontrollierte seine
Ausrüstung und wollte sich auf den Weg machen, als er plötzlich
der vier Nausikaner gewahr wurde, die ihm den Weg versperrten
und offensichtlich unfreundlich erschienen.
"HARRLT, ANDORRRIANERR!" sprach der große Lange vor ihm
und zog sein Messer, eine Waffe, die Mahon nur ein müdes Lächeln
entlockte. Die Außenmission begann ihm zu gefallen.
Die nun folgende Grausamkeit endete für die Angreifer in einem Disaster.
Der Sicherheitschef schlug sich wie der Teufel und keine Minute später
zogen sich drei der Nausikaner zurück, für den vierten kam jede Hilfe
zu spät. Mahon hatte ihm mit der blossen Faust den Schädel zertrümmert.
Während sich der Andorianer von der kurzen Anstrengung erholte und das
blaue Blut zurück in die Armwunde drückte, fiel ihm ein größerer Sack auf,
den die Nausikaner liegen gelassen hatten und der sich bewegte!
Vorsichtig öffnete ihn Mahon und befreite so eine in seinen Augen nicht
unattraktive Frau saurianischer Herkunft. Er hatte zuvor selten einen
Angehörigen dieser Rasse gesehen und nicht geahnt, daß ihre Frauen
so charismatisch waren. Wahrscheinlich hätte ihm keiner seiner
Menschenfreunde zugestimmt, aber das war ihm egal.
Die Saurianerin begegnete seinem Blick.
Mahon: "Mein Name ist Mahon. Ich hoffe ihnen ist nichts passiert.
Wie ist ihr Name?"
Dabei reichte er ihr seine Hand und hob sie auf die Beine.
"Sie haben nochmal Glück gehabt. Wer waren diese Banausen?"
Mit Ihren grossen Reptilienaugen, die von langen Wimpern gesaeumt wurden,
schaute die Saurianerin dem Andorianer ins Gesicht. Sie oeffnete den Mund
und begann zu singen.
Aus dem Lied wurde nur beschwerlich eine Sprache ."Mmreinn Namee issst
Bes´ sech aikse´se guire tir´ta juota et ´teropes las´tech ro. Und ichh
daanke
sehrr fuer die unnerhofftee Hilfee."
Mahon hatte vergessen, wie schwierig es war, mit diesen singenden
Geschöpfen ein anständiges Gespräch zu führen. Außerdem fand er ihren
Namen überaus ineffektiv. "Ich werde sie einfach Bes nennen, Ok?"
Die Saurianerin nickte und er fuhr fort. "Ich habe ihnen gern geholfen.
Aber ich bin neu hier und habe nicht viel Zeit. Ich suche etwas, vielleicht
können sie mir helfen. Kennen sie sich hier aus?"
Bes musterte Mahon von oben nach unten und antwortete, die Eile Mahons
ignorierend, sehr bedaechtig ."Ssie sinnd eiin Andorianer. Viele vo ihrer
Art
kommen nicht nach Risa. Das war fruehrer wohl anders doch dire Zeiten
haben sich geaendert . Sie gehoeren wohl zu den Wenigen die den
Angiff der Gruender trotzen konnten ?".
Mahon hätte gern mehr von dem Angriff auf seinen Heimatplaneten erfahren,
doch gab es wohl wichtigeres, als diese Informationen. Außerdem hatte er
beschlossen, daß dies nicht seine Zeitlinie war. Deshalb antwortete er: "Nun, unser Schiff war verschollen, im Deltaquadrant. Jetzt sind wir wieder
da und nun das hier! Was ist eigentlich passiert, in den letzten 60 Jahren?
Können sie sagen, wo sich eine solche Datenbank oder ähnliches befindet?
Überhaupt, was machen sie hier auf Risa?"
"Sie meinen bevor ich von diesen Schurken niedergeschlagen und in einen
Sack gesteckt wurde? Nun ich stand in einer Bar und hoerte zu. Es wird
schwierig sein, zu erzaehlen was in sechzig Jahren geschehen ist.
Fragen sie nach gesellschaftlichen , oder politischen Veraenderungen?
Meinen sie Risa ? Oder Andor ? Soviel ist geschehen wo soll ich anfangen
zu erzaehlen ? Das beste wird sein, ich begleite sie zu der historischen
Datenbank. Dies ist das mindessste wass ich fuer sie tun kann.
Allerdings isst das nicht gerade ungefaerhlich."
Bes redete langsam und im Laufe der Zeit verschwand ihr Akzent fast
vollstaendig. Sie fand den Andorianer und seine seltsame Geschichte
interessant. Mit ihrer schuppigen Hand deutete sie in eine Richtung.
" Hier muessen wir entlanggehen."
Waehrend sie so liefen ueberlegte Bes wer sie wohl hatte enfuehren wollen,
kam aber zu keinem schluessigen Ergebnis. Es gab keinen Grund, aber in
diesen Zeiten gab es fuer Weniges einen Grund.Es war erstaunlich normal,
entfuehrt zu werden und auf dem Sklavenmarkt verkauft zu werden.
Vor einem sehr unauffaelligen Gebaeude blieb Bes stehen ."Hier ist es.
Einer der Cardassianer die regelmaessig in die Bar kommen erzaehlte
mal im Suff von diesem Ort. Er prahlte damit wie sicher dieser Ort sei
weil unauffaellig und bewacht bevor er anfing obzoen zu werden und
Tedeon , der Besitzer der Bar ihn rausschmiss. Nun ich hoffe sie wissen
was sie tun."
Mahon lächelte Bes an. Es war einfacher gewesen, als er dachte. Hier würde
er vielleicht Antworten erhalten. Er nickte seiner Begleiterin freundlich
zu.
"Ich weis,was ich tue. Gehen wir." Und sie betraten den Komplex.
Hinter der Eingangstür kamen sie in einen Raum. Er war leer, eine Tür.
Der Andorianer befragte seinen Tricorder, nicht ohne das besorgte Gesicht
von Bes zu bemerken. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit.
"Keine Angst, wir gehen rein und wieder raus. Der Tricorder scannt keine
Sicherheitskraftfelder. Nur eine humanoide Person. Sie steht hinter der Tür
dort und wartet."
Bes schaute auf den Tricorder. "Solche Geräte sind auf Risa verboten."
flüsterte sie.
Mahon zuckte mit den Schultern, zog seinen Phaser und pulverisierte die
Tür samt dem Lauernden hinter ihr. "Es tut mir leid, diese Brutalität,
aber es steht eine Menge auf dem Spiel und das dort war ein Cardassianer!"
Danach schritten sie durch den folgenden Gang und gelangten in einen Raum,
der offensichtlich ein Archiv war. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis
offenbahrte,
das die tatsächlich nur eine unbedeutende geschichtliche Datenbank war.
"Das erklärt die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Für jeden anderen
dürften die Informationen hier fast wertlos sein." sprach Mahon mehr zu
sich,
als zu Bes. Dann begann er, zu kopieren, was den Beginn und den Verlauf
der Gründerkriege betraf.
Der Andorianer setzte sich auf einen Sessel und schaute Bes an.
"Die Übertragung wird ein paar Minuten dauern. Erzählen sie mir etwas
über sich!" sprach er und lächelte freundlich. Er war sich der brisanten
Situation und Gefahr bewußt, aber es schien ihn erstaunlicher Weise
sehr zu entspannen, jetzt ein persönliches Gespräch zu führen.
Das war die Abwechslung, die er gesucht hatte.
Bes schaute sich aengstlich um. Sie war erstaunt ueber den Zeitpunkt den
Mahon fuer ein Gespraech dieser Art gewaehlt hatte. Trotzdem begann
sie zu erzaehlen. " Nicht immer war ich Barfrau, obwohl ich es schon lange
und gerne bin. Und nicht immer habe ich hier auf Risa gelebt. Ich wurde
auf Sauria geboren und bin dort aufgewachsen. Mein Vater betrieb
dort eine kleine Brandy-Fabrik und meine Mutter lebte nicht mehr bei uns,
seit sie meinen Vater versucht hatte im Schlaf zu erwuergen. Solch
eine Tat passt nicht in eine so poetische Welt wie Sauria. Nun..."
Ploetzlich hielt Bes inne. Ihre Augen wanderten hin und her. Eine lange ,
gespaltene Zunge schnellte aus ihrem Mund, waehrend sie unruhig
aufsprang und Mahon mit sich zog."Ssscscrieeek----wir werden beobachtet"
Mahons Blick wanderte an die Wand .Eine Kamera beobachtete sie
seit einer Ewigkeit.
Mahon fluchte. Warum hatte er sie nicht bemerkt? Altmodisches Teil.
Sein Tricorder konnte sowas nicht entdecken. Wer benutzt nur solche
Antiquitäten? Er tippte schnell ein paar Tasten. "Verdammt, unsere
Bilder wurden schon weitergeleitet. Wahrscheinlich kennt nun jeder
Jem'Hadar, Cardassianer oder Gründer und weis Gott wer noch unsere
Gesichter! Wir müssen hier raus! Schnell!"
Mit diesen Worten ergriff Mahon Bes am Handgelenk und rannte was das
Zeug hielt. Kaum waren sie ein Stück vom Gebäude entfernt, als sie schon
das herannahen der Hovercraftshuttles des Sicherheitsdienstes hörten.
Sie flüchteten in eine kleine Gasse und verschnauften. Mahons Arm tat
immer mehr weh und begann seine Konzentration zu stören. Er stöhnte
kurz auf, winkte dann aber ab: "Ich hoffe, daß die Daten genügen, die ich
überspielt habe. Ich sollte besser nicht hierbleiben, sondern zurück
auf mein Schiff beamen. Ich danke ihnen tausendfach für ihre Hilfe.
Viel Glück!"
Er schaute sie lieb an und küsste sie flüchtig auf die Wange. Dann machte
er sich bereit zum beamen.
Bes Augen erweiterten sich. Panik ergriff sie, wie sie einen
friedliebenden,
besonnenen Saurianer nur selten ergreift. " Moment !Halt ! Wissen sie,
so richtig viel Spass werde ich wohl hier an diesem Ort nicht mehr haben.
Ich weiss sehr wohl dass es ein bisschen viel verlangt ist , aber ich bitte
sie, helfen sie mir.Nehmen sie mich mit auf ihr Schiff. Hier kann ich
unmoeglich bleiben. Man wird mich hier unten als Verraeter toeten.
Ich bitte sie! " Sie zitterte am ganzen Koerper.
Mahon sah sie erstaunt an und überlegte kurz. "Sie haben mir sehr geholfen
und ich würde sie gerne retten, aber sie wissen nicht, worauf sie sich
einlassen. Wissen sie, wir kommen nicht wirklich von hier und wenn sie
sich entschließen, uns zu begleiten, werden sie nie wieder
zurückkehren können."
Bes sah ihn so an, als ob sie ihn nicht verstehen würde.
Mahon fuhr fort: "Wir reisen nämlich 60 Jahre in die Vergangenheit.
Von dort kommen wir und dorthin werden wir zurückkehren!"
Die Saurianerin schaute ihn durchdringend an: "Jeder Ort in diesem
Universum wäre mir lieber als dieser hier. Bitte, nehmen sie mich mit!"
Mahon stöhnte. Er würde gegen einige Vorschriften verstoßen.
Andrerseits hatte sie ihm geholfen.
"Mahon an Mirage. Zwei Personen hochbeamen."
---BÜRO DES CAPTAINS
Mahon: "Sir, diese Frau hat mir bei meinen Ermittlungen geholfen. Sie hat
diese Informationen," er deutete auf das Datenpadd auf dem Tisch,
"erst möglich gemacht."
Tommok schüttelte den Kopf. "Ich verstehe sie, Mahon, aber die Sache ist
nicht so einfach. Allerdings, wenn sie um Asyl bitten würde."
Bes: "Ich bitte um Asyl."
Tommok: "Das hat die Föderation zu entscheiden!"
Mahon: "Wir sind das einzige Schiff der Föderation, Sir!"
Tommok nickte. "Willkommen an Bord, Miss...?"
Bes: "Bes, Sir, Bes."
Tommok: "Gut, Miss Bess. Bei Gelegenheit nennen sie mir ihren
vollständigen Namen. Bis dahin wird Mr. Mahon ihre Daten aufnehmen
und ihnen eine nützliche Beschäftigung besorgen.
Er ist unser erster Offizier. Wegtreten."
---ZEHN VORNE
Mahon und Bes betraten die Bar.
Es waren nur ein paar Crewmitglieder anwesend.
Mahon wies mit dem Kopf auf den leeren Platz hinter der Bar:
"Bes, ich glaube, wir können einen Barkeeper ganz gut gebrauchen.
Sehen sie dieses Etablissement als ihr Reich an."
Danach machte er kehrt und lies sie allein.
Bes Augen leuchteten. Sie betrachtete die Bar mit wachsenden Interesse.
'Eine eigene Bar', dachte sie verträumt. Sie freute sich auf ihre Arbeit.
<ENDE>
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866